Berlin – Rekord-Strafe im größten Berliner Korruptionsprozess der letzten Jahre: Der frühere Chef des Berlin-Brandenburger Müllentsorgers MEAB muss für sechseinhalb Jahre in Haft, weil er Millionen abgezockt hat.
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Schicke Neubau-Villa, Luxus-Reisen und VIP-Jahreskarten für Hertha BSC und Basketball-Topclub Alba Berlin: Dirk-Uwe M. (71) aus Brieselang (Havelland) hat sich jahrelang mit Millionensummen bestechen lassen, urteilte das Neuruppiner Landgericht. Im Gegenzug verschaffte der Ex-Chef des Groß-Entsorgers MEAB (gehört je zur Hälfte Berlin und Brandenburg) Unternehmern überteuerte Bauaufträge und Billigpreise für gefährliche Abfälle.
Dirk-Uwe M. schwieg zu den Vorwürfen, doch seine Mitangeklagten gaben alles zu. Die Beweise: erdrückend. Fahnder nahmen den Müll-Paten fest, als ihm Deponiebau-Unternehmer Günther H. bei einer Weihnachtsfeier 10.000 Euro Schmiergeld übergab. Insgesamt 2,4 Millionen Euro hat Dirk-Uwe M. laut Anklage von 2012 bis 2019 kassiert, dabei 885.000 Euro Steuern hinterzogen.
Für die Abdichtung der Mülldeponie Schöneiche bei Berlin zahlte die MEAB Millionen zu viel
Foto: picture-alliance / ZB
Beispiellose Strafe für Korruption
Um den jahrelangen Prozess (dreimal geplatzt) abzukürzen, halbierte das Gericht die Zahl der angeklagten Fälle und fällte dennoch ein Knallhart-Urteil: sechseinhalb Jahre Haft für den 71-Jährigen! Außerdem muss Dirk-Uwe M. knapp eine Million Euro zurückzahlen. „Das ist die höchste Strafe für Korruption in den letzten Jahren“, freut sich Oberstaatsanwalt Gunther Rauche (48), „und die höchste Schmiergeld-Summe, die jemals angeklagt war.“ Doch für Dirk-Uwe M. kommt es noch dicker: Die MEAB hat ihren Ex-Chef und die beteiligten Firmen auf Schadenersatz verklagt.
Müllentsorger fordert 43 Millionen Euro zurück
Zur geforderten Summe schwieg MEAB-Geschäftsführerin Silvia Niessing auf BILD-Anfrage. Doch die Sprecherin des Potsdamer Landgerichts, Viktoria-Sophie Eberlein, berichtet von fünf (!) Verfahren. Eberlein zu BILD: „Anhand der eingeklagten Beträge dürfte sich ein Betrag von insgesamt rund 43.000.000,00 Euro errechnen.“ 43 Millionen! Der erste Prozess beginnt im August.
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Neben langer Haft droht Dirk-Uwe M. also auch die Pleite. Er hat gegen das Hammer-Urteil Revision eingelegt. Bis der Bundesgerichtshof in etwa einem Jahr entscheidet, bleibt der Müll-Pate auf freiem Fuß.