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Mehr als 200 Restaurants zählt die Kette L‘Osteria inzwischen – 500 sollen es werden. Jetzt wagte auch Christian Rach seinen ersten Besuch.
München – Die Gastro-Szene in Deutschland ist im Umbruch. Dass Restaurant schließen oder neu eröffnen, ist normal, aber auch bei den großen Ketten tut sich einiges: Sausalitos befindet sich in großer Schieflage, unlängst machten massenhaft Standorte dicht. Vapiano schloss unlängst sein Lokal in Bielefeld, in den Umbau des Flaggschiffs in der Wiener Innenstadt wurden hingegen 1,5 Millionen Euro gepumpt.
L‘Osteria setzt auf italienisches Lebensgefühl. © IMAGO/Manfred SegererL‘Osteria auf Wachstumskurs: Bereits mehr als 200 Filialen europaweit
Mit sehr ambitionierten Plänen ist L‘Osteria unterwegs. Die in München ansässige Kette entstand 1999 in Nürnberg und verspricht italienisches Lebensgefühl. Auf der Homepage heißt es: „In der L’Osteria geht die Türe auf und schon fühlt man sich wie in einer typisch italienischen Osteria: Hier kommen Menschen – Familien, Freunde, Pärchen, Jung und Alt – zusammen, um gut zu essen. Es ist ein bisschen laut, lebhaft und über allem schwebt der köstliche Duft der echten italienischen Küche. Ein offener, herzlicher Ort, an dem man so sein darf, wie man ist und sich wie zu Hause fühlt.“
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Das Konzept soll per Franchise-Modell an immer weitere Orte getragen werden. Im Ausland ist L‘Osteria längst vertreten, auf Österreich folgten die Schweiz, Großbritannien, Tschechien, Niederlande, Frankreich, Luxemburg und Polen. 180 Restaurants kamen so bis Oktober 2024 zusammen, als die Gründer Friedemann Findeis und Klaus Rader bei Falstaff ein Interview gaben. „Wir haben schon sehr früh gemerkt, dass unser Konzept des netten Italieners von nebenan, der qualitativ hochwertige Speisen in einem exklusiven Ambiente zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis anbietet, bei unseren Gästen sehr gut ankommt“, erklärte Rader darin.
Der Start war einst holprig, erinnerte sich Findeis bei Capital: „Ich war zwar Hotelkaufmann und hatte Erfahrung in der Gastronomie, wusste aber weder wie man Pizza backt, noch konnte ich italienisch. Einen Tag nachdem wir das erste Restaurant übernommen hatten, verabschiedete sich der Koch. Also gab es nur noch Pizza und Pasta, was dann später zu unserem Markenzeichen geworden ist. So ging die ganze verrückte L‘Osteria-Geschichte los.“
Laut Spiegel ist die Marke von 200 Standorten inzwischen geknackt, bis 2030 will das Unternehmen europaweit 500 Restaurants betreiben. Möglich macht‘s auch der 2023 eingestiegene Investor McWin.
L‘Osteria sammelt in Rezensionen geteiltes Feedback
Satte elf Filialen hat L‘Osteria alleine in München. Die Resonanz fällt geteilt aus. Die Durchschnittsbewertung bei Google Maps liegt häufig im Bereich von 4 von 5 Sternen, was solide, aber keinesfalls euphorisch ist. „Die Pizzen bei L’Osteria sind wirklich riesig“, schwärmt eine Nutzerin von der XXL-Pizza, die eines der Aushängeschilder der Kette ist. Ein anderer User zeigt sich kritisch: „Das Essen ist der Witz, Preis/Leistung stimmt hier überhaupt nicht. Ich habe schon bessere Lasagne gegessen und auch die Portionen waren größer. Ich verstehe die Menschen nicht, die für diese Kette schwärmen. Ich werde zu dieser Kette nicht mehr gehen.“
TV-Koch Christian Rach besucht für den „Spiegel“ eine L‘Osteria-Filiale
Der Spiegel wollte es genauer wissen und nahm einen Fachmann mit in ein L‘Osteria-Lokal: Christian Rach, einstiger Sterne-Koch und durch die RTL-Sendung „Rach, der Restauranttester“ deutschlandweit bekannt. Der 68-Jährige war erstmals bei L‘Osteria und kostete sich in Hamburg für das Nachrichtenmagazin durch mehrere Speisen.
Bekannt als kritischer Restaurant-Tester: Christian Rach. © IMAGO/RAINER UNKEL
„Wir wissen nicht, was das für ein Wein ist, er wurde zu warm serviert, aber das spielt keine Rolle“, sagt Rach zum Wein. Und zur Bruschetta: „Das Brot sehr stark geröstet, die Tomaten etwas zu kalt.“ Die Pizza sei gut, so Rach. „Simplizität ist das Geheimnis.“ Die Nudeln der Carbonara, die stilecht mit Eigelb zubereitet ist, seien nicht al dente. „Aber sie schwimmen nicht in fetter Sahnesoße, was gut ist.“ Rach weiter: „Ich hab schon schlechtere Carbonara gegessen.“
Beim Tiramisu zitiert ihn der Spiegel dann mit einem Satz, der als ungeschöntes Urteil durchgehen kann: „Das Essen hier stört nicht.“ Klingt nicht nach großer Begeisterung – aber auch nicht allzu kritisch. Vielleicht ist dies ja das L‘Osteria-Erfolgsgeheimnis: Man weiß, was man bekommt, in allen Filialen. Auch wenn das große kulinarische Feuerwerk wohl eher woanders abgebrannt wird. Bei einem Treffen in einem Münchner-Lokal ließen zwei Weltstars ein Mega-Trinkgeld da. (lin)