Als Günter Pröpping 1949 geboren wurde, lebte sein Opa bereits nicht mehr. Lange kannte der Ritterhuder seinen Großvater Adolph Ludwig Pröpping daher nur aus den Erzählungen seines Vaters Carl. Noch mehr über ihn erfuhr der Ritterhuder allerdings, nachdem sein Vater 2004 starb und er dessen Ahnenforschung selbst weiterführte. Heute sagt Günter Pröpping: „Aus meiner Sicht hat es sich gelohnt, da es vieles zu entdecken gab, was mir von meinem Vater nicht übermittelt wurde und er selbst vielleicht auch gar nicht wusste.“ Denn Günter Pröpping stieß bei seiner Forschung auf Informationen, die nicht allein für seine Familie von Relevanz sind. Als Malermeister und Heimatmaler hat Adolph Pröpping seine Spuren in Ritterhude hinterlassen.

Günter Pröppings Großvater war nicht nur Malermeister. Er verdiente sich auch als Kunstmaler ein Zubrot. Der Hudenhof war ein gefragtes Motiv.
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Christian Kosak
Wo komme ich her? Wer waren meine Vorfahren? Diese Fragen lassen immer mehr Menschen zu Hobby-Historikern werden. Jüngstes Beispiel unter Deutschlands Prominenten ist Hape Kerkeling. Er verwandelte seine Recherche unter dem Buchtitel „Gebt mir etwas Zeit“ zu einem Bestseller. Dass er bei seinen Nachforschungen auf adelige Gene gestoßen ist, hat sicher auch zum Erfolg der Publikation beigetragen. Und tatsächlich hat auch Günter Pröpping bei seiner Recherche eine weitläufige Verbindung zum europäischen Adel entdeckt. Über die Tochter eines Bruders eines seiner Vorfahren. Mechthild Weiß vom Kirchenbuchamt in Göttingen war diesem Nebenzweig des Pröppischen Stammbaums auf die Spur gekommen.
Weiß ist nur eine von vielen – ob aus der Familie, Vereinen, Bibliotheken oder Archiven – die Günter Pröpping bei den Nachforschungen geholfen haben. „Für diese Hilfe bin ich sehr dankbar“, sagt er. „Meine Familie kam von Braunschweig über Göttingen nach Grohn-Aumund“, weiß Günter Pröpping inzwischen. Seinen Großvater Adolph Pröpping habe es als Kind nach Ritterhude verschlagen. Die Mutter kurz nach der Geburt gestorben, der Vater nicht mehr in der Lage, seine Kinder zu versorgen, kam Günter Pröppings Großvater zu dem Ritterhuder Malermeister Pöhl. Der, so hat Günter Pröpping erfahren, wohnte in einem Haus an der Goethestraße/Ecke Windmühlenstraße und nahm den Jungen in die Lehre.
Zwist mit dem Lehrmeister
Als Geselle habe sein Großvater dann für den ortsansässigen Maler Block gearbeitet. „Der hat damals fast alle Aufträge der Gemeinde gekriegt“, sagt Günter Pröpping. Aber als sein Großvater nach dem Ersten Weltkrieg Malermeister wurde und sich selbstständig machte, verschlechterte sich die Beziehung zum ehemaligen Chef. Denn Adolph Pröpping hatte 1909 ein Jahr lang die staatlich-städtische Handwerker- und Kunstgewerbe Schule in Hildesheim besucht. Dort lernte er Techniken, die nicht jeder Malermeister beherrschte. Auch Block nicht. Wegen dieser Fähigkeiten hätten die Gebrüder Ries beim Bau ihrer Gebäude Aufträge an seinen Großvater vergeben.
„Er war bitterböse darüber, dass die jungen Maler auch Aufträge erhielten“, sagt Günter Pröpping. Block habe sich in der Osterholz-Scharmbecker Zeitung Luft gemacht. In einem Leserbrief bezeichnete er die anderen von Ries beauftragten Maler als „Schmutzkonkurrenz“, die die Preise drückten. Gemeint waren offenbar Adolph Pröpping und ein weiterer Malermeister, die ihrerseits mit einem Leserbrief reagierten. „Die haben sich im Kreisblatt bekriegt“, sagt der Enkel. „Block zog den Kürzeren und mein Großvater bekam beim Bau des Rathauses, der Riesschule, des Pfarrhauses und für die Gestaltung des Innenraums der St. Johannes Kirche Aufträge.“ Auch das Ausmalen der „repräsentativen Räume“ sei ihm übertragen worden.
Malerarbeiten in Riesgebäuden
„In Ritterhude ist vieles von meinem Großvater noch zu sehen.“ Wer heute beispielsweise die Eingangshalle des Rathauses betritt, sieht über sich an der Decke das von Adolph Pröpping entworfene Rankmotiv. Bei der Sanierung wurde es nachgestrichen. In der St. Johannes Kirche sind nach der Wiederherstellung der Sternenhimmel an der Altarstirnwand so wie andere Details zu sehen, die von Pröpping stammen.
Während des Baus der Riesgebäude habe sein Großvater sehr viel zu tun gehabt. „Aber danach wurde es schlechter“, sagt Günter Pröpping. Er habe dann als Berufsschullehrer die Ausbildung des Maler-Nachwuchses übernommen. Als die Weltwirtschaftskrise ausbrach, habe sein Großvater sich als Heimatmaler ein Zubrot verdient, machte Tauschgeschäfte mit Auftragsbildern. Statt Geld gab es Lebensmittel.
Besonders gefragt seien damals Bilder vom Hudenhof gewesen. Der wurde von der Kirche als Pfarrhaus genutzt. Der Hudenhof, so erzählt Günter Pröpping, sei ein Zentrum dörflichen Lebens gewesen. Ein Treffpunkt. Dann wurde er von den Gebrüdern Ries gekauft und abgerissen. Im Gegenzug stifteten sie der Kirche ein neues Pfarrhaus. „Viele Ritterhuder wollten eine Erinnerung an den Hudenhof haben“, erklärt Pröpping die zahlreichen Bilder vom Hof.
Mit knapp 58 Jahren starb Adolph Pröpping 1943. Günter Pröpping hat die Geschichte seines Großvaters nun publiziert. Das Buch enthält viele Bilder sowie Kopien von Urkunden und erzählt nicht nur Adolph Pröppings, sondern auch Ritterhuder Geschichte. Deshalb hat sein Enkel sowohl dem Osterholzer Kreisarchiv als auch der Gemeindebücherei Ritterhude und dem Heimat- und Bürgerverein Ritterhude je ein Exemplar zur Einsicht für Bürger überlassen, zu kaufen gibt es sein Werk nicht.