Berlin – Am vergangenen Mittwoch wurde die verstorbene Margot Friedländer in der Philharmonie geehrt. Sie, die den Holocaust überlebte, in die USA geflohen und im Alter von 88 Jahren in ihre Geburtsstadt Berlin zurückgekehrt war, starb im Alter von 103 Jahren am 9. Mai.
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Die Philharmonie war brechend voll, der Bundespräsident würdigte Friedländer mit einer Rede und auch der Regierende Bürgermeister. „Seid Menschen“, hatte Margot Friedländer gesagt und unermüdlich gemahnt, alles dafür zu tun, dass sich ein Völkermord niemals wiederholen kann, wie ihn die deutschen Nationalsozialisten an den europäischen Juden verübten. „Sie wollte uns davor bewahren, dass solch ein Menschheitsverbrechen wieder geschieht“, sagte der Bundespräsident.
Tatsächlich gibt es nichts Wichtigeres, als an die Worte von Margot Friedländer zu erinnern. Doch diejenigen, die sie hätten hören müssen, hörten sie nicht: Nur zwei Kilometer von der Philharmonie entfernt, am Checkpoint, versammelten sich zur selben Zeit wütende Demonstranten mit Palästina-Fahnen. Eine Frau schrie „Intifada“ und „Israel Kindermörder“ ins Mikrofon und die Menge wiederholte die Worte brüllend und wie in Ekstase.
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Es war eine jener unzähligen Versammlungen, die den Hass gegen Israel auf unsere Straßen tragen. Dabei geht es den Demonstranten zwar auch um die Opfer des Krieges im Gaza-Streifen, vor allem aber um die Existenz des Staates Israel, den sie nicht anerkennen. Immer münden die Parolen in der Aufforderung zu einem Krieg gegen den Staat der Juden und in blankem Hass auf alles Jüdische.
Dieser Hass auf alle Juden hat bei den palästinensischen Akteuren eine lange unselige Tradition. Hier ein Beispiel: Am 13. Oktober 1977 entführten vier Palästinenser die Lufthansa-Maschine „Landshut“ auf dem Weg nach Mallorca und nahmen die Passagiere als Geiseln. Der 23-jährige Anführer Zohair Youssif Akache, der sich „Kapitän Märtyrer Mahmud“ nannte, fragte die Passagiere, wer von ihnen Juden seien, denn die sollten zuerst erschossen werden.
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Die Entführung der Landshut war – wie viele andere Terroranschläge auch – ein Gemeinschaftswerk der Palästinenser mit deutschen Linksextremisten. Die unheimliche Allianz der deutschen Linken mit den palästinensischen Gewalttätern hält bis heute an, wie man auf den Straßen von Berlin sehen kann, wo sie Seite an Seite gegen Israel marschieren.
Von dieser Mischung geht die neue Gefahr für die Juden aus. Das weiß der Bundespräsident ganz genau, doch er nannte das Kind nicht beim Namen, als er in der Philharmonie seine mahnenden Worte sprach.
Er blieb ganz allgemein bei der Beschwörung der Formel: „Nie wieder ist jetzt!“ Nie wieder dürfe sich wiederholen, was 1933 in Deutschland geschah. Er ignorierte dabei den antijüdischen Mob, der unweit der Philharmonie am Checkpoint Charlie tobte und der seit dem 7. Oktober 2023 regelmäßig auf unseren Straßen wütet. Wenn wir aber die Täter nicht benennen, werden wir das neue Unheil nicht aufhalten können.
Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de