50 Jahre Ostfildern: Ein fröhliches Stadtfest – Zeitreisen an der Strandbar Die Chöre der Grundschulen begeisterten das Publikum auf der Treppe am Stadtplatz im Scharnhauser Park. Foto: Ines Rudel

Mit einem fröhlichen Festwochenende im Scharnhauser Park feierte Ostfildern 50 bewegte Jahre als Reformstadt.

Mit einem fröhlichen Fest zwischen Baumhain und Stadthaus feierten die Menschen in Ostfildern am Sonntag nicht nur das 50-jährige Stadtjubiläum. Auch den Bürgerverein SchaPanesen gibt es seit 25 Jahren in der Reformstadt. Deshalb gab es am Samstag ein Stadtteilfest. In der lauen Sommernacht kam Partystimmung mit Bands und bunten Lichtern auf. Die Menschen begaben sich gemeinsam auf Zeitreisen durch die Stadtgeschichte.

„Es war keine Liebesheirat, eher eine Zwangsehe“, blickte Ostfilderns Alt-Oberbürgermeister Herbert Rösch am Rande der Feierlichkeiten auf die Anfänge zurück. Ein Schlüssel zum Zusammenwachsen der vier Filderdörfer Nellingen, Ruit, Scharnhausen und Kemnat war für ihn die Entwicklung des neuen Stadtteils Scharnhauser Park, in dem heute 8500 Menschen leben.

Zähe Grundstücksverhandlungen

Beim Festakt zum Jubiläum der Reformstadt im Stadthaus erinnerte der Archivar Jochen Bender an die zähen Grundstücksverhandlungen, die es möglich machten, aus dem ehemaligen US-Militärgelände einen neuen Stadtteil zu entwickeln. Mit dem Bund musste Rösch ebenso verhandeln wie mit der Hofkammer. „Ohne den neuen Stadtteil hätten wir auch den Stadtbahnanschluss im Jahr 2000 nie bekommen“, blickt Herbert Rösch zurück. Die „einmalige Chance“, einen ganzen Stadtteil in Verbindung mit der Landesgartenschau zu entwickeln, haben der damalige OB Gerhard Koch und Rösch als Erster Bürgermeister genutzt. Die ökologische Modellsiedlung zog viel Aufmerksamkeit auf sich.

Am Stadtstrand mit der Bar ging es rund. Foto: Ines Rudel

Den städtischen Charakter des Scharnhauser Parks hob der heutige OB Christof Bolay in seiner Festrede hervor. Er ist stolz auf die vielen vorbildlichen Projekte, die Ostfildern auf den Weg gebracht hat. Im Klimaschutz wie im sozialen Bereich leiste die Stadt seit Jahrzehnten Vorbildliches. Jüngstes Beispiel ist das nachhaltig geplante Modell-Gewerbegebiet Scharnhausen West – mit der Europazentrale von Citizen Machinery feierte dort jüngst der erste Investor den Spatenstich. Dass im Scharnhauser Park Menschen mit Behinderung und ältere Menschen in der Mitte der Gesellschaft leben, ist für Bolay eine Qualität der solidarischen Stadtgesellschaft. Zugleich hob er die Bedeutung der Stadtteile hervor.

Um den Gästen des sehr lebendigen Festakts Geschichte im Zeitraffer zu vermitteln, hatte Stadtarchivar Jochen Bender Verstärkung mitgebracht. Die Theatergruppe Die Kulissenschieber spielte kurze Szenen zu Benders historischem Abriss. Sie wagten eine Antwort darauf, weshalb das katholisch geprägte Neuhausen selbstständig blieb. Musikerinnen und Musiker umrahmten den Abend musikalisch.

Bildung und Kultur stiften Identität

Dass Bildung und Kultur in der Reformstadt seit Jahrzehnten Identität stiften, machte Bolay in seiner Rede deutlich. Diesen Kurs verfolgte auch sein Vorgänger, der kunstsinnige Alt-OB Herbert Rösch. Mit der städtischen Galerie im Stadthaus, das der Stararchitekt und Künstler Jürgen Mayer H geschaffen hat, setze er da Akzente. Auch die Freiluft-Installation „Four Part Piece“ des amerikanischen Künstlers Sol Lewitt und die Sitz- und Flitzhasen der Künstlerin Rosalie gehen auf seine Initiative zurück.

Die Chöre der Grundschulen haben gemeinsam gesungen. Foto: Ines Rudel

Ein Anziehungspunkt am Festwochenende war der Stadtstrand, den Julia Schlipf vom Kulturbüro der Stadt angestoßen hat. Am Festsonntag gab es da eine kleine Bar. Vor dem Stadthaus tummelten sich Kinder und Eltern in der riesigen Sandkiste. Rechtzeitig zum Jubiläum lief auch die Wassertreppe am Stadthaus wieder. Kinder in Badeanzügen und Shorts hatten viel Spaß im Wasser. Etliche Eltern kühlten sich im großen Becken ab. Ein Anziehungspunkt war auch der Kinderflohmarkt am Baumhain. Unter den schattigen Baumkronen lud das Café der Kirchengemeinden zum Entspannen ein.

Dass Ostfildern vom Ehrenamt und vom großen Engagement der Vereine in den Stadtteilen lebt, ist für OB Christof Bolay eine wesentliche Triebfeder der Stadtgesellschaft. Wie gut dieses Miteinander klappt, zeigten am Sonntag nicht nur die Ostfilderner Chöre bei ihrem gemeinsamen Auftritt. Auch die die Grundschüler der Stadt sangen gemeinsam. Beim ökumenischen Gottesdienst machten auch die Kirchen gemeinsame Sache. Marcus Borchert, der Leiter der städtischen Musikschule, führte souverän durch das Programm, das die Vielfalt des gesellschaftlichen Lebens in Ostfildern unterstrich. Obwohl die Kirchen, Schulen und Vereine in den Stadtteilen ihr eigenes Profil schärfen, sind sie doch alle der Stadt verbunden.

Die Vereine sind es auch, die seit Jahrzehnten die Städtepartnerschaften beleben. Das unterstrichen die Jubiläumsgäste aus Bierawa in Polen, Montluel in Frankreich, Reinach in der Schweiz und Hohenems (Österreich). Gemeinsam mit der Koordinatorin Birgitta Wallrauch nutzten sie das Fest, sich auch untereinander zu vernetzen.

Aufenthaltsqualität im Sommer

Belebter Platz
 Der Stadtplatz im Scharnhauser Park ist eher ein Durchgangsort als ein Zentrum mit Aufenthaltsqualität. Das soll der Stadtstrand ändern, der bis zum Ende der Sommerferien aufgebaut ist. Mitarbeitende des Bauhofs haben die Sandkiste mit Volleyballnetz aufgebaut. So wertet Julia Schlipf vom Kulturbüro den Platz auf.

Wasserspaß
 Mit Wasserspielen lockt seit Kurzem auch wieder die Wassertreppe am Stadthaus. Jahrelang war die Anlage außer Betrieb. An heißen Tagen spielen und toben Kinder auf den Treppen, oder sie planschen im Becken. Wasser ist ein wichtiges Gestaltungselement in dem Gebäude des Stararchitekten Jürgen Mayer H.