Der Telegram-Gründer Pawel Durow hat Frankreich ein halbes Jahr nach seiner Festnahme in Paris mit Erlaubnis der Behörden verlassen und ist offenbar nach Dubai geflogen. Das berichtet die französische Tageszeitung Le Monde unter Berufung auf mehrere anonyme Quellen. Der zuständige Richter habe ihm erlaubt, Frankreich „für mehrere Wochen“ zu verlassen, woraufhin er sich in die bevölkerungsreichste Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate aufgemacht habe, wo sein Messaging-Dienst inzwischen seinen Sitz hat. Die Anklage in Frankreich besteht demnach weiterhin. Durow hat demnach die russische und die französische sowie die Staatsbürgerschaft der Emirate.
Am Flughafen festgenommen
In einer aufsehenerregenden Aktion wurde Durow im August in Paris festgenommen, die dortige Justiz hat schwere Vorwürfe im Zusammenhang mit der Moderation der Inhalte auf seiner Plattform erhoben. So hieß es, dass auf Telegram die Moderationspflichten nicht ausreichend durchgesetzt wurden und es an Kooperationsbereitschaft mangelt, um mit zuständigen Behörden gegen kriminelle Handlungen vorzugehen. Telegram steht schon lange im Verdacht, Menschen mit kriminellen Absichten einen Zufluchtsort zu finden. Durow hat die die Vorwürfe anfangs kritisiert und behauptet, sie könnten gegen alle großen sozialen Netzwerke erhoben werden, seine Meinung inzwischen aber offenbar geändert.
Laut Le Monde wurde Durow im Gewahrsam von Strafverfolgern mit mehr als einem Dutzend konkreten Fällen konfrontiert, die mit Telegram in Verbindung gebracht würden. Dabei sei es um Kindesmissbrauch, Drogenhandel, Betrug, Waffenverkäufe und das Anheuern von Auftragskillern gegangen. Erst in diesem Zuge habe er die Ernsthaftigkeit der Anschuldigungen verstanden, habe Durow später eingestanden. In den Monaten danach hat Telegram deutlich besser mit Behörden zusammengearbeitet und unter anderem die Maßnahmen gegen die Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen intensiviert.
Update
17.03.2025,
11:41
Uhr
Inzwischen hat Durow seine Ausreise bestätigt. Auf seinem Telegram-Account dankte er dem Gericht dafür, das ermöglicht zu haben und seinem Rechtsbeistand für die Arbeit. Wenn es um Moderation, den Kampf gegen Kriminalität und die Zusammenarbeit mit Behörden gehe, würde Telegram seit Jahren mehr machen als vorgeschrieben.
(mho)