Mit der Veröffentlichung von Street Fighter 6 hat Capcom endlich den lang ersehnten nächsten großen Schritt gemacht. Nach dem holprigen Start von Street Fighter V vor fast einem Jahrzehnt war die Erwartungshaltung an den sechsten Teil riesig – und mit der Years 1-2 Fighters Edition liefert Capcom ein umfangreiches Paket, das jetzt auch auf der Nintendo Switch 2 verfügbar ist. Wie sich die neue Version auf der neuen Konsole schlägt, wie das Gameplay funktioniert erfahrt ihr hier in unserem ausführlichen Test.
World Tour – Das RPG-ähnliche Einzelspieler-Abenteuer
Der World-Tour-Modus ist zweifellos das Highlight für Solo-Spieler. Statt nur wie in klassischen Street Fighter-Titeln ein paar Matches aneinanderzureihen, schickt euch Street Fighter 6 in eine offene Stadtumgebung, in der ihr euren eigenen Kämpfer kreiert und mit legendären Street Fighter-Charakteren interagiert. Ihr kämpft euch durch verschiedene Missionen, von der simplen Straßen-Schlägerei bis hin zu größeren Turnieren und schaltet mit der Zeit Trainer frei, die euch Spezialfähigkeiten und Techniken beibringen. Das Ganze wirkt wie eine gelungene Mischung aus RPG, Beat ’em Up und Open-World-Stadtbummel.
Es gibt jedoch einige deutliche Einschränkungen, die bei der World Tour auffallen. Ein wesentlicher Kritikpunkt ist die Performance. Denn die Kämpfe laufen nur mit 30 FPS, was besonders in einem schnellen und präzisen Genre spürbar ist. Gerade bei Actionsequenzen, in denen es auf schnelle Reaktionen ankommt, wirkt die Steuerung dadurch weniger flüssig und die Reaktionszeiten verzögert. Das kann vor allem für Neueinsteiger verwirrend und frustrierend sein, da das Spielerlebnis weniger dynamisch und geschmeidig erscheint als auf anderen Plattformen, auf denen höhere Bildraten möglich sind.
Auch die grafische Präsentation muss Abstriche hinnehmen. Im Vergleich zu den Versionen auf anderen Plattformen wirkt die Stadt weniger glänzend und detailreich. Besonders auffällig ist das sichtbare Dithering an Kanten und Oberflächen, was den visuellen Gesamteindruck etwas mindert und die Grafik insgesamt weniger glatt erscheinen lässt. Diese Kompromisse sorgen dafür, dass das Spiel optisch nicht ganz mit den Konkurrenzversionen mithalten kann. Dennoch bleibt der Auftritt auf der neuen Nintendo-Konsole nicht komplett hinter den Erwartungen.
Der Story- und Missionsmodus bietet hingegen eine eher lockere und humorvolle Erfahrung. Die Geschichte nimmt sich selbst nicht zu ernst und setzt auf verrückte Charaktere und absurde Missionen, die vor allem durch ihren Witz und ihre skurrile Art unterhalten. Das sorgt für kurzweiligen Spaß und sorgt dafür, dass das Gameplay abwechslungsreich bleibt. Allerdings fällt die Story selbst recht dünn aus und liefert kaum tiefere Motivation oder emotionale Bindung, was es schwierig macht, langfristig bei diesem Modus zu bleiben. Insgesamt fühlt sich die Erzählung eher wie ein nettes Beiwerk an, das weniger durchdringend oder fesselnd ist als bei anderen Spielen desselben Genres. Wer Spaß an der Mischung aus Street Fighter-Kämpfen und RPG-Elementen hat, findet hier einen ungewöhnlich umfangreichen und unterhaltsamen Modus, der auch ein hervorragendes Tutorial für das Kampfsystem bietet.
Bild: © 2025 CAPCOM CO., LTD
Fighting Grounds und Arcade für Puristen sowie Battle Hub mit Online- und Sozialfunktionen
Neben dem World Tour bietet Street Fighter 6 den Arcade-Modus, in dem ihr gegen KI-Gegner antretet, sowie Fighting Grounds, das die klassischen Versus- und Trainingskämpfe beinhaltet. Auf der Nintendo Switch 2 laufen diese Modi durchgehend in stabilen 60 FPS, was gerade für kompetitive Matches extrem wichtig ist. Die Steuerung reagiert präzise, Ladezeiten sind kurz und das gesamte Spielgefühl kommt sehr nah an die Performance der Heimkonsolen heran.
Ein echter Fortschritt gegenüber früheren Street Fighter-Spielen ist der Battle Hub. Statt starrer, langweiliger Online-Lobbys erwartet euch hier eine virtuelle Arcade-Umgebung, in der ihr mit anderen Spielern chatten, euch zu Matches herausfordern oder einfach nur ein paar klassische Capcom-Spiele wie Final Fight zocken könnt. Dieser soziale Aspekt macht das Online-Erlebnis zugänglicher und unterhaltsamer – und sorgt dafür, dass man auch mal abseits der Kämpfe Spaß hat. Die Online-Verbindung auf der Switch 2 ist stabil, die Matchmaking-Zeiten angemessen, und Crossplay mit anderen Plattformen ist selbstverständlich an Bord.
Bild: © 2025 CAPCOM CO., LTD
Drive Gauge und Drive Impact mit einsteigerfreundlicher Tiefe
Das Kampfsystem von Street Fighter 6 baut auf bewährten Grundlagen auf, führt aber mit dem Drive Gauge und Drive Impact neue, leicht verständliche Mechaniken ein. Die Drive Gauge füllt sich mit jedem Angriff und ermöglicht es euch, spezielle Aktionen auszuführen, die nicht nur Schaden verursachen, sondern auch strategisch eingesetzt werden können. Drive Impact zum Beispiel erlaubt es, gegnerische Angriffe zu kontern oder durchzubrechen – eine perfekte Balance zwischen Risiko und Belohnung. Dadurch bleibt das Spiel auch für Anfänger zugänglich, ohne den Tiefgang zu verlieren, den erfahrene Spieler erwarten.
Ein weiterer Pluspunkt sind die modernen Steuerungsoptionen. Für Neueinsteiger gibt es eine vereinfachte Steuerung mit nur vier Buttons, die dennoch die wichtigsten Aktionen abdeckt. Wer richtig einsteigen will, kann aber auch die klassische Steuerung nutzen und die volle Bandbreite der Moves meistern. Einziger Wermutstropfen: Die Joy-Con sind für ein Kampfspiel nicht ideal – vor allem bei längeren Sessions empfiehlt sich dringend ein Pro Controller oder ein hochwertiger Drittanbieter-Controller für präzises Spielgefühl.
Die Nintendo Switch 2 ist derzeit die leistungsstärkste Handheld-Konsole auf dem Markt, doch selbst ein AAA-Titel wie Street Fighter 6 stellt die Hardware vor gewisse Herausforderungen. Die Performance des Spiels ist aber insgesamt sehr stabil. In allen Spielmodi läuft Street Fighter mit flüssigen 60 FPS, lediglich im World Tour-Modus sind die Kämpfe auf 30 FPS begrenzt. Dabei sind Ruckler kaum wahrnehmbar und auch der Online-Modus überzeugt mit flüssigem Gameplay und kurzen Ladezeiten. Grafiktechnisch gibt es leichte Abstriche, vor allem bei der Shader-Qualität und der Bildbearbeitung (dem Dithering) an Kanten, die besonders im World Tour-Modus auffallen. Dennoch sind die Charaktermodelle sehr detailreich gestaltet und sauber animiert. Ergänzt wird das Gesamtpaket durch eine hervorragende Sound- und Musikumsetzung, bei der der frische Hip-Hop-Style dem Spiel eine besondere, eigene Note verleiht.