Solange die katholische Lehre queere Menschen diskriminiert, braucht es Protest. Auch gegen eine Preisverleihung, sagt Burkhard Hose.

 

Seit dem 7. Juli ist in der Münsteraner Bistumsakademie Frank-Hitze-Haus die Ausstellung „Gut.Katholisch.Queer“ zu sehen. Ich bin Teil dieser Ausstellung. Ich gehöre zu der Gruppe queerer Menschen, die mit der Kampagne „OutInChurch – Für eine Kirche ohne Angst“ im Januar 2022 an die Öffentlichkeit traten. Wir haben uns bewusst für ein gemeinsames Coming-out entschieden, um der langen Diskriminierungsgeschichte in dieser Kirche ein Ende zu bereiten.

Als der Fotograf Martin Niekämper Personen aus unserem Kreis suchte, um sich in Kirchenräumen fotografieren zu lassen, habe ich mich entschlossen, mich auch auf diese Weise noch einmal öffentlich zu zeigen. Viele meiner Freund*innen sprachen mich nach Betrachten der Portraitbilder darauf an, wie angestrengt und gestresst ich auf diesen Fotos aussähe.

Lehre der Kirche bleibt diskriminierend

Der Autor:
Burkhard Hose ist Hochschulpfarrer und Hochschulreferent in Würzburg, Buchautor und Vorstandsmitglied im Verein #OutInChurch.

Tatsächlich war das Fotoshooting kein Vergnügen für mich. Es bleibt anstrengend, als queerer Mensch sichtbar zu werden und sich den Blicken anderer auszusetzen. Es macht verletzlich. Aber es ist wichtig, solange es nicht selbstverständlich ist. Und es ist nicht selbstverständlich, solange nicht die diskriminierende Lehre der katholischen Kirche geändert ist. Es ist wichtig, solange queere Menschen in unserer Gesellschaft abgewertet und sogar körperlich angegriffen werden.

Dass sich die Bistumsakademie dazu entschlossen hat, diese wichtige Ausstellung zu zeigen, stärkt queere Menschen in der katholischen Kirche und in der gegenwärtig zunehmend queerfeindlichen Gesellschaft.

Meine Existenz ist nicht verhandelbar

Dass während der Ausstellungsdauer und im Vorfeld der Verleihung des Josef-Pieper-Preises an Bischof Robert Barron im gleichen Gebäude, in dem unsere Portraits zu sehen sind, ein Symposion zu Ehren des Preisträgers stattfindet, ist für mich kaum zu ertragen. Es hat auch nichts mit Meinungsvielfalt zu tun. Denn mein Queersein ist keine Meinung. Es ist meine Existenz. 

Auch die queerfeindlichen Äußerungen Barrons sind keine Meinung. Sie bestreiten mein Existenzrecht und vor allem das Existenzrecht nicht-binärer Menschen. Unser Existenzrecht ist kein Bestandteil einer legitimen, pluralen Diskussionskultur. Meine Existenz ist nicht verhandelbar. Ich will nicht, dass Tagungsteilnehmende, die die menschenverachtenden Positionen Barrons teilen, an unseren Portraits vorbeiflanieren. Ich protestiere dagegen. Und ich bin allen im Bistum Münster und darüber hinaus dankbar, die in diesen Protest mit einstimmen.

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.