US-Präsident Donald Trump will nach eigenen Angaben Patriot-Waffensysteme an die Europäische Union verkaufen, damit diese an die Ukraine geliefert werden können. „Für uns wird das ein Geschäft sein, und wir werden ihnen Patriots senden, die sie dringend brauchen“, sagte Trump am Sonntag vor Reportern auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews in Maryland nahe der Hauptstadt Washington.

Abermals äußerte sich Trump enttäuscht über den russischen Staatschef Wladimir Putin. „Putin hat wirklich viele Menschen überrascht. Er redet schön und bombardiert dann am Abend alle“, sagte Trump mit Blick auf die verstärkten russischen Luftangriffe auf die Ukraine. „Aber es gibt da ein kleines Problem. Das gefällt mir nicht.“

Trump wollte sich allerdings nicht dazu äußern, wie viele Waffensysteme er schicken wolle. Es würden „aber einige“ sein. Die Luftabwehrraketen seien notwendig, um die Ukraine zu verteidigen.

Ein Startgerät des Flugabwehrraketensystems Patriot auf dem Bundeswehr-Fliegerhorst in Kaufbeuren (Archivbild).

© dpa/Karl-Josef Hildenbrand/Archiv

Den Angaben zufolge sollen die Patriot-Systeme als Bestandteil eines neuen Abkommens über die Nato an die Ukraine geliefert und von der Europäischen Union bezahlt werden.

„Die EU zahlt dafür. Wir zahlen nichts, aber wir werden liefern“, sagte er. Welche Länder genau für das Patriot-System zahlen sollten, ließ Trump offen. 

Paket könnte auch weit reichende Raketen enthalten

Das US-Politikmagazin „Axios“ berichtet unter Berufung auf zwei Quellen, dass die Lieferungen auch weit reichende Raketen enthalten könnten, „die Ziele tief in Russland erreichen können, darunter Moskau.“ Eine endgültige Entscheidung sei den Quellen zufolge jedoch noch nicht gefallen.

Die USA haben der Ukraine bereits ATACMS-Raketen geliefert. Sie sollen eine Reichweite von bis zu 300 Kilometern haben, was nicht bis in die russische Hauptstadt reicht, die ungefähr 500 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt. Militärexperte Nico Lange schreibt auf Bluesky, Trump wolle nun „möglicherweise auch JASSM-Marschflugkörper an die Ukraine liefern.“ Laut Herstellerangabe haben sie eine Reichweite von mehr als 900 Kilometer und können von F-16-Kampfflugzeugen aus abgefeuert werden.

„Trump ist wirklich wütend auf Putin“, sagte der einflussreiche republikanische Senator Lindsey Graham zu „Axios“. Er versprach eine „sehr aggressive“ Ankündigung.

Trump will Erklärung zu Russland abgeben

Die kommenden Stunden könnten entscheidend sein für die weitere Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland: Trump sprach von einem Treffen am Montag (10.00 Uhr Ortszeit) mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte. Einem US-Medienbericht zufolge will Trump ebenfalls heute eine Erklärung zu seiner Russland-Politik abgeben.

Graham stellte bereits vor Trumps jüngsten Ankündigung von Patriot-Lieferungen einen möglichen Kurswechsel in der Russland-Politik in Aussicht. „Ein Wendepunkt in Bezug auf Russlands Invasion in der Ukraine steht bevor“, sagte er dem US-Fernsehsender CBS am Sonntag.

US-Präsident Donald Trump vor der Marine One auf dem Gelände des Weißen Hauses in Washington.

© AFP/ALLISON ROBBERT

Seit Monaten habe Trump versucht, Kremlchef Wladimir Putin an den Verhandlungstisch zu bringen. „Er hat die Tür in Bezug auf Russland offen gehalten – diese Tür ist dabei, sich zu schließen“, sagte Graham weiter. Putin habe damit gerechnet, dass die USA und Europa müde werden könnten. „Er hat einen großen Fehler gemacht.“

Wie ein Experte den Patriot-Deal sieht

  • Militärexperte Nico Lange sprach auf Bluesky von einem „wichtigen Fortschritt“.
  • Lange sieht aber „kein Zeichen dafür, dass sich die USA jetzt wieder um die Ukraine ‚kümmern‘“.
  • Er gibt zu bedenken: Patriots „helfen zwar gegen Raketen, aber nicht gegen hunderte Geran-2-Drohnen.“
  • Europa sollte nun eine bessere Unterstützung sicherstellen – und auch Abstandswaffen wie den Taurus liefern, damit russische Drohnenfabriken angegriffen werden können.

Pistorius auf dem Weg nach Washigton

Zudem wird Trumps Sonderbeauftragter Keith Kellogg heute zu Gesprächen in Kiew erwartet. Daneben will Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) in Washington über die weitere Unterstützung der Ukraine sprechen.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte bereits vor einigen Tagen in Rom angekündigt, dass Deutschland von den USA Luftverteidigungssysteme vom Typ Patriot kaufen will, um sie der Ukraine im Krieg gegen Russland zur Verfügung zu stellen.

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Die Ukraine fordert vom Westen mehr Hilfe für die Luftabwehr, um dem massiven russischen Beschuss mit Drohnen und Raketen etwas entgegenhalten zu können.

Selenskyj setzt große Hoffnungen in Besuch von US-Sondergesandtem Kellogg

Mit Blick auf die möglichen Veränderungen in der US-Politik erwartete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj „positive Veränderungen“ für die Interessen seines Landes.

Die führenden Militärs der Ukraine seien angewiesen worden, dem US-Sonderbeauftragten Kellogg alle „uns vorliegenden Informationen über das Potenzial Russlands und unsere Perspektiven zu präsentieren“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.

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Auch die Geheimdienste würden Kellogg „vollständige Informationen“ bieten. „Wir zählen auch darauf, dass Amerika voll und ganz versteht, was getan werden kann, um Russland zum Frieden zu zwingen.“

Kelloggs Plan für die Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland sah von Anfang an vor, beiden Seiten unter Zwang Zugeständnisse abzuringen. Allerdings hatte Trump bisher nur die Ukraine unter Druck gesetzt.

Noch vergangene Woche hatte das Weiße Haus verkündet, wichtige Waffenlieferungen an die Ukraine einzustellen, welche dem Land unter der Regierung von Ex-Präsident Joe Biden zugesagt worden waren. Wenig später kündigte Trump am Montag zusätzliche Waffenlieferungen der USA an die Ukraine an, ohne jedoch Einzelheiten zu nennen. (dpa, Reuters, AFP, Tsp)