Stand: 16.07.2025 12:53 Uhr

Die Einnahmen der USA aus Zollzahlungen ihrer Handelspartner sind laut Financial Times auf ein Rekordhoch gestiegen. Im zweiten Quartal waren es fast 50 Milliarden Dollar mehr als im Vorjahresquartal.

Die US-Einnahmen aus Zöllen haben im zweiten Quartal ein Rekordhoch von 64 Milliarden Dollar erreicht. Das berichtet die Financial Times (FT) mit Verweis auf Zahlen des US-Finanzministeriums. Demnach kassierten die Vereinigten Staaten von April bis Juni fast 50 Milliarden Dollar mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Anfang April hatte US-Präsident Donald Trump Einfuhren aus allen Ländern pauschal mit Zöllen von zehn Prozent belegt. Zusätzlich führte die US-Regierung einen Mechanismus ein, der für viele Staaten deutlich höhere Abgaben sowie Sonderzölle auf bestimmte Produkte wie Stahl- und Aluminium- sowie Autoimporte vorsieht.

Haushaltseinnahmen im Juni steigen auf Rekordwert

Zuletzt kündigte Trump etwa Zölle in Höhe von 30 Prozent für Waren aus der EU und Mexiko an, die ab dem 1. August gelten sollen. Mit seiner Zollpolitik will der Republikaner angebliche Handelsungleichgewichte korrigieren und erreichen, dass mehr in den USA produziert wird. Gleichzeitig spülen die Zölle immer mehr Geld in die Staatskasse.

Allein im Juni kletterten die Zolleinnahmen auf den Rekordwert von 27,2 Milliarden Dollar, wie das US-Finanzministerium am Freitag mitteilte. Die gesamten Haushaltseinnahmen stiegen dadurch in dem Monat um 13 Prozent auf einen Rekordwert von 526 Milliarden Dollar. Bereits zuvor hatte das US-Finanzministerium berichtet, dass die USA rund 600 Millionen Dollar pro Tag durch Zölle kassiert.

Zolleinnahmen könnten weiter wachsen

Anfang Juli stellte Finanzminister Scott Bessent nun sogar eine Steigerung der Zolleinahmen bis Ende des Kalenderjahres 2025 auf 300 Milliarden Dollar in Aussicht. Dies würde jedoch eine erhebliche Ausweitung und deutliche Anhebung der Sätze erfordern. Die höheren Zölle auf Waren von fast allen Handelspartnern der USA ab dem 1. August würden „das große Geld“ einbringen, hatte zuletzt auch Trump betont.

Amerikas Handelspartner hätten es dagegen weitgehend versäumt, sich gegen den Zollkrieg zu wehren, schreibt die FT heute. Dadurch konnte ein Präsident, „der dafür verspottet wird, dass er immer kneift“, fast 50 Milliarden Dollar an zusätzlichen Zolleinnahmen zu geringen Kosten einnehmen. Damit spielt die Zeitung auf Trumps Spitznamen an der Wall Street – „TACO“ – an, was für „Trump always chickens out“ steht (zu Deutsch: „Trump zieht immer den Schwanz ein“).

Gemeint ist damit, dass der Präsident immer erst mit großen Worten droht, und dann doch nicht ernst macht beziehungsweise seine Ankündigungen nicht sofort umsetzt. Der FT zufolge sind es allerdings eher die Handelspartner, die „den Schwanz einziehen“. „Trump kassiert 50 Milliarden Dollar an Zöllen, weil die Welt kneift“, heißt es im Bericht.

Kaum konkrete Reaktionen der Handelspartner

Tatsächlich haben bislang nur China und Kanada energisch auf die von Washington verhängten Maßnahmen reagiert. Die Volksrepublik hatte nach der Erhöhung der Strafzölle auf chinesische Einfuhren auf 145 Prozent Gegenzölle in Höhe von 125 Prozent und Exportkontrollen für industriell wichtige seltene Erden eingeführt.

Mittlerweile haben sich beide Seiten auf ein Ende bestimmter Handelsbeschränkungen geeinigt – und die Einnahmen lagen in China im Mai nur knapp zwei Prozent höher als im Vorjahr.

Geringe Kosten für die USA

Zusammen mit den begrenzten Maßnahmen Kanadas, das die Zolldaten für das zweite Quartal noch nicht veröffentlicht hat, stellen die weltweit auf amerikanische Exporte erhobenen Zölle der FT zufolge nur einen winzigen Bruchteil der US-Einnahmen im selben Zeitraum dar. Die USA muss also kaum zusätzliches Geld für Zölle ausgeben. Denn andere Handelspartner verzichten komplett auf Vergeltung und verhandeln lieber, um noch höhere Abgaben zu vermeiden.

Die EU hatte zum Beispiel Gegenmaßnahmen geplant, ihre Einführung aber wiederholt verschoben. Derzeit seien zusätzliche Zölle auf US-Produkte im Umfang von 72 Milliarden Euro geplant, sagte jüngst EU-Handelskommissar Maros Sefcovic. Die EU-Kommission habe den Mitgliedsländern eine Liste vorgelegt, die in Kraft treten solle, sollten die Verhandlungen mit der US-Regierung scheitern. Ziel sei aber weiter, einen Kompromiss zu finden, so der EU-Handelskommissar.

„Trump kümmert das weniger“

Nach Ansicht einiger Ökonominnen und Ökonomen sei die zögerliche globale Reaktion auf Trumps Drohungen aus wirtschaftlicher Vernunft heraus getroffen worden, um eine Vergeltungsspirale zu verhindern, heißt es im FT-Bericht. Trump habe deutlich gemacht, dass er bereit ist, die Zölle im Falle von Vergeltungsmaßnahmen weiter zu erhöhen, sagte Marta Bengoa, Professorin für internationale Wirtschaft an der City University of New York.

„Viele Länder haben aus dem Handelskrieg 2018-2019 gelernt, dass Vergeltungsmaßnahmen oft zu Gegenmaßnahmen führen und nicht zu Verhandlungslösungen“, so die Expertin. Berechnungen des Beratungsunternehmens Capital Economics haben laut FT ergeben, dass ein Handelskrieg mit durchschnittlichen Zollsätzen von 24 Prozent das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) innerhalb von zwei Jahren um 1,3 Prozent senken würde. Zum Vergleich: Bei einem Satz von zehn Prozent betrage das Minus lediglich 0,3 Prozent.

Die meisten Verhandlungen mit Trump seien mit Blick auf die globalen Lieferketten und die Inflation aber von kurzfristigen Erwägungen geleitet, sagte Alexander Klein, Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Sussex, der FT. Das verschaffe dem Weißen Haus die Oberhand. „Trump kümmert das weniger, also nutzt er es aus“, so Klein.

Mit Informationen von Till Bücker, ARD-Finanzredaktion.