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Viele Franchisenehmer kehren Baumarktkette den Rücken. Ein Konkurrent kann jubeln.

Soltau – Während der Corona-Pandemie erzielte die Baumarktbranche in Deutschland einen Rekordumsatz. Laut dem BHB – Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten – stieg der Gesamtumsatz der Bau- und Heimwerkermärkte im Jahr 2020 um fast 14 Prozent auf 22,1 Milliarden Euro.

Dann bremsten die Energiepreise und die Inflation die Kauflaune der Kunden. 2021 waren es nur noch 20,3 Milliarden Euro. Im Jahr darauf gab es mit 21,9 Milliarden Euro noch ein Zwischenhoch. Seitdem geht es jedoch bergab: 2024 waren es nur noch 20,9 Milliarden Euro.

Hagebau verliert dutzende Standorte: Kette verzeichnet das höchste Umsatzminus

Die Entwicklung trifft die großen Baumarktketten unterschiedlich stark. Wie das Kölner EHI Retail Institute unter Berufung auf Zahlen des DIY-Fachmagazins berichtet, ist der Umsatz der sechs umsatzstärksten Unternehmen im Jahr 2024 im Vorjahresvergleich um 0,7 Prozent auf 19,53 Milliarden Euro zurückgegangen.

Die größte Baumarktkette, Bauhaus, verzeichnete demnach ein leichtes Umsatzplus von 0,7 Prozent auf rund 4,4 Milliarden Euro. Die Nummer zwei, Obi, hielt die Umsätze mit 4,19 Milliarden Euro fast stabil. Hornbach legte leicht um 0,2 Prozent auf 3,25 Milliarden Euro zu.

Abteile mit Regalen im BaumarktDie Baumarktkette Hagebau verliert viele Standorte an den Konkurrenten Obi (Symbolbild) © imageBROKER/Manfred Bail/imago

Rewe kam mit seinen Vertriebslinien Toom, B1 und Gartencenter Klee hingegen auf ein Umsatzminus von 1,5 Prozent, der Umsatz sank auf 3,04 Milliarden Euro. Am härtesten traf es Hagebau: Der Umsatz ging um 2,6 Prozent auf 2,73 Milliarden Euro zurück. Globus Baumarkt schnitt mit einem Umsatzminus von 2,3 Prozent auf 1,92 Milliarden Euro kaum besser ab.

Hagebau verliert dutzende Standorte: Obi ist der große Profiteur

Die ohnehin schon ernste Lage bei Hagebau scheint sich weiter zu verschärfen. Das geht aus einem Bericht der WirtschaftsWoche hervor. Demnach könnten in naher Zukunft weitere Franchisenehmer der Baumarktkette zu dem Konkurrenten Obi wechseln. Hintergrund ist, dass die meisten Franchiseverträge der 330 Hagebau-Märkte bis Mitte 2026 auslaufen. Ein Insider geht davon aus, dass die Kette allein bis zum Jahresende 20 weitere Standorte verlieren könnte.

Damit würde sich ein Trend fortsetzen. Wie Obi in mehreren Meldungen mitgeteilt hat, sind in diesem Jahr bereits vier Hagebau-Franchisenehmer mit 17 Märkten zu ihnen gewechselt:

  • die C. Ebel Gruppe aus Niedersachsen mit fünf Märkten (ab 2026)
  • die C. J. Wigger KG aus Schleswig-Holstein mit drei Märkten (zum 1. Januar 2026)
  • die Thies + Co. GmbH aus Niedersachsen mit zwei Märkten (zum 1. Januar 2026)
  • die Stammelbach Karl Krüger GmbH & Co. KG aus Niedersachsen mit sieben Märkten (zum 1. Januar 2026)

Hagebau verliert dutzende Standorte: Digitalisierung verschlafen

Der Aderlass hatte bereits im vergangenen Jahr begonnen. Mit der Gillet Baumarkt GmbH, die einen Markt in Landau (Rheinland-Pfalz) betreibt, ist zum 1. Januar 2025 erstmals ein Unternehmen von Hagebau zu Obi gewechselt. In der entsprechenden Obi-Mitteilung wird einer der Gründe für den Erfolg von Obi genannt. „Vor allem das digitale Wachstum mit Erlösbeteiligung in unserem wachsenden Ökosystem bringt neuen Franchisepartnern messbare Vorteile“, so Obi-Chef Sebastian Gundel.

Das sind 14 der größten Unternehmen aus Rheinland-PfalzDreiermontage von Hornbach, BASF und Spritze: Hornbach, BASF, BioNTech: Wer glaubt, dass Rheinland-Pfalz nur mit Weinbau Umsätze generiert, den werden diese Riesenunternehmen aus der deutschen Toskana umhauen. Hätten Sie das gewusst?Fotostrecke ansehen

Das klingt auch im Bericht der WirtschaftsWoche an. „Während Corona haben vor allem die profitiert, die zuvor in Digitalvertrieb investiert hatten“, zitiert die Zeitung eine ehemalige Hagebau-Führungskraft. „Hornbach und Obi haben es wunderbar gemacht – und bei Hagebau war gar nichts.“

Hagebau steht nicht allein vor großen Herausforderungen. Die angeschlagene Baumarktkette Hellweg will offenbar weitere sieben Filialen schließen.