Ein Palliativmediziner soll Patienten getötet haben. Zu Prozessbeginn vor dem Berliner Landgericht schweigt der 40-Jährige.
Der Palliativarzt Johannes M. habe sich als „Herr über Leben und Tod“ geriert. So heißt es in der Anklage. Er habe unter Missachtung des Lebens- und Selbstbestimmungsrechts seiner Patientinnen und Patienten seine eigenen Vorstellungen von deren Sterben und Zeitpunkt des Lebensendes verwirklichen wollen. Wegen 15-fachen Mordes steht der 40-Jährige seit Montag vor dem Berliner Landgericht.
„Unser Mandant wird zunächst keine Erklärung abgeben“, sagte einer der drei Verteidiger des Mediziners. Johannes M. befindet sich seit rund elf Monaten in U-Haft. Er schwieg auch bei seiner Festnahme. Zwölf Frauen und drei Männer, 25 bis 87 Jahre alt, soll er von September 2021 bis Juli 2024 jeweils „ein tödliches Gemisch verschiedener Medikamente“ verabreicht haben. Während das Gericht an zunächst 35 Verhandlungstagen bis zum 28. Januar 2026 die Vorwürfe prüfen will, laufen die Ermittlungen gegen den Palliativarzt weiter.
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Ist er einer der größten Serienmörder der deutschen Nachkriegsgeschichte? Hunderte Fälle nahmen Ermittler unter die Lupe. Inzwischen seien noch 71 Verdachtsfälle, die von der Staatsanwaltschaft untersucht werden – darunter auch die Todesumstände der Schwiegermutter des Mediziners, hieß es. Die Behörde habe bislang in 15 Fällen veranlasst, dass Leichen ausgegraben und rechtsmedizinisch untersucht wurden. In einem Fall stehe eine Exhumierung noch aus.
13 Nebenkläger gibt es im aktuellen Prozess, drei von ihnen waren persönlich zum ersten Tag erschienen – darunter weinend die Mutter einer 25-Jährigen, dem laut Anklage jüngsten Opfer. Der Prozess sei für die Familien immens wichtig, sagte einer der Nebenklage-Anwälte. „Es besteht ein großer Aufklärungsbedarf.“ Am 23. Juli beginnt die Beweisaufnahme.