Der vierfache Olympiamedaillen-Gewinner im Bahnradsport, Jens Lehmann, brachte es nach den Olympischen Spielen in Paris mit Blick auf den Medaillenspiegel auf den Punkt: „Der deutsche Leistungssport befindet sich deutlich im Abwärtstrend.“ Der Sportvorstand des deutschen Leichtathletik-Verbands fügte süffisant hinzu: „Wir schreiben Excel-Tabellen, die anderen trainieren. Das kann nicht sein.“ Auch vor dem Beginn der „FISU World University Games 2025“ am Mittwoch (16.07.), auch bekannt als Uni-Olympiade, stehen die Herausforderungen junger Spitzensportler:innen im Mittelpunkt einiger Diskussionen. Während einige Experten eine verstärkte Talentsuche sowie mehr und besser ausgebildete Trainer fordern, ist Sportpsychologin Dr. Barbara Halberschmidt davon überzeugt, dass vor allem finanzielle Schwierigkeiten häufig eine bessere Bilanz verhinderten. „Die Eltern sind die ersten Sponsoren einer Athletin oder eines Athleten“, gibt die Expertin in der neuen Folge des „Umdenken“-Podcasts der Universität Münster zu bedenken. „Doch nicht jedem Elternhaus stehen dieselben Möglichkeiten zur Verfügung.“

Mehr Sportstätten gefordert

Die Situation der derzeit etwa 60 Spitzensportler:innen der Universität Münster seien beispielhaft für diese Herausforderung. „Neben Trainings, Wettkämpfen und Lehrveranstaltungen ist ein Nebenjob nahezu ausgeschlossen“, betont Barbara Halberschmidt, die zu den Spitzensportbeauftragten der Universität zählt. Die Wissenschaftlerin plädiert zudem dafür, allgemein mehr Sportstätten wie beispielsweise Hallen zu schaffen und deren Zugänglichkeit zu vereinfachen, wie es etwa in skandinavischen Ländern üblich sei. Ähnlich argumentierte neulich auch der Präsident des deutschen Handball-Bunds, Andreas Michelmann. „Unsere Sportstätten sollen Orte für Leistung und soziale Begegnung sein“, sagte er. „Speziell für den Handball brauchen wir offene Hallentüren statt Streit um Schlüsselgewalt.“

Fokus auch auf psychische Gesundheit

Aber auch psychische Faktoren haben einen Einfluss auf die sportliche Leistungsfähigkeit, betont Barbara Halberschmidt. Wenngleich der Anteil der Spitzensportler, die an Depressionen leiden, mit etwa 9 % dem der Allgemeinbevölkerung ähnelt, sei die psychische Gesundheit für eine optimale Leistungsfähigkeit ebenso wichtig wie die körperliche Fitness. „Das Thema muss enttabuisiert werden“, fordert die Wissenschaftlerin. Sie begrüße es, dass in der jüngeren Vergangenheit immer mehr sportliche Vorbilder offen über ihre mentalen Herausforderungen gesprochen haben.

Beispiel Uni Münster

Die Universität Münster, die seit 2002 Partnerhochschule des Spitzensports ist, bietet ihren Leistungssportler:innen verschiedene Beratungs- und Förderangebote. Allen Athlet:innen gewährt sie freien Zugang zu universitären Sportstätten und eine flexiblere Gestaltung der Prüfungszeiten.

Umdenken – der Podcast der Universität Münster

Im Podcast der Universität Münster kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus unterschiedlichen Disziplinen zu Wort. Sie berichten über ihre Forschungsschwerpunkte, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und ihre persönliche Motivation. Alle Folgen sind auf Spotify, Deezer, Apple Podcasts und unter folgendem Link zu hören: https://www.uni-muenster.de/kommunikation/podcast/index.html.