Am Landgericht Berlin beginnt der Mordprozess gegen einen Palliativarzt. Er steht im Verdacht, zwischen Herbst 2021 und Sommer 2024 zwölf Frauen und drei Männer getötet zu haben. In einigen der Fälle soll er zudem anschließend in den Wohnungen Feuer gelegt haben, um seine Taten zu verdecken.

Laut der Anklage verabreichte der Mediziner, der bei einem Kreuzberger Pflegedienst angestellt war, den Patientinnen und Patienten „ein tödliches Gemisch verschiedener Medikamente“. So soll er den Opfern ohne medizinische Indikation und ohne deren Wissen und Zustimmung zunächst ein Narkosemittel sowie im Anschluss ein Muskelrelaxans verabreicht haben, was zum Tod führte.

Staatsanwaltschaft sieht besondere Schwere der Schuld

Bislang ist unklar, was das Motiv des Mediziners gewesen sein könnte. Die in der Anklage genannten Opfer waren alle schwerstkrank, ihr Tod stand jedoch nicht unmittelbar bevor. Die Staatsanwaltschaft Berlin wirft dem Angeklagten Mord aus Heimtücke und sonstigen niedrigen Beweggründen vor. Sie sieht zudem eine besondere Schwere der Schuld und fordert neben der Verurteilung eine anschließende Sicherungsverwahrung nach Verbüßen der Haftstrafe sowie ein lebenslanges Berufsverbot.

Zu den 15 Fällen, um die es im aktuellen Prozess zunächst geht, kommen möglicherweise noch weitere: Im Zuge der Ermittlungen prüften die Berliner Behörden fast 400 Fälle, in 96 ergab sich ein Anfangsverdacht. Bei einigen konnte dieser inzwischen ausgeräumt werden, in mehr als 70 wird jedoch noch ermittelt. Im Berliner Landeskriminalamt wurde eine Ermittlungsgruppe des Morddezernats eingerichtet. Diese wertete Hunderte Unterlagen von Patienten des Mediziners aus. Zu den von der Staatsanwaltschaft aufgezählten Fällen mit
Anfangsverdacht gehört auch der Tod der Schwiegermutter des Angeklagten.

Verdächtiger schweigt bislang zu den Vorwürfen

Für den Prozess am Berliner Landgericht sind vorerst 35 Termine im Laufe
eines halben Jahres angesetzt. Es ist jedoch gut möglich, dass das
nicht ausreicht. In dem Verfahren sind nach Gerichtsangaben bislang 13
Angehörige von Gestorbenen als Nebenkläger vertreten. Zu jedem Fall gibt
es mehrere Zeugen, darunter Sachverständige. Insgesamt könnten damit
rund 150 Menschen vor Gericht gehört werden.

© Lea Dohle

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Wie Verteidigung und Staatsanwaltschaft übereinstimmend mitteilten, hat sich der Verdächtige vor Prozessbeginn nicht zu den Vorwürfen geäußert. Laut seinem Verteidiger wird er auch während des Prozesses vor dem Landgericht Berlin zunächst schweigen. Auf ein Gespräch mit einer psychiatrischen Sachverständigen ließ sich der Angeklagte ebenfalls nicht ein. Um dennoch eine Einschätzung zu Charakter und Schuldfähigkeit des Mannes abgeben zu können, soll die Gutachterin das Verhalten des Angeklagten vor Gericht beobachten sowie Angaben von Zeugen hören.

Ermittlung gegen Palliativarzt

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