Die Faszination für das Skateboarden kam in meiner Kindheit ganz klar über die Computerspiele. Zuerst mit „California Games“, weshalb auf meinem Wunschzettel ein BMX und ein Skateboard standen, dann „Skate or Die!“ – da war ich zehn Jahre alt. Die Faszination blieb und zementierte sich noch einmal zur Jahrtausendwende mit „Tony Hawk’s Pro Skater 1+2“. Während ich eigentlich büffeln sollte, jagte ich in verschiedenen Umgebungen Buchstaben wie S, K, A, T und E und versuchte, möglichst viele abgefahrene Tricks aneinanderzureihen. Wieder und wieder.

Erinnerungen an „Tony Hawk’s Pro Skater“ (THPS), die ich heute noch sehr deutlich habe, sind: Der Soundtrack, das Gefühl, mit ein paar Tastenkombinationen scheinbar Unmögliches auf dem virtuellen Rollbrett zu vollbringen, sowie die ikonischen Parks, die sich meiner Generation und mir ins Gedächtnis brannten.

Die Teile 3 und 4 habe ich damals schlicht verpasst. Jedes Jahr kam ein neues THPS, und nach zwei Jahren war dann vielleicht doch anderes wichtig geworden. Für mich existierte die Tony-Hawk-Reihe nur als 1+2 – und das Remake von 2020 hat diesen Mythos noch einmal befeuert. Jetzt, mit der Veröffentlichung von „Tony Hawk’s Pro Skater 3+4“, bekam ich die seltene Gelegenheit, einen Klassiker mit frischem Blick zu entdecken, der für viele andere in meinem Alter längst Nostalgie ist.

Das Remake, entwickelt von Iron Galaxy, setzt auf das Erfolgsrezept der 1+2-Neuauflage: Bewährte Spielmechanik, modernisierte Grafik und eine kleine Prise Neuerungen. Für mich ist es jedoch mehr als ein weiteres Remake – es ist ein Sprung zurück in ein Spiel, das ich nie erlebt habe, und gleichzeitig ein Schritt nach vorn in ein Spielgefühl, das sich erstaunlich zeitlos anfühlt.

Worum geht’s in „Tony Hawk’s Pro Skater 3+4“?

„Tony Hawk’s Pro Skater 3+4“ ist eine Neuauflage der beiden legendären Skateboard-Spiele aus den Jahren 2001 und 2002. Im Kern bleibt das Spielprinzip unverändert: In Third-Person-Perspektive jagt man mit seinem Skater durch abwechslungsreiche Parks, kombiniert Tricks zu immer längeren Combos und jagt Highscores. Die Steuerung ist präzise, die Tricks reichen von simplen Flips bis zu wahnwitzigen Spezialmanövern. Ziel ist es, in möglichst kurzer Zeit – meist innerhalb von zwei Minuten – bestimmte Aufgaben zu erfüllen, Punkte zu sammeln oder versteckte Objekte zu finden. Mit jedem erfüllten Ziel schaltet man neue Level und Skater frei.

Das Remake bringt nicht nur die Original-Levels zurück (mit wenigen Ausnahmen), sondern ergänzt sie um neue Parks und Features. Die Grafik wurde komplett überarbeitet: 4K-Auflösung, verbesserte Texturen und Animationen, dynamische Lichteffekte – alles wirkt frischer, ohne den Charme der Vorlage zu verlieren. Der Soundtrack mixt Klassiker mit neuen Tracks, und der erweiterte Editor erlaubt es, eigene Skater und Skateparks zu erstellen.

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Was hat uns gefallen?


Die urbane Kulisse von San Francisco bietet in „Tony Hawk’s Pro Skater 3+4“ viele Möglichkeiten, den Highscore nach oben zu treiben. - © Activision

Die urbane Kulisse von San Francisco bietet in „Tony Hawk’s Pro Skater 3+4“ viele Möglichkeiten, den Highscore nach oben zu treiben.
| © Activision

Das Herzstück von „Tony Hawk’s Pro Skater 3+4“ ist und bleibt das unvergleichliche Spielgefühl. Die Steuerung ist so präzise und reaktionsschnell wie eh und je – jede Combo, jeder Grind, jeder Sprung fühlt sich exakt so an, wie man es sich als Fan der Reihe wünscht. Die Entwickler haben die Mechanik aus dem gefeierten Remake von 1+2 übernommen und nur behutsam erweitert. Dadurch entsteht ein Spielfluss, der sowohl für Veteranen als auch für Neulinge unmittelbar zugänglich ist und schnell süchtig macht.

Besonders die grafische Überarbeitung ist beeindruckend – das Spiel sieht fantastisch aus! Die Parks, die schon im Original Kultstatus hatten, wirken jetzt lebendiger und detailreicher. Hochauflösende Texturen, verbesserte Animationen und dynamische Lichteffekte sorgen dafür, dass man selbst altbekannte Areale neu entdecken kann. Trotz der Modernisierung bleibt der typische Charme der Serie erhalten – die Entwickler haben hier ein gutes Gespür für das richtige Maß bewiesen.

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Ein weiteres Highlight ist die Vielfalt an Anpassungsmöglichkeiten. Spielerinnen und Spieler können nicht nur ihre eigene Skaterin oder ihren eigenen Skater und das Board individuell gestalten, sondern auch eigene Skateparks im Editor entwerfen und mit anderen teilen. Die zahlreichen Features zur Barrierefreiheit – etwa die Möglichkeit, den Timer zu verlängern oder den Schwierigkeitsgrad flexibel anzupassen – machen das Spiel für eine breite Zielgruppe zugänglich. Wer möchte, kann sogar Hilfsmittel wie „Perfect Rail Balance“ aktivieren, um sich ganz auf den Flow zu konzentrieren. Machen natürlich nur Drückeberger.

Auch der Online-Modus überzeugt: Dank Crossplay können bis zu acht Spieler plattformübergreifend gegeneinander antreten. Die verschiedenen Multiplayer-Modi sorgen für lang anhaltenden Spielspaß und einen echten Wettkampfcharakter, der die Reihe schon immer ausgezeichnet hat.

Nicht zuletzt haben die Entwickler mit drei neuen Leveln – darunter ein Wasserpark und ein Pinball-Park – bewiesen, dass sie auch eigene kreative Ideen einbringen können. Diese frischen Areale fügen sich nahtlos in das Gesamtbild ein und bieten zusätzliche Herausforderungen für alle, die mehr wollen als nur die bekannten Klassiker.

Was hat uns nicht gefallen?


Mit dem Wasserpark sind neue Ideen im Spiel, aber dafür fehlen einige Parks aus den Originalspielen, darunter etwa „Oil Rig“ aus „Tony Hawk’s Pro Skater 3“. - © Activision

Mit dem Wasserpark sind neue Ideen im Spiel, aber dafür fehlen einige Parks aus den Originalspielen, darunter etwa „Oil Rig“ aus „Tony Hawk’s Pro Skater 3“.
| © Activision

Die größte Kontroverse rund um das Remake betrifft die Struktur von „Tony Hawk’s Pro Skater 4“. Im Original setzte dieser Teil erstmals auf offene Level und frei wählbare Aufgaben – ein mutiger Schritt, der das Gameplay damals spürbar veränderte. Im Remake wurde diese Freiheit jedoch komplett gestrichen: Sämtliche Herausforderungen laufen nun wieder im klassischen Zwei-Minuten-Format ab. Für Fans des Originals ist das ein klarer Rückschritt, denn die offene Struktur bot damals ein ungeahntes Spielgefühl. Für mich als Neuling in 3+4 wirkt das zwar stimmig und sorgt für einen durchgehenden Spielfluss, doch die Kritik der Veteranen ist absolut nachvollziehbar.

Leider trüben auch kleinere technische Probleme den ansonsten positiven Gesamteindruck. Gelegentliche Blackscreens, insbesondere beim Laden, Kameraprobleme oder auch wenige Glitches sind zwar nicht spielentscheidend, sollten bei einem Remake dieser Größenordnung aber nicht mehr vorkommen. Kann man aber mit Patches nachbessern und verschlechtert jetzt nicht unsere Wertung.

Ein weiterer Wermutstropfen ist die unvollständige Levelauswahl. Einige Parks aus den Originalspielen fehlen, darunter etwa „Oil Rig“ aus „Tony Hawk’s Pro Skater 3“ oder „Carnival“ und „Chicago“ aus „Tony Hawk’s Pro Skater 4“. Wer auf absolute Vollständigkeit gehofft hat, wird hier enttäuscht.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass das Remake in Sachen Innovation eher zurückhaltend bleibt. Wer große Neuerungen oder mutige Experimente erwartet hat, wird enttäuscht. Das Spiel setzt vor allem auf Bewährtes und Nostalgie – für manche sicher ein Pluspunkt, andere aber sehen darin vielleicht zu wenig Mut zur Weiterentwicklung.

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Unser Fazit zu „Tony Hawk’s Pro Skater 3+4“

„Tony Hawk’s Pro Skater 3+4“ ist für mich ein echtes Geschenk. Es bringt das Lebensgefühl der frühen 2000er zurück, ohne sich im Retro-Kitsch zu verlieren. Die Steuerung ist ein Traum, die Grafik modern, die Inhalte umfangreich – und das alles mit einer Zugänglichkeit, die sowohl Veteranen als auch Neulinge abholt. Die Entscheidung, alle Level im Zwei-Minuten-Format zu präsentieren, mag polarisieren, sorgt aber für einen durchgehenden Spielfluss.

Klar, es gibt kleinere technische Schwächen und ein paar Abstriche bei der Levelauswahl. Doch das Gesamtpaket holt mich ab und bringt mich direkt auf die Half Pipe: „Tony Hawk’s Pro Skater 3+4“ ist kein reines Nostalgieprodukt, sondern ein Beweis dafür, dass gutes Gameplay zeitlos sein kann. Ein echtes Highlight für Skateboard-Fans im Jahr 2025!

„Tony Hawk’s Pro Skater 3 + 4“ ist seit dem 11. Juli 2025 für PlayStation, Xbox, Nintendo Switch, Switch 2 sowie PC erhältlich und kostet rund 50 Euro. Das Spiel ist ab 6 Jahren freigegeben.