Liebe Leserin, lieber Leser,

ich
hatte beim heutigen Newsletter Unterstützung. Die Tochter einer
Kollegin war in der Redaktion. Jella ist 15, und als wir vorige Woche
zusammen in der ZEIT-Kantine saßen, sprachen wir über Jellas
nahende Sommerferien. Sie hat eine ganze Liste mit Plänen:
Open-Air-Kino, Nacht-Flohmärkte und ein Ausflug zum Erdbeerpflücken.
Das wäre auch ein Tipp für unsere Elbvertiefungs-Leser, sagte ich
ihr. Geht das überhaupt noch, und wenn ja, wo?

Jella
hat daraufhin ein bisschen für Sie gegoogelt und herumtelefoniert,
und ich soll Ihnen ausrichten: Sie
müssen sich beeilen!
Viele Felder seien schon leer geerntet. (Oder leer genascht? Dazu
gleich mehr.)

Der
Hof Lohbrügge in Reinbek, von dem Jella berichtete, hätte mich ja
besonders interessiert, denn da werden neben Erdbeeren auch Taybeeren
angebaut. Von dieser Frucht hatte ich noch nie gehört. Es ist eine
Kreuzung aus Him- und Brombeere, sie wurde in Schottland gezüchtet
und nach dem längsten Fluss des Landes benannt. Optisch sieht sie
aus wie eine etwas derbe, zapfenförmige Himbeere. Die Taybeerensorte
Buckingham wird bis zu vier Zentimeter groß und soll brombeerig
schmecken. Leider kann nicht mehr gepflückt werden, erfuhr Jella
durch den automatischen Anrufbeantworter des Hofes: „Die Felder sind
geschlossen, da zu wenig Früchte vorhanden sind und wenige
nachreifen werden.“

Jella
würde mit ihren Freundinnen zum Bernekehof nach Barsbüttel fahren,
denn laut ihrer Recherche gibt es nicht nur noch Erdbeeren, sondern
auch ein Hofcafé mit Kuchen, und man kann es mit einer Fahrradtour
verbinden.

Auch
beim Erdbeerhof Glantz ist die Chance gut, noch kleine rote Schätze
zu heben. Glantz hat viele Felder rund um Hamburg, auf
der Website wird täglich angegeben, welcher Standort geöffnet hat.

© ZON

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Die
wichtigste Info hat Jella natürlich auch erfragt: Wie ist das denn
nun mit dem Naschen? Ist das beim Pflücken offiziell erlaubt? Beim
Hof Soltau, wo zwar keine Erdbeeren mehr zu holen sind (aber
voraussichtlich noch zwei Wochen lang Himbeeren und Blaubeeren),
erfuhr Jella am Telefon von einer Mitarbeiterin: „Es
ist natürlich erlaubt, dass die Besucher beim Pflücken naschen,
aber es sollte immer im Rahmen bleiben.“ Frei interpretiert würde
ich sagen, mal links und rechts ein paar in die Backentaschen ist
kein Problem.

Bei
Glantz ist man etwas strenger: „Damit die Leute nicht nur zum
Naschen kommen und dann gehen, haben wir eine Mindestpflückmenge von
einem Kilogramm“, erzählt eine Mitarbeiterin. Einige Erdbeerhöfe
fordern inzwischen sogar Eintritt, das wolle man aber vermeiden.

Bezahlen
will Jella die Erdbeeren übrigens mit dem Geld, das sie beim
Babysitten verdient hat. Die Pflückpreise (bei Glantz zum Beispiel
7,40 Euro pro Kilo) seien immerhin günstiger als an den
Verkaufsständen, findet Jella. Mehr als ein Kilo würde sie ohnehin
nicht nehmen. „Wobei …“, überlegt sie laut, „viel abgeben,
könnte ich davon dann natürlich nicht …“ Absolut richtig.

Ich
wünsche Ihnen einen schönen Tag!

Ihre
Viola Diem

WAS HEUTE WICHTIG IST

© Jewgeni Roppel für DIE ZEIT

Erst
kürzlich haben wir über
eine mögliche
Schließung des Schanzenparkzelts berichtet
. Das Problem: Die Gebühren, die das Bezirksamt Altona aufruft,
sollten noch weiter steigen.
Zum Erhalt des Kulturformats wurde unter anderem eine Petition
gestartet. Nach
konstruktiven Gesprächen mit dem Amt konnte nun die Gemeinnützigkeit
des
traditionsreichen
Kulturzelts

nachgewiesen werden,

dadurch fallen die Gebühren künftig weg. Die Veranstaltungsstätte
bleibt dem Stadtteil somit erhalten.

Die
Bürgerschaft wird morgen über einen Antrag von Rot-Grün beraten,
der Opfern häuslicher Gewalt den Ausstieg aus gemeinsamen
Mietverträgen erleichtern soll. Betroffene sollen sich künftig
schnell und unbürokratisch von Verträgen mit gewalttätigen
Partnern lösen können, ohne weiterhin finanziell zu haften.

Heute
um 9.30 Uhr
findet an der Schule Sternschanze (Altonaer Straße 38) eine
Kundgebung in Gedenken an mehr als 1.500 jüdische Menschen statt,
die vor 82 Jahren von diesem Ort nach Theresienstadt deportiert
worden sind. Die Veranstalter wollen mit der Kundgebung ein Zeichen
gegen Antisemitismus und Rassismus im Alltag setzen.

In aller Kürze

Der
städtische Netzbetreiber Energienetze Hamburg rechnet wegen hoher
Investitionen und gestiegener Kosten mit weiteren Erhöhungen der
Strom-Netzentgelte.

Diese Abgaben zahlen die Energieversorger, geben sie aber direkt an
die Verbraucher weiter •
Im Hafen ist am Nachmittag eine Barkasse
am Containerterminal Tollerort mit einem fest vertäuten
Containerschiff kollidiert
,
wobei zwei Menschen leicht verletzt wurden. Die Ursache könnte ein
technischer Defekt gewesen sein; Betriebsstoffe traten nicht aus, und
die Barkasse blieb intakt

THEMA DES TAGES

© Jelka Lerche/​ZEIT-GRAFIK

Schneller
machen wir später

Die
Bahn sperrt monatelang die Strecke Hamburg–Berlin, verbaut aber
nicht die Technik, die vieles besser machen könnte. Warum nur? Der
Frage geht Wirtschafts-Redakteur Jonas Schulze Pals nach, lesen Sie
hier einen Auszug aus seinem Artikel.

Wer
dieser Tage in Deutschland mit dem Zug verreisen will, braucht drei
Dinge: Proviant, ausreichend Wasser und vor allem Geduld. Für all
diejenigen, die ab August zwischen Hamburg und Berlin verkehren
wollen – also den zwei größten Städten des Landes –, gilt das
ganz besonders. Die Deutsche Bahn wird die Strecke sperren, schon zum
zweiten Mal binnen 18 Monaten.

Wie
auch andernorts verfährt der Staatskonzern nach dem Motto: Bevor es
besser wird, muss es erst mal schlimmer werden. Das bedeutet in
diesem Fall: 45 Minuten längere Fahrtzeit – wenn alles gut geht.

Bemerkenswert
ist allerdings, dass die Strecke Berlin–Hamburg nach der Sperrung
noch immer nicht auf dem neuesten Stand der Technik sein wird. Die
Deutsche Bahn tauscht in neun Monaten zwar fast alles aus (Gleise,
Oberleitungen, Stellwerke, Weichen), das Unternehmen verzichtet aber
auf den Einbau des digitalen Zugsicherungssystems ETCS. Für die
Strecke gilt damit, was für große Teile des deutschen Netzes gilt:
Statt Technik für das nächste Jahrhundert verbaut man lieber
Technik aus dem vergangenen Jahrhundert. Und riskiert so eine
Auseinandersetzung mit der Europäischen Union.

Wie
kann das sein? Vor sieben Jahren stellte Bahn-Chef Richard Lutz
angesichts der Digitalisierung noch einen „nie da gewesenen
Entwicklungsschub für die Eisenbahn“ in Aussicht. Deutschland könne
mit der digitalen Schiene gar ein Vorreiter werden.

Wann
tatsächlich mit der Digitalisierung des Bahnnetzes gerechnet werden
kann, lesen
Sie in der aktuellen Printausgabe oder hier online
.

DER SATZ

© Katharina Lepik/​plainpicture

„Der
Beweis meiner Verspießerung liegt auf meinem Schreibtisch: eine
Visitenkarte des Kommissariats 21, auf der Rückseite ist mit
Kugelschreiber das Aktenzeichen meiner Anzeige notiert.“

ZEIT:Hamburg-Autor
Tom Kroll erwischt eines Nachts Jugendliche beim Sprayen und holt die
Polizei. Darüber ist niemand so überrascht wie er selbst.
Von der Auseinandersetzung mit seinem Selbstbild lesen Sie hier

DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN

In
den Deichtorhallen ist Katharina Grosses Wunderbild
zu sehen. Und ein Wunderbild ist es wirklich: eine raumfüllende –
60 Meter lange – Installation quer durch
die Halle, sie wurde extra dafür umgebaut. Auf
langen, lose von der Decke hängenden Stoffbahnen, hat Grosse
in der für sie typischen Weise Acrylfarbe mit eine Spritzpistole
aufgetragen. In einem angrenzenden Raum sind frühere Arbeiten von
ihr zu sehen sowie ein Dokumentarfilm über die Künstlerin und ihre
Technik.

Deichtorhallen,
Deichtorstraße 1–2, bis 14.9., Di–So, 11–18 Uhr (jeden ersten Donnerstag im Monat
bis 21 Uhr)

MEINE STADT

An der Elphi © Maja Brandt

HAMBURGER SCHNACK

Ich
habe meiner Frau und mir einen Kaffee gemacht, und wir sitzen
entspannt im Bett. Sie schickt einer Freundin eine Nachricht und
diktiert den Text ins Handy: „Eigentlich könnte ich mal wieder
fremdgehen.“ Auf meinen erschrockenen Blick hin: „Wir sprechen über
den Friseur!“

Gehört
von Björn Platz

Das war
die Elbvertiefung, der tägliche Hamburg-Newsletter der ZEIT. Wenn Sie
möchten, dass er täglich um 6 Uhr in Ihrem Postfach landet, können Sie
ihn hier kostenlos abonnieren
.