marktbericht
Die Ankündigung von US-Präsident Trump, Einfuhren aus der EU ab dem 1. August mit einem Zoll von 30 Prozent zu belasten, verunsichert die Anleger. Der DAX steuert auf weitere Kursverluste zu.
Nach den neuen Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump haben sich die Perspektiven am deutschen Aktienmarkt weiter eingetrübt. Der DAX dürfte mit Kursverlusten in die neue Woche gehen. Der Broker IG taxiert die deutschen Standardwerte zur Stunde 0,7 Prozent tiefer bei 24.074 Punkten.
Der DAX dürfte damit nahtlos an seine jüngsten Kursverluste anknüpfen und seine Kurskorrektur ausweiten. Am vergangenen Donnerstag und Freitag hatte der deutsche Leitindex deutlich Boden eingebüßt, nachdem er zur Wochenmitte noch bei 24.639 Punkten ein frisches Allzeithoch markiert hatte. Die nächste nennenswerte Unterstützung für den DAX ist nun die 50-Tage-Linie, die aktuell bei 23.789 Punkten verläuft.
Hintergrund der sich abzeichnenden neuerlichen Kursverluste am deutschen Aktienmarkt ist die Ankündigung von US-Präsident Trump, Einfuhren aus der EU und Mexiko ab dem 1. August mit einem Zoll von 30 Prozent belasten. Anleger hatten zuletzt nach wochenlangen Verhandlungen auf eine baldige Vereinbarung zur Entschärfung des Handelskonflikts gehofft.
Die EU muss jetzt eine Antwort finden. Die für Handelsfragen zuständigen Minister der Mitgliedstaaten wollen heute in Brüssel beraten, wie es nach der Ankündigung aus Washington weitergehen soll.
Zuletzt hatte sich Trump an der Börse mit seinen vielfältigen Rückziehern und Abmilderungen der im April angekündigten hohen US-Zölle zwar einen Ruf als „TACO-Man“ erworben: „Trump Always Chickens Out“ – Trump kneift immer.
Doch die Erwartung, dass der US-Präsident auch mit Blick auf die EU klein beigibt und alles nicht so schlimm kommt wie befürchtet, könnte sich als trügerisch erweisen. Einige Marktbeobachter fürchten, Trump könnte an der EU ein Exempel statuieren.
Die Zoll-Drohungen von US-Präsident Donald Trump ziehen auch die US-Futures in die Tiefe. Aktuell liegt der Future auf den Dow-Jones-Index 0,4 Prozent im Minus und deutet damit auf einen schwächeren Auftakt an der Wall Street hin.
Bereits zum Wochenschluss hatten Zollsorgen die Kurse in New York belastet. Der Dow Jones Industrial sank um 0,6 Prozent auf 44.371 Punkte, während der S&P 500 um 0,3 Prozent auf 6.259 Zähler nachgab. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor 0,2 Prozent auf 22.780 Punkte.
Besser ist die Stimmung am Morgen an den asiatischen Börsen. In Tokio tendiert der 225 Werte umfassende Nikkei-Index kurz vor Handelsschluss bei 39.568 Punkten seitwärts. Die Börse in Shanghai liegt aktuell 0,4 Prozent im Plus.
Zuvor hatten frische Daten gezeigt, dass Chinas Außenhandel trotz der globalen Handelsstreitigkeiten weiter gewachsen war. Wie die Zollbehörde in Peking mitteilte, stiegen die Exporte im Juni gemessen in Dollar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,8 Prozent.
Die Preise für Rohöl steigen am Morgen. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zieht um 0,2 Prozent auf 70,49 Dollar an. Am Markt halten sich Spekulationen, dass Trump im Laufe des Tages schärfere Sanktionen gegen Russland ankündigen könnte, darunter auch Abgaben für Großkunden, die russisches Öl kaufen.
Der Bitcoin hat seine jüngste Rekordrally forciert. Der Wert der ältesten und bekanntesten Kryptowährung kletterte im frühen Handel zum ersten Mal über die Marke von 120.000 Dollar. Auf der Handelsplattform Bitstamp stieg der Kurs bis auf 121.488 Dollar. Der Bitcoin befindet sich seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten Anfang November auf einem Höhenflug und konnte seither rund drei Viertel zulegen.
Unter den Einzelaktien am deutschen Aktienmarkt könnten zum Wochenstart vor allem Chemie-Aktien unter Druck geraten. So hat der weltgrößte Chemiekonzern BASF wegen der anhaltenden makroökonomischen und geopolitischen Unsicherheiten infolge der US-Zölle seine Prognose für 2025 gekappt. Für 2025 strebt BASF nun beim bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) 7,3 Milliarden bis 7,7 Milliarden Euro an. Zuvor hatte das DAX-Unternehmen 8,0 Milliarden bis 8,4 Milliarden Euro angepeilt.
Auch der Chemikalienhändler Brenntag senkte seine Ergebniserwartungen. Der Konzern rechnet für das Geschäftsjahr 2025 nun nur noch mit einem operativen Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) von 0,95 bis 1,05 Milliarden Euro. Zuvor war der Konzern von 1,1 bis 1,3 Milliarden Euro ausgegangen. Zur Begründung verwies Brenntag auf die ungünstige Entwicklung des Euro/Dollar-Wechselkurses seit Beginn des zweiten Quartals.
Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel Europe (TKSE) haen sich das Management und die Gewerkschaft IG Metall auf einen bis 2030 gültigen Tarifvertrag geeinigt, der eine Reduzierung der Arbeitszeit, die Streichung des Urlaubsgeldes und andere Einsparpunkte enthält. Im Schnitt dürfte das Einkommen der Mitarbeiter um etwa acht Prozent sinken.
Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.