Die Konzerte im Fronhof feiern schon wieder ein Jubiläum: Dieses Mal betrifft es die Zusammenarbeit mit der Suk Symphony Prag, mit der Sie, Herr Walz, seit 25 Jahren zusammenarbeiten. Wie kam es zu dieser Kooperation?
WILHELM WALZ: Als ich schon meine Stelle als 1. Konzertmeister hier in Augsburg angetreten habe, gab es den Kontakt zu Josef Suk nach Prag. Ich habe bei ihm studiert. Wir haben damals angefangen, gemeinsam mit dem Suk Chamber Orchester Konzerte zu geben. Aus der Zusammenarbeit wurde Freundschaft, Josef Suk ist mein Trauzeuge gewesen. Vielleicht noch dazu gesagt: Josef Suk ist der Urenkel von Antonin Dvorak, deshalb feiern wir das Jubiläum mit Werken von Mozart und Dvorak.
Wie kam es dann vor 25 Jahren zur Zusammenarbeit mit der Suk Symphony?
WALZ: Zum ersten Festival kam das Rundfunkorchester aus Prag. Im zweiten Festival haben wir mit der Bayerischen Kammerphilharmonie zusammengearbeitet. Bei der dritten Ausgabe habe ich das Suk Chamber Orchester eingeladen. Diese Zusammenarbeit haben wir immer weiter fortgesetzt.
Was war damals der musikalische Einstand in die Zusammenarbeit?
WALZ: Wir haben Ausschnitte aus Mozartopern und Sinfonien aufgeführt.
Zum Jubiläumsprogramm steht Mozarts „Don Giovanni“ auf dem Programm. Und damit soll auch auf die Verbindung der beiden Mozartstädte Augsburg und Prag hingewiesen werden.
WALZ: „Don Giovanni“ ist uraufgeführt worden in Prag. Und mir ist überhaupt wichtig, die Verbindung der beiden Städte zu betonen. Durch Leopold Mozart ist Augsburg die deutsche Mozartstadt. Und wichtig ist mir auch, die Verbindung zu Dvorak herzustellen. Wir spielen sein selten gespieltes Werk „Psalm 149“. Mit diesem Stück führen wir in die Pause am Samstagabend. Davor werden wir die berühmte Streicherserenade von Dvorak spielen, aber in großer Besetzung, dass es auch im Fronhof gut rüberkommt. Und am Anfang steht als Hommage an Mozart die „Missa Solemnis“ KV 337 für Chor, Soli und Orchester. Dort binden wir auch die Domsingknaben ein. Nach der Pause spielen wir die 8. Sinfonie von Dvorak.
Wie einfach oder kompliziert ist es, ein solches Festival zu organisieren?
WALZ: Das Orchester einzuladen und es unterzubringen, das ist einfach und unkompliziert. Wir sind seit Jahren im Exerzitienhaus in Leitershofen, das wir als Partner gewinnen konnten.
Und was ist schwieriger geworden?
WALZ: Die ganzen Jahre über ist es eine große Herausforderung, die Gelder zu beschaffen.
Warum ist das Jahr für Jahr eine Herausforderung?
WALZ: Die wirtschaftliche Situation im Land und in der Stadt verändert sich in jedem Jahr. Unternehmen müssen sich als Sponsoren zurückziehen, weil sie sparen müssen. Wenn die wirtschaftliche Situation schlechter ist, spüren wir das direkt bei der Organisation des Festivals. Die Herausforderung ist, immer wieder neue Partner zu finden. Ich konnte mich bisher noch nie zurücklehnen und sagen: Es klappt alles. Natürlich haben wir Unternehmen, die langjährige Partner sind, das ist wichtig für uns. Wenn wir da auch Zusagen gleich für mehrere Jahre bekommen, macht es alles einfacher.
Ohne Partner aus der Wirtschaft geht es bei den Konzerten im Fronhof nicht. Wie finanziert sich das Festival? Es gibt doch auch öffentliche Zuschüsse.
WALZ: Der geringste Teil sind die Ticketeinnahmen. Ohne die Zuschüsse von Stadt, Bezirk und bayerischem Kulturfond würde es auch nicht gehen. Doch der Löwenanteil, gut 75 bis 80 Prozent des Etats, bekommen wir über Förderer, Sponsoren, Stiftungen und Freunde des Festivals. Wir sprechen insgesamt von einem Budget von 200.000 Euro fürs Festival.
Auch ein junges Nachwuchs-Orchester ist in diesem Jahr zu hören.
WALZ: Die Orchesterakademie Augsburg des Leopold Mozart College of Music gastiert, dirigiert von Carolin Nordmeyer. Es ist ein Benefizkonzert – und wir bitten um Spenden. Die Gelder gehen ans Orchester, damit sie sich zum Beispiel Noten und anderes Material beschaffen können. Das Orchester ist ja noch im Aufbau begriffen. Die Pflege des Nachwuchses ist mir wichtig.
Wie hat sich das Publikum im Lauf von 27 Jahren verändert?
WALZ: Es ist mit mir älter geworden (lacht). Und ich finde es positiv, dass mehr Menschen im Alter zwischen 40 und 50 unser Klassik-Open-Air für sich entdeckt haben.
Man sehnt sich ja immer nach einer schönen Sommernacht für ein Open-Air-Festival. Würde es für die Musiker und das Orchester ein zu heiß geben?
WALZ: Wir treten abends auf. Die Temperaturen sind da ja schon angenehmer. Und für den Fall, dass wir abends noch 40 Grad hätten: Dann könnten wir ja einfach in die Kirche ausweichen, dann wäre das keine Regenvariante, sondern eine Wärmevariante. Diese Möglichkeit hätten wir ja. Wir sind immer zweigleisig aufgebaut und können auf das Wetter reagieren. Die Prognose habe ich mir aber noch nicht angeschaut.
Ab wann beschäftigen Sie sich mit dem Wetter als Festivalleiter?
WALZ: Gar nicht. Ich kann es ja nicht ändern (lacht). Am Tag vorher schauen wir schon. Es gibt ein Wettertelefon, über das wir mitteilen, wo wir spielen. Am Sonntagabend letztes Jahr war es eigentlich eine Katastrophe. Wir haben bis zur Pause draußen gespielt. Dann setzte der Regen ein. Laut App sollte der Regen vorbeigehen, doch das stimmte nicht. Also mussten wir in der Pause in die Kirche umziehen.
Und Ihr Publikum weiß dann schon, wohin es geht und was es erwartet?
WALZ: Ja, das hat sich eingespielt. An diesem Abend gab es allerdings eine Fehlinformation, die ohne mein Wissen vermittelt worden ist. Ein Drittel des Publikums ist in der Pause nach Hause gegangen, weil es dachte, dass das Konzert abgebrochen würde. Die Stimmung in der Kirche war aber trotzdem toll.
Zur Person
Wilhelm Walz ist der künstlerische Leiter der Konzerte im Fronhof. Sie finden vom 18. bis 20. Juli statt im Fronhof der Regierung von Schwaben statt. Bei schlechtem Wetter ist die Ausweichspielstätte die benachbarte Kirche ev. Heilig-Kreuz. Die Termine: Opern-Gala am Freitag, 18. Juli, 20 Uhr und am Sonntag, 20. Juli, um 19 Uhr. Orchesterakademie Augsburg am Samstag, 19. Juli, um 17 Uhr. Orchester-Gala am Samstag, 19. Juli, um 20 Uhr. Jazz im Fronhof am Sonntag, 20. Juli, um 11 Uhr.
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