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Wladimir Putins Ukraine-Krieg hält die Welt weiter in Atem. Russlands Ex-Ministerpräsident gibt nun Einblicke, wie Putin denkt – und wie er sich verändert hat.
Moskau – Ein Ende des Ukraine-Kriegs ist weiter nicht in Sicht. Russland rückt vorerst nicht von seinen Maximal-Forderungen ab – trotz massiver Sanktionen aus dem Westen. Wladimir Putin bleibt seinem harten Kurs treu. Russlands ehemaliger Ministerpräsident Michail Kassjanow kennt Putin gut und gibt brisante Einblicke.
„Der Putin von heute und der Putin von vor 25 Jahren sind zwei absolut unterschiedliche Personen“, sagte Kassnajow nun gegenüber der Berliner Morgenpost. Früher habe Putin noch „behauptet“ für die Demokratie zu sein. Doch außer der Wahl von 2000, bei der Putin knapp gewann, seien alle weiteren Abstimmungen gefälscht gewesen.
Wladimir Putin: Der Aufstieg von Russlands Machthabern in BildernFotostrecke ansehenPutin „wendet drei KGB-Prinzipien an“ – Russlands Ex-Ministerpräsident erklärt
„Heute sehen wir den wahren Putin, einen KGB-Agenten mit einer verzerrten Weltsicht“, so Russlands Ex-Ministerpräsident weiter. Er erkennt alte KGB-Muster bei Russlands Präsident: „Er wendet drei Prinzipien an, die ihm auf der KGB-Schule beigebracht wurden: Bestechung, Erpressung und Provokation“.
Über Michail Kassjanow:
Michail Kassjanow war von 2000 bis 2004 russischer Ministerpräsident. Präsident Wladimir Putin hob ihn in dieses Amt. Er galt als relativ liberaler Politiker. Nach den Wahlen 2004 wurde Kassnajow auf Erlass Putins entlassen. Das Verhältnis zu Putin verschlechterte sich schon 2003, als Kassnajow die Verhaftung von zwei Öl-Oligarchen als „überzogen“ kritisiert hatte. Heute wird Kassnajow in Russland als „ausländischer Agent“ geführt und lebt in Lettland.
Mit Blick auf den Ukraine-Krieg ergreift Kassnajow alarmierende Worte. Man müsse die Ukraine „jetzt retten, um die Sicherheit aller europäischen Länder zu gewährleisten“. Falls Putin den Krieg gewinne, würde er sich dadurch nur ermutigt fühlen „das ganze europäische Sicherheitssystem zu zerstören“, so Kassnajow gegenüber dem Funke-Portal.
Putin tut immer das, was ihm der Westen erlaubt zu tun
Dann hält Kassnajow einen Angriff Russlands auf die baltischen Staaten, Polen oder Finnland – allesamt Nato-Mitglieder für möglich. „Putin tut immer das, was ihm der Westen erlaubt zu tun“, erklärt der Politiker. Aktuell würde dies in Georgien geschehen und natürlich in der Ukraine.
Wladimir Putin handelt laut Russlands Ex-Prmier Kassnajow nach drei KGB-Prinzipien. (Archivbild) © Alexander ZemlianichenkoRusslands Ex-Premier erklärt „wahre Bedrohung für Putin“ durch Ukraine
In der Ukraine geht es Putin der Ansicht Kassnajows vor allem darum, die demokratische Regierung zu destabilisieren. Er wolle verhindern, dass das Land europäischen Werten folge und EU– oder Nato-Mitglied werde. Das wäre eine „wahre Bedrohung für Putin“ so Kassnajow, denn: „Er will nicht, dass sie zu einem positiven Beispiel für die Russen wird“.
Russlands Ex-Außenminister Kosyrew hatte zudem gerade erst zu Protokoll gegeben, dass für Putin der „Kalte Krieg nie geendet“ habe. (rjs)