Drei Rätsel muss Turandot in Giacomo Puccinis gleichnamiger Oper beantworten. Drei Rätsel hat auch Lisa Katharina Strohmeier gelöst, bei BR-Klassik jedenfalls morgens um kurz nach sieben. Dafür darf sie nun auf dem roten Sofa Platz nehmen, in der BR-Klassik-Lounge, leicht erhöht und damit mit bester Sicht auf die neue Rundbogenbühne. Lisa Katharina hat ihre Mutter mitgebracht, schließlich hat sie gleich zwei Eintrittskarten gewonnen für Klassik am Odeonsplatz. Sie freut sich besonders „auf die musikalische Vielfalt“, auf Musik von Sergej Prokofjew und Richard Strauss.
Die Stimmung ist wie immer prächtig auf dem Odeonsplatz an diesem Samstagabend. Neu ist die Rundbogenbühne. Die transparente Rückseite gibt den Blick frei, allerdings nur auf das Gerüst, das noch bis mindestens 2027 vor der in Renovierung befindlichen Feldherrnhalle stehen wird. Am Samstag- wie am Sonntagabend stehen diesmal deshalb tausend Plätze weniger zur Verfügung als in den Vorjahren. Dennoch sind es noch 7000 Karten pro Abend, die laut Auskunft von Bernd Roos, Projektleiter der VeranstaltungsGmbH „Pro Event“, bereits im Januar verkauft waren.
BR-Intendantin Katja Wildermuth begrüßt Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. (Foto: Stephan Rumpf)
Ansonsten bleibt denn auch alles beim bewährten Alten, gut klassisch eben: Einen Abend, in diesem Jahr den ersten, bestreitet das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, den anderen die Münchner Philharmoniker. Und natürlich gibt es für jeden Abend einen prominenten Solisten: Am Samstag spielt Daniil Trifonov das Dritte, das bekannteste Klavierkonzert von Sergej Prokofjew, am Sonntag Lisa Batiashvili das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven.
Udo Wachtveitl und Kathrin Koch genießen den Abend. Der Schauspieler, der dieser Tage seinen letzten Münchner Tatort abgedreht hat, ist ein großer Klassikfan und hat die Konzerte am Odeonsplatz regelmäßig moderiert. (Foto: Stephan Rumpf)
Klassik am Odeonsplatz bleibe eben „das hochkarätigste Klassikevent Deutschlands“, meint Bernd Roos. Seit 2000 schon findet es statt, mit Pausen nur 2001, als das Konzept noch nicht etabliert war, und 2020, wegen Corona. Die Pandemie vermasselte das Debüt des Dirigenten Franz Welser-Möst. In diesem Jahr holt er es endlich nach, mit einer eigenen Version einer Suite zu Richard Strauss‘ „Rosenkavalier“ im zweiten Teil.
Welser-Möst gilt als Experte für die Werke des Münchner Komponisten, dessen Musik sonst eher drinnen, im nahegelegenen Nationaltheater, erklingt. Dass Welser-Möst an diesem Abend dirigierte, ist ein Glück für die BR-Symphoniker, denen Welser-Möst aus vielen Gastdirigaten eng verbunden ist. Seit Herbst 2023 kämpfte er mit einer Krebserkrankung, musste auch in jüngerer Zeit noch einige Konzerte absagen. Daniil Trifonov ist dagegen bereits ein alter Hase bei Klassik am Odeonsplatz. Bereits 2016 und 2019 war er hier zu Gast, in beiden Fällen allerdings mit den Münchner Philharmonikern.
Das Münchner Publikum genießt den Sommerabend, bei Klassik am Odeonsplatz 2024 hatte man weniger Glück mit dem Wetter. (Foto: Stephan Rumpf)
Lisa Katharina Strohmeier hat Trifonov bislang nie live gehört, weshalb sie sich auf ihn besonders freut. Ebenso wie auf die BR-Symphoniker, „dieses großartige Orchester, das man sonst nur im Radio hört“. Der Livestream wird für noch viel mehr Menschen von der ARD auf Youtube übertragen, rein akustisch natürlich bei BR-Klassik. Die Fernsehaufzeichnung wird am etwas späteren Abend von BR und 3sat ausgestrahlt.
Mit dem Wetter hat man Glück in diesem Jahr, im Gegensatz zum letzten, wo Sturm und Regen durch den ersten Akt von Richard Wagners „Walküre“ fegten. Im abendlichen Sonnenschein sitzen vorn die Ehrengäste, darunter die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Charlotte Knobloch, die Schauspieler Michaela May und Udo Wachtveitl, die Kabarettisten Angela Ascher und Martin Frank.
Und erstmals auch Marek Wiechers, der frischgebackene Münchner Kulturreferent. Zu Beginn des Konzerts plaudert er mit Katja Wildermuth, der Intendantin des Bayerischen Rundfunks. Er gehe gerne auf Konzerte aller Musikstile, sagt Wiechers, „darunter auch Klassik“. Klassik am Odeonsplatz sei ein Leuchtturmprojekt, auf das er ganz besonders stolz sei, es behalte „eine ganz besondere Magie“. Dann gehört die Bühne Daniil Trifonov, um die Magie zu entfalten.
Der zweite Abend von Klassik am Odeonsplatz mit den Münchner Philharmoniker unter Lahav Shani und der Geigerin Lisa Batiashvili am 13. Juli ist ausverkauft, Infos zu den Übertragungen unter www.klassik-am-odeonsplatz.de