Man spielte mit dem Gameboy, hörte Trash-Techno und Boy-Bands und schaute Filme auf VHS: Das und vieles mehr waren die 1990er-Jahre. Wie sah Mainz in dieser Zeit aus? Wir geben euch auch in unserem elften Teil einen weiteren Einblick.
Gautor
Das Gautor war in dieser Woche in Mainz großes Stadtgespräch. Der Grund: Auf Google Maps wurde es in „Gaytor“ umbenannt. Wer genau für die Umbenennung verantwortlich war, ist bislang nicht bekannt. Wie eine Stadtführerin für queere Touren in Mainz gegenüber Merkurist erklärte, war es nicht die erste Umbenennung in „Gaytor“. Das Gautor selbst spiele zudem auch in ihren Stadtführungen eine besondere Rolle. „Die Stadtführung beginnt aus verschiedenen Gründen an dem Standort. Zum einen wegen des lustigen Aufhängers, dass das Tor umbenannt wurde und sich dieses Wortspiel auch in der Gaustraße wiederfindet“, erklärt sie.
Zum anderen habe das Tor eine Verbindung zur queeren Geschichte der Stadt: „In den 90er- und 00er-Jahren gab es eine Zeitschrift für die queere Community namens LUST. Sie ist eine wesentliche inhaltliche Grundlage für die Stadtführung und vollständig im Stadtarchiv erhalten“, so Chiara. In dieser Zeitschrift sei unter anderem empfohlen worden, nach einem Besuch in einer queer-freundlichen Kneipe in der Gaustraße einen Stadtspaziergang zu starten. Doch wie sah es damals in den 90er-Jahren am Mainzer Gautor aus?
Das Bild stammt von der Webseite tramtrain.de und zeigt das Gautor im März 1992. Fotograf ist Stefan Höltge, der uns das Bild freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Im Vordergrund ist die Straßenbahn (Modell GT6 237) der Linie 11 auf dem Weg nach Hechtsheim zu sehen.
Das Tor selbst ist nicht zu sehen – und zwar nicht nur, weil es von der Straßenbahn verdeckt wurde. Denn wie wir euch im ersten Teil bereits erklärt haben, stand das Gautor zu dieser Zeit gar nicht an seinem Platz. Von dem historischen Tor ist eigentlich nur noch die Fassade von 1670 erhalten geblieben – und die sollte eigentlich zerstört werden. Nach Protesten von Bürgern stellte man die Überreste im Hof des heutigen Frauenlobgymnasiums auf. Ab 1962 standen sie in der Grünanlage am Fichteplatz. Erst 1998 wurden die Überreste des Gautors in der Nähe seines ursprünglichen und heutigen Standorts wieder aufgestellt.
Breite Straße
Die folgenden Bilder zeigen die Breite Straße in Gonsenheim. Beide Bilder hat Christian Wenger am 20. August 1993 aufgenommen.
Im ersten Bild seht ihr erneut die Linie 11, dieses Mal allerdings auf dem Weg nach Finthen. Zu sehen ist auch die frühere Buchhandlung Lux. Auch im zweiten Bild fährt eine Straßenbahn der Linie 11 nach Finthen. Etwa vier Jahre später war die Breite Straße große Baustelle: Zwischen der Haltestelle Kapellenstraße und der evangelischen Kirche wurden die Straßenbahngleise erneuert.
Ihr wollt weitere Bilder aus den 90er-Jahren sehen? Hier geht es zu Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5, Teil 6, Teil 7, Teil 8, Teil 9 und Teil 10. Oder ihr habt selbst Bilder aus dieser Zeit, die ihr uns zur Verfügung stellen wollt? Postet sie gerne unter diesen Artikel oder schickt sie uns an redaktion-mainz@merkurist.de.