In den 27 Jahren seines Bestehens habe das Forum „Banking & Finance“ viele „wilde Zeiten“ erlebt, meinte Professor Bernhard Müller, als er im Namen des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften der Hochschule Niederrhein im Audimax Referenten und Zuhörer zur nächsten Ausgabe des Forums begrüßte.
Es ist als Austauschplattform von Kompetenzträgen aus der Wirtschaft und der Finanzwirtschaft mit Studierenden gedacht. „Die wilden Zeiten machen auch nicht Halt vor der Finanzbranche und auch nicht beim Factoring“, sagte Müller, als er die beiden Gastreferenten Wolfgang Reiser und Simon Hörster von der „BNP Paribas Factoring GmbH“ vorstellte, die sich dem Thema „Factoring als sicherer Anker in wirtschaftlichen unsicheren Zeiten“ widmeten.
Beim „Factoring“ verkaufen Unternehmen ihre Forderungen an Dritte an einen „Factor“. Der Vorteil: Sie erhalten sofort das Geld für ihre Außenstände, der „Factor“ erhält die Rechnung an den Schuldner des Unternehmens. „Der Unternehmer muss durch den Verkauf seiner Rechnung an uns nicht warten, bis ein Schuldner eine Zahlungsfrist einhält“, sagte Reiser. „Er erhält sofort sein Geld und kann damit wirtschaften.“ Das Ganze sei gefragt: Die „BNP Paribas Factoring GmbH“ habe im vergangenen Jahr einen Umsatz von 28 Milliarden Euro beim „Factoring“ gemacht, die sich auf 7,4 Millionen Rechnungen verteilen.
Insgesamt sind die „Factoring“-Umsätze bei Unternehmen von 2018 bis 2024 von rund 244 auf rund 398 Milliarden Euro gestiegen. Häufig würden Unternehmen in Vorleistung treten müssen, wenn sie Materialien erwerben, die sie nach der Verarbeitung an ihren Kunden weiterleiten. Durch das „Factoring“ und den Verkauf der Rechnung sei das Unternehmen in der Lage, seine Vorleistungen abzuwickeln.
Selbstverständlich, so Hörster, unterliegen die Kunden, von denen die „BNP Paribas Factoring GmbH“ die Rechnungen abkauft ebenso einer kritischen Prüfung wie die Schuldner der Kunden, auf die die Rechnungen ausgestellt wurden. Das Risikomanagement müsse vieles beachten, erläuterte Hörster und nannte das Liquiditätsrisiko, das Währungsrisiko und das Zinsänderungsrisiko.
Auch spiele neben dem Bonitätsthema die Nachhaltigkeit eine Rolle, ergänzte Reiser. Wer nicht nachhaltig wirtschafte, verliere auf Dauer sein Geschäft und seine Finanzierung. Ebenso selbstverständlich sei, dass ein „Factor“ das „Factoring“ nicht unentgeltlich anbietet. Die Rate sei nicht höher als diejenige, die Unternehmen für Kredite zahlen müssten. Und für Fall, dass trotz aller Bonitätsprüfung eine Rechnung platzen sollte, gebe es eine Absicherung bei einem der großen Rückversicherer.