Den Abend des 14. Juli erwartet die Berliner Hochschulwelt mit Spannung: Bis zu diesem Montag wollen die Hochschulen mit dem Senat neu geregelt haben, was sie bei weniger Zuschüssen vom Land in Forschung und Lehre leisten. Denn mit der plötzlichen Haushaltskürzung durch den Senat fehlen ihnen 140 Millionen Euro. Die Technische Universität Berlin (TU) hat Zahlen bekannt gegeben, wie sie sich in der Folge verkleinern muss.

2025 hat die TU Berlin nach eigenen Angaben knapp 40 Millionen Euro weniger zur Verfügung. 18 Fachgebiete müssen nach derzeitigem Stand gestrichen werden, teilt die Uni auf einer Infowebsite mit. Gemeint sein dürften damit wohl Professuren.

Man rechne damit, dass dadurch in den Fakultäten bis zu 100 weitere Stellen reduziert werden müssten, sagt TU-Pressesprecherin Stefanie Terp gegenüber dem Tagesspiegel.

5000 weniger Studienplätze

Weil sich damit die Kapazitäten für Lehre und Prüfungen verkleinern, fallen Studienplätze weg – mit bis zu 5000 weniger Plätzen rechnet die TU. Im letzten Wintersemester verzeichnete die Uni mehr als 34.000 Studierende. Bei der FU, die ebenfalls auf knapp 34.000 Studierende kommt, liegt der geschätzte Abbau in einem ähnlichen Bereich: rund 14 Prozent, also 4800 Plätze, weniger.

Die Entscheidung, welche Professuren eingespart werden, treffen die jeweiligen Fakultäten selbst.

erklärt eine TU-Sprecherin zum Vorgehen bei den Kürzungen.

An der TU müssen außerdem mehr als 100 Stellen in der sogenannten Zentrale abgebaut werden, also in Abteilungen wie Personal, Finanzen, Bau und Studierendenservice, den Zentraleinrichtungen wie dem Rechenzentrum oder den Stabsstellen des Präsidiums.

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Welche Professuren gestrichen werden, soll bis Ende August feststehen, heißt es weiter. Zur Frage, wie dies entschieden wird, teilt die TU auf Anfrage mit: Anhand der Empfehlungen einer Planungsgruppe habe der Akademische Senat für jede Fakultät eine konkrete Anzahl an einzusparenden Professuren festgelegt. „Die Entscheidung, welche das sind, treffen die jeweiligen Fakultäten selbst.“

Auch die TU gibt angemietete Flächen auf

Die Technische Universität will zudem möglichst alle angemieteten Flächen aufgeben. Wegen Vertragslaufzeiten werde dies erst im Laufe der nächsten Jahre erreicht sein, heißt es in der Mitteilung. Auch die Freie Universität hat dieses Ziel – und gibt daher unter anderen den Sitz des Präsidiums in der Kaiserswerther Straße in Dahlem auf.

Auch an Sachmitteln wird gespart: Im Schnitt gibt es der TU-Mitteilung zufolge fortan pro Kopf 200 Euro weniger für Arbeitsmittel, Büroausstattung und Dienstreisen. Mittel für Honorare, Dienstleistungen kürzen und die Reinigung würden „ausgedünnt“ und „momentan genutzte Videokonferenzsysteme reduziert“. „Die Fakultäten beschließen noch eigenverantwortlich, wo sie Einsparungen realisieren“.

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In ganz Berlin müssen wegen der Kürzungen etwa 25.000 Studienplätze abgebaut werden sowie dutzende Professuren. Per Vertrag war den Hochschulen Anfang 2024 eigentlich ein jährlicher Mittelaufwuchs von fünf Prozent bis 2028 vom Land garantiert worden.

Weil dieser keine Ausstiegsklausel enthält, könnten die Hochschulen gegen das Land auf Einhaltung des Vertrags klagen. Ob sie dieses Druckmittel nutzen, entscheidet sich am Ausgang der Verhandlungen – und daran, ob die neuen Zusagen eingehalten werden.

Auch in den Folgejahren gibt es nach akutellem Stand weniger Mittel für die Hochschulen, als geplant. Das ungefähre Budget für die Folgejahre dürfte mit den Eckwerten für den Doppelhaushalt 2026/27 bekannt werden, die der Senat am 22. Juli verkündet.

Am selben Tag plant die TU eine Protestaktion: Sie will 250 leere Stühle vor dem Roten Rathaus aufstellen, „um den Politikern zu verdeutlichen, welche großen Chancen Berlin verliert“, so eine Sprecherin. Die Protestaktion steht unter dem Motto „Wer an Bildung spart, rechnet falsch.“