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US-Präsident Donald Trump im Juni 2025 beim Nato-Gipfel in Den Haag in Dänemark (Archivbild). © IMAGO/Jakub Porzycki
/ NurPhoto
Lange verlor Donald Trump kaum mal ein schlechtes Wort über Wladimir Putin. Doch das ist vorbei, der US-Präsident beschimpft den Kremlchef als „völlig verrückt“
Washington, D.C. – Mal spricht US-Präsident Donald Trump in den höchsten Tönen von Russlands Präsidenten Wladimir Putin, lobt ihn unter anderem als „starken Anführer“. Dann wieder beschimpft er ihn als „völlig verrückt“. Dieses Hin und Her geht nun schon seit einigen Jahren so, aktuell herrscht wieder einmal Eiszeit zwischen den beiden Staatsoberhäuptern.
Denn derzeit zeigt sich Trump zunehmend unzufrieden mit dem Kremlchef. Am Dienstag hatte er ihm vorgeworfen, mit Blick auf eine Friedenslösung für den Ukraine-Krieg „Bullshit“ zu erzählen. Der US-Präsident hatte sich in den Tagen zuvor für ein schnelles Ende des Kriegs ausgesprochen. Mit Putins Verhalten sei er überhaupt nicht zufrieden, betonte Trump in diesem Zusammenhang. Deshalb habe er veranlasst, dass die USA einige Waffen in die Ukraine schicken, so der US-Präsident.
Trump auf Konfrontationskurs mit Putin – Wende in der Beziehung zwischen Russland und den USA
Das politische Aneinanderrasseln der beiden Alphamännchen Trump und Putin birgt einige Risiken, die USA und Russland verfügen über die beiden größten Atomwaffenarsenale der Welt. Und Trumps Taktik, politische Gegner mit Rhetorik und Zöllen zu überrumpeln, dürfte bei Putin wenig Reaktionen hervorrufen. Dessen Vorgehen wird eher als skrupellos bezeichnet, die jüngst stark angewachsenen Drohnenangriffe auf Kiew mit zahlreichen Toten deuten Beobachter als klare Botschaft an das Weiße Haus.
Unklar ist dabei, wie lange die Fehde zwischen den beiden Präsidenten andauern wird. Denn sollte Trump seine Drohung in Richtung Kreml wahrmachen und der Ukraine militärisch beistehen, ist es doch schwer vorstellbar, dass er plötzlich wieder Milliarden US-Dollar an Militärhilfen nach Kiew schicken wird. Gegenüber dem US-Sender NBC News bestätigte Trump jedoch bereits am vergangenen Donnerstag die Lieferung neuer Patriot-Raketen an die Ukraine.
Beziehung zwischen Trump und Putin: Aggressor Russland im Ukraine-Krieg
„Wir schicken Waffen an die Nato, und die Nato zahlt für diese Waffen, hundertprozentig“, sagte der US-Präsident dem TV-Sender. Und weiter: „Wir werden die Patriot-Raketen an die Nato schicken, und die Nato wird sie dann verteilen.“ Weitere Details nannte Trump nicht. Doch die Ankündigung könnte einen Wendepunkt in der US-Ukraine-Politik unter Trump darstellen. Bislang äußerte sich der US-Präsident häufig kritisch über die Ukraine, exemplarisch hierfür steht auch das Treffen von Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Nun beschuldigt der US-Präsident aber Russland, der Aggressor in dem Krieg zu sein und ihn unnötig in die Länge zu ziehen.
Die große politische Frage ist nun, wie sich das auf den Ukraine-Krieg auswirken wird. Trump hatte sich in der Vergangenheit darum bemüht, dass Putin den Krieg in der Ukraine beendet. Immer wieder lobte er dessen vermeintliche Klugheit und Stärke. Doch selbst als Trump sich im Oval Office offen gegen Selenskyj stellte, lehnte Putin weiter stoisch sämtliche Bedingungen für einen Waffenstillstand und ein mögliches Friedensabkommen ab.
Wandel in Beziehung zwischen Putin und Trump: US-Präsident nennt Kremlchef „völlig verrückt“
Die europäischen Verbündeten der Ukraine sehen weiter Putin in der Rolle des Schuldigen. Ein von den USA unterstütztes Friedensabkommen hätte aus Sicht des Westens die russische Aggression belohnt, denn dann hätte Moskau territoriale Gewinne erzielt und sichergestellt, dass die Ukraine dem Militärbündnis Nato nicht beitreten wird.
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Dabei wird aber außer Acht gelassen, warum Putin den Krieg in der Ukraine begonnen hat: Der russische Präsident sieht den militärischen Konflikt als Wiedergutmachung für ein historisches Unrecht an. Der US-Sender CNN kommentierte kürzlich, der Grund für Putins Angriff sei sowohl „Russlands uralter Anspruch auf die Ukraine“ als auch die reine „Existenz einer demokratischen Regierung in Kiew“. Auch die Nato-Erweiterung nach dem Kalten Krieg wird als Grund angeführt.
Denkt man das weiter, könnte Putin möglicherweise nicht die Absicht haben, den Krieg jemals zu beenden, schreibt CNN. Auch die vielen Opfer auf russischer Seite könnten existenziell für Putins politisches Überleben sein, spekuliert der TV-Sender. Und auch Trump scheint nun zu erkennen, dass man mit dem russischen Präsidenten nicht wirklich verhandeln kann. „Er ist die ganze Zeit sehr nett, aber es stellt sich heraus, dass es nichts bedeutet“, sagte der US-Präsident im laufe der Woche. (fmü)