„Jeder kennt irgendjemanden und überall wird mal rundgefragt“ – so erklärt Jürgen Lünser, der als Schriftführer im Vorstand des Vereins Kultur Pur Wegberg an der Organisation beteiligt ist, die Entstehung des Musikfestivals Motte. Zusammen mit der Stadt Wegberg organisiert der Verein es mit viel Herzblut und eigenem Engagement. Schließlich muss bei der Planung des Festes viel bedacht werden, auch finanziell. Dafür hat Kultur Pur mit Volker Peters seinen eigenen Kassenwart, den Lünser „das Gedächtnis des Vereins“ tauft.
Wie der Name verrät, findet das Fest an der Wegberger Motte statt, die früher als hochmittelalterliche Burganlage diente. Noch vor ein paar Jahren traten hier auch größere Bands auf, darunter sogar die Höhner. Im Jahr 2021 begann der Wegberger Verein, dort sein eigenes Musikfestival zu organisieren, das sich prompt als großer Erfolg herausstellte: Bereits zur Premiere vor vier Jahren kamen rund 600 Musikliebhaber. Die Bands verzichten auf eine Gage, schließlich handelt es sich um eine nicht-kommerzielle Veranstaltung. Das Festival finanziert sich unter anderem durch Freiwilligenarbeit und gesponserte Werbung, selbstverständlich gibt es auch einen Ausschank. Der Verein investiert sehr viel Zeit und vor allem eigene Ressourcen in den Aufbau, arbeitet mit eigenen Fahrzeugen und eigenem Werkzeug.
In diesem Jahr wird den Acts immerhin zum ersten Mal eine kleine Aufwandsentschädigung gezahlt, für die früher das Budget nicht gereicht hat. Und noch eine Sache ist besonders: Zum ersten Mal findet das Festival vor den Sommerferien statt und nicht im Herbst danach. Eine Entscheidung, die Konsequenzen mit sich zieht. Am Sportplatz Beeck findet ein Booster-Konzert statt, es zählt zu mehreren Veranstaltungen im Erkelenzer Land, die Besucher anziehen. Nächstes Jahr – es wird also eine Fortsetzung geben – will Kultur Pur die Termine eingehender studieren, um Kollisionen zu verhindern. Ein Vorteil vom Festival im Sommer besteht jedoch im (wahrscheinlich) guten Wetter, das im Herbst gerne schon mal windig und nass ist. Außerdem ist es wesentlich länger hell – obwohl Rockmusik bekanntlich im Dunklen besser wirkt.
Trotz der Konkurrenzveranstaltungen ist die Motte gut besucht, neben Rockfans sind auch Familien mit Kindern zu Gast. Schließlich handelt es sich um ein Festival für alle Alters- und Bevölkerungsschichten, wie der Verein betont: „Der Sinn des Festivals ist zusammengefasst Musik von und aus allen Bevölkerungsschichten für alle Bevölkerungsschichten“. Darum ist der freie Eintritt dem Verein auch so wichtig. Zusammen mit dem Einlass, der am Samstag um 16 Uhr beginnt, macht er das Motte-Festival zu einem familienfreundlichen Event: „Die Leute bringen ihre Kinder mit, da hinten ist eine Hüpfburg“, schildert Lünser. So lebt das Festival von seiner familiären Atmosphäre, die auch die Aussteller genießen. Die Cocktailbar lobt ihre Kundschaft als „superfreundlich“ und nimmt „immer wieder gerne“ den weiten Weg von Leverkusen aus auf sich.
Wer tritt denn eigentlich auf? Zu den Acts zählt The Wolf Livingroom Music Community, die auf YouTube vor allem Cover hochlädt. So ist das Motte-Festival die Bühnenpremiere. Wolfgang Evertz, dessen Wohnzimmer als Tonstudio fungiert, ist gespannt: „Alle Songs sind heute eine Live-Premiere“. Auch wenn ein YouTube-Auftritt „für Leute unseres Alters“ eher ungewöhnlich sei, ist das Projekt erfolgreich. An den 24 YouTube-Videos waren insgesamt 54 Leute beteiligt, 17 davon sind auch beim Motte-Festival. Dennoch ist das Verlassen des Wohnzimmers „wahrscheinlich bei dem Aufwand auch eine einmalige Geschichte“, erzählt Evertz mit einem Augenzwinkern. Das Vitamin B darf, wie so häufig in der kreativen Welt, nicht fehlen. So stand auch Jürgen Lünser schon bei ihm im Wohnzimmer.
Bei dem vielfältigen Line-Up ist für alle Musikfans etwas dabei: Neben Indie, Rock’n’Roll, High-Energy Cover Rock und Progressive Rock sind auch Taiko-Trommeln dabei.
So steht für die Veranstalter und die Musikfans fest: die Motte wird lange nicht eingemottet, sondern wird immer beliebter.