Bahnhöfe sind Orte des Trubels: Reisende müssen rechtzeitig zu ihrem Gleis kommen, Ausfälle und Gleiswechsel sorgen für zusätzliche Hektik. Doch wer die Zeit findet, sich genauer umzusehen, kann an Bahnhöfen in Europa auch viel Schönes entdecken! Sie verbinden nicht nur verschiedene Städte und Länder, sondern auch architektonische Stile. Hier die schönsten Bahnhöfe in Europa im Überblick.
Text: Charlotte Sauer
1. Milano Centrale in Mailand, Italien
Der Milano Centrale ist mit 24 Gleisen ein riesiger Bahnhof. Er zählt täglich rund 320.000 Reisende! Und schön ist er noch dazu: Die Mischung aus beeindruckenden Skulpturen und verspielten Fassaden lässt den Bahnhof in Mailand wie ein Palast wirken. Doch das war nicht immer so: Ursprünglich hatte der Milano Centrale (zwischen 1912 und 1931 gebaut) eine sehr schlichte Architektur, doch um das faschistische Regime zu verherrlichen, ließ Mussolini das Bauwerk stark verzieren.
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2. Strasbourg-Ville in Straßburg, Frankreich
Um das eindrucksvolle Gebäude des Gare de Strasbourg-Ville vor Witterungseinflüssen zu schützen, umgibt den französischen Bahnhof seit 2007 eine riesige Glasfassade. So ist das historische Gebäude aus dem 19. Jahrhundert samt Anbau noch immer unverändert und hat gleichzeitig eine räumliche Erweiterung. Außergewöhnlich und
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Der Bahnhof in Straßburg liegt auf Platz zwei der größten Zugknoten Frankreichs. Allein im Jahr 2023 nutzten ihn etwa 24 Millionen Reisende.
3. St. Pancras International in London, England
Der St. Pancras International verkörpert echte viktorianische Gotik, mitten im Londoner Trubel. Die leuchtend rote Backsteinfassade mit ihren Bogenfenstern und dem imposanten Uhrenturm ist ein richtiger Blickfang. Bis 2007 hat man das Bahnhofsgebäude umfangreich restauriert und vergrößert, wodurch sich nun 15 Bahnsteige, rund 50 Geschäfte, Restaurants und sogar ein Fünf-Sterne-Hotel Platz in dem Bahnhofsgebäude befinden. Öffentliche Klaviere und Bänke aus den olympischen Ringen von 2012 runden die Atmosphäre ab.
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4. Antwerpen-Centraal in Antwerpen, Belgien
Die Spoorwegkathedraal (übersetzt: Eisenbahnkathedrale), wie der Bahnhof Antwerpen-Centraal genannt wird, macht ihrem Namen alle Ehre. Sie schmücken eine große Treppe, Böden aus Marmor sowie Fenstern aus Eisen und Glas. Die Krönung ist die Kuppel, die vom Pantheon in Rom inspiriert ist und die Haupthalle wie einen heiligen Raum aussehen lässt. Das historische Bahnhofsgebäude öffnete 1905, zwischen 2000 und 2009 erhielt es auf drei Ebenen eine Erweiterung.
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5. Helsinki Central Station in Helsinki, Finnland
Das am meisten besuchte Gebäude Finnlands ist der Hauptbahnhof in Helsinki, den täglich rund 250.000 Fahrgäste durchqueren. Der Jugendstilbahnhof von 1919 ist das Werk von Architekt Eliel Saarinen, dessen Vater Eero den Gateway Arch in St. Louis entwarf.
Ikonisch sind die massiven Statuen mit Laternen in den Händen, die den Haupteingang schmücken. Bekannt sind die Statuen als Lyhdynkantajat oder »Laternenträger«. Ein von Esa Piiroinen entworfenes Dach über den Gleisen soll die vielen Reisenden vor Wind und Wetter schützen.
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6. Madrid Atocha in Madrid, Spanien
Im Atocha-Bahnhof in Madrid ist es tropisch: In den 80ern erhöhte sich der Verkehr im Bahnhof so stark, dass er einen Anbau mit 25 Bahnsteigen erhielt und der alte Bereich zu einem Atrium umgewandelt wurde, das nun mehrere tausend tropische Pflanzen beheimatet.
Der historische Teil des Atocha-Bahnhofs öffnete 1892, nachdem ein Feuer den ursprünglichen Bahnhof zerstört hatte. Die Architektur ist ein Mix verschiedener Stile. Das gewölbte Dach aus Stahl und Glas deutet auf die Zusammenarbeit der Architekten Alberto Palacio und Gustave Eiffel hin.
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7. São Bento Station in Porto, Portugal
Die Haupthalle der São Bento Station ist eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Porto. Szenen wie etwa die einer königlichen Hochzeit und der Geschichte des Verkehrs in Portugal schmücken den Bahnhof. Maler Jorge Colaço nutzte für das Kunstwerk fast 20.000 blau-weiß bemalte Azulejo-Kacheln. Der Bahnhof steht auf dem Gelände eines ehemaligen Benediktinerklosters und öffnete im Jahre 1916.
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8. Amsterdam Centraal Station in Amsterdam, Niederlande
Die Amsterdam Centraal Station erinnert an einen Palast, der französische, flämische, englische und niederländische Einflüsse vereint. Dafür vermischte der Architekt Pierre Cuypers, der auch das bekannte Rijksmuseum entwarf, gotische Elemente und Einflüsse der Renaissance mit Türmchen und einem 40 Meter langen Dach.
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Das Bahnhofsgebäude liegt über dem Fluss IJ und wird von einem beeindruckenden Stützsystem aus 8.687 Holzpfählen getragen, die in drei künstliche Inseln hineingeschlagen wurden.
9. Wemyss Bay Bahnhof in Wemyss Bay, Schottland
Ungefähr eine Stunde westlich von Glasgow wurde 1903 der Wemyss Bahnhof im Queen-Anne-Stil eröffnet. Er ist der letzte verbliebene Bahnhof, der von der ehemaligen Caledonian Railway Company, einer britischen Eisenbahngesellschaft, gebaut wurde.
Lange war der Bahnhof für seine Hängekörbe und Topfpflanzen in den mit Glas überdachten Wartebereichen bekannt, doch der Bahnhof verfiel in den 1970ern und 80ern zunehmend. Einheimische beschlossen 2009, den Bahnhof zu übernehmen und eröffneten kurzerhand eine Wohltätigkeitsbuchhandlung vor Ort, um Geld für Dekoration aus Blumen zu sammeln.
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10. Gare de Lyon in Paris, Frankreich
Der Gare de Lyon wurde zur Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 gebaut. Der Kopfbahnhof liegt im 12. Arrondissement und ist einer der sieben Bahnhöfe von Paris.
Mit dem beeindruckenden Uhrenturm und den Wandmalereien von Jean-Baptiste Olive, die mediterrane Städte und Sehenswürdigkeiten zeigen, ist der Bahnhof ein echtes Schmuckstück der Belle Époque. Der Gare de Lyon beheimatet das Restaurant Le Train Bleu, das mit Gold und prächtigen Kronleuchtern geschmückt und für seine Lammkeulen bekannt ist.
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11. Der Bahnhof in Liège, Belgien
Um zwei Stadtteile miteinander zu verbinden, entwarf der Architekt Santiago Calatrava den Bahnhof Liège-Guillemins in Belgien. Calatrava ist bekannt für seinen streng weißen Stil und die skelettartigen Konstruktionen. Zwar ist der Spanier für viele Bahnhöfe in Europa verantwortlich, doch ist der Bahnhof in Liège von 2009 wohl einer der schönsten, denn dieser wurde offen gestaltet – lediglich ein gewölbtes Dach aus Stahl und Glas schützt das Innere des Bahnhofs. Und dieses Dach ist ein echter Hingucker!
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