Berlin – Die Senats-Experten haben sich verrechnet. Deshalb wird hinter den Kulissen eine neue Bevölkerungsprognose für Berlin erarbeitet. BILD kennt das vorläufige, noch vertrauliche Ergebnis: Im Jahr 2040, also in fünfzehn Jahren, knackt Berlin die 4-Millionen-Grenze.
Der Blick in die Zukunft entspricht einer mittleren Variante der drei betrachteten Prognosen – und die gilt immer als am wahrscheinlichsten. Von aktuell 3,8 Millionen Einwohnern (Ende 2024) wächst die Hauptstadt bis zum Jahr 2040 um 110.000 Einwohner (plus 2,8 Prozent).
Berlin bleibt wachsende Stadt
In der alten Prognose, die Experten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erst vor gut zwei Jahren präsentiert hatten, lag die Schätzung noch bei 3,9 Millionen.
Menschen am Brandenburger Tor
Foto: picture alliance / Caro
Die Statistiker hatten jetzt aber „zunehmende Differenzen zwischen Real- und prognostizierter Bevölkerungsentwicklung“ festgestellt und sich deshalb noch einmal mit Wissenschaftlern (u.a. Max-Planck-Institut, DIW) beraten. Danach legt Berlin am meisten noch im laufenden Jahrzehnt zu – plus 90.000. Und in den 2030er Jahren wächst die Stadt dann nur noch um 20.000.
Fakt ist: Berlin bleibt eine wachsende Stadt.
Saldo aus Geburten/Sterbefällen: Es bleibt negativ. Es sterben also mehr Leute, als Hauptstadt-Babys zur Welt kommen.
Kinder/Jugendliche: Ihre Zahl sinkt um 30.000 (-5 Prozent), bei den Jugendlichen nimmt sie um 4 Prozent zu (siehe Tabelle).
Entwicklung der Altersgruppen in 5-Jahres-Schritten
Ohne Zuwanderung würde Berlin in dem fünfzehnjährigen Prognose-Zeitraum um 270.000 Einwohner schrumpfen. Das entspricht einer Stadt wie Wiesbaden oder Augsburg oder Gelsenkirchen.
Berlin ist bald wieder eine Vier-Millionen-Stadt
Berlin, bald wieder eine Vier-Millionen-Metropole – ähnlich groß wie der europäische Teil von Istanbul oder Kiew oder Madrid.
Vor 425 Jahren hatte Berlin nur 9000 Bewohner (im Jahr 1600) – die Zahl explodierte um das 211-fache bis 1919. Dann gab’s einen XXL-Schub durch die Eingemeindung von acht Städten, 29 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken zu Groß-Berlin. Die Einwohnerzahl verdoppelte sich so 1920. Berlin war damals nach London und New York die drittgrößte Stadt der Welt.
Lesen Sie auch
1939 hatte die Reichshauptstadt längst die 4-Millionen-Grenze geknackt, nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aber nur noch 2,8 Millionen „anwesende Bevölkerung“. In den 1950er Jahren waren es schon wieder 3,3 Millionen. Während des Kalten Kriegs stagnierte die Einwohnerzahl im Westteil, im Ostteil stieg sie durch Zuzug aus der DDR.
Die überarbeitete Bevölkerungs-Prognose will der Senat offiziell im Oktober präsentieren – noch wird die Auswirkung durch Neubauprojekte und die Unterbringung von Flüchtlingen eingearbeitet.