Wer sich über die Polizei in Sachsen-Anhalt beschweren möchte, kann das von nun an bei Michael Reichelt tun. Seit dem 1. Juli ist er der neue Polizeibeauftragte im Land. Die Stelle ist neu – auch für den 61-jährigen Juristen. „Dienstlichen Bezug hatte ich zur Polizei bisher überhaupt nicht“, erzählt er. Reichelt ist neben seiner neuen Tätigkeit Präsident des Statistischen Landesamts in Halle. Dort trifft man ihn auch.
Doch gerade das sei ein Argument für ihn – „völlig neutral und unabhängig“. Und weil ihn in der Landespolizei bislang keiner wirklich kennt, besucht er zu Beginn seiner neuen Tätigkeit erst mal die Polizeiinspektionen und stellt sich vor. In Magdeburg war er bereits, auch an der Hochschule der Polizei in Aschersleben. Nun ist Halle dran.
Beschweren kann sich jeder
Über die Polizei beschweren konnte man sich auch vorher. Trotzdem hat die Landesregierung mit dem Polizeibeauftragten eine neue, weitere Stelle dafür geschaffen. Wer Fehlverhalten der Beamtinnen und Beamten melden möchte, kann sich an Reichelt wenden. Das gilt für Bürgerinnen und Bürger ebenso wie für Polizistinnen und Polizisten selbst.
Beschweren könne sich jeder. „Das kann passieren per E-Mail, per Post. Das kann passieren über ein Online-Formular, welches auf der Website des unabhängigen Polizeibeauftragten abrufbar ist. Und wir haben sogar noch ein Fax“, erklärt Reichelt. Ja, es faxen auch noch Menschen ihre Beschwerden über die Polizei. 2023 waren es elf Faxe – von insgesamt 885 Beschwerden.
Reichelt: „Sehe mich als Vermittler“
Hat sich jemand beschwert, versucht Reichelt in seiner neuen Funktion zu helfen. Dafür hat er von der Landesregierung umfangreiche Kompetenzen bekommen. So kann er Stellungnahmen einfordern, Akten einsehen und hat einen direkten Draht zum Ministerpräsidenten.
Trotzdem ist es ihm wichtig zu betonen: „Ich sehe diese Position als Vermittler.“ Er wolle Konflikte und Kritik konstruktiv aufarbeiten. „Das Ganze immer im Dialog und nie im Gegensatz zueinander“, sagt Reichelt. Am Ende gehe es ihm mit seiner Arbeit darum, das Vertrauen in die Polizei zu stärken