Wenn sich Tausende bekuttete und schwarz gekleidete fröhliche Menschen mit dem ein oder anderen Bierchen vor dem Bremer Hauptbahnhof sammeln ist klar: Das Iron Maiden-Konzert kann nicht weit sein. Die Prozession zieht sich einmal durch das überlaufene Bahnhofsgebäude und ist auf der anderen Seite bereits in Sichtweite ihres Ziels. Auf dem Parkplatz der Messehallen prunkt die majestätische Bühne, die das Ziel der Norddeutschen Pilgerreise ist. Kein Schnickschnack, kein Gedöns — nur eine Menge Kopfsteinpflaster, ein paar Fressbuden und viel gute Laune.

Avatar-Freakshow vom Feinsten

Pünktlich um 19:30 Uhr drehen sich die Köpfe, denn auf der Bühne geschieht etwas. Ein Henker legt ein großes, rotes Geschenk ab, welches beginnt sich zu bewegen. Plötzlich steigt aus dem eigentlich viel zu kleinen Paket ein Mann, dessen Gesicht die Leinwand für irgendetwas zwischen Clown-Makeup und Corpsepaint ist. Er richtet seinen irren Blick in die Menge und leitet das Set von Avatar ein, die Iron Maiden auf ihrer Tournee begleiten. Die Schweden geben von der ersten Sekunde an absolutes Vollgas. Der moderne, wuchtige Klang des Melodic Death Metal-Quintetts wirkt im strahlenden Sonnenlicht zwar etwas verloren, davon lassen sie sich aber nicht unterkriegen.

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Als hätten sie es bestellt, bricht plötzlich ein Schauer über Bremen aus, der die Lieder perfekt untermalt und die Regenponcho-Verpackungen zum Knistern bringt, die plötzlich aus überraschend vielen Taschen gezogen werden. Nach 45 Minuten und der Ankündigung, dass Avatar uns bereits im Februar 2026 in Deutschland wieder beehren, ist die Show vorbei. Wer in der Umbaupause Langeweile hat, stromert zum Merchandise-Stand und kann sich ein T-Shirt für schlappe 50 Euro besorgen — passend zum 50. Band-Jubiläum.

Ein Grund zum Feiern!

Der Himmel über Bremen bricht auf und die strahlende Sonne kommt zum Vorschein, der Wettergott meint es gut mit den wartenden Fans. Das bemerkt auch Bruce Dickinson, der bereits nach dem Opener ‘Murders In The Rue Morgue’ schmunzelnd bemerkt: “Jemand hat behauptet, es würde hier regnen!” Obwohl das Wetter nun mitspielt, und die heiß ersehnten Briten über die Bühne tanzen, greift die Stimmung (typisch norddeutsch) noch nicht auf die Menge über. Nachdem ein mit Lederjacke und Jeans bekleideter Eddie auftaucht, und Dickinson ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert, ist aber auch der letzte Fan endgültig abgeholt und in Feierlaune. Zu feiern gibt es immerhin 50 Jahre Iron Maiden, wie der Sänger noch einmal ehrfürchtig wiederholt.

Das neue Bandmitglied

Die „Run For Your Lives“-Tournee ist Schlagzeuger Simon Dawsons Feuerprobe. Im Dezember letzten Jahres verkündete Nicko McBrain überraschend, dass er nach über 40 gemeinsamen Jahren mit Iron Maiden dem Tourneeleben den Rücken zudreht. Der British Lion-Drummer ist sein Nachfolger, auf dem nun selbstverständlich alle Augen ruhen. Das wird durch die Bühnentechnik sogar noch verstärkt, da durch die Positionierung der Scheinwerfer das Schlagzeug durchgehend stark präsent ist. Man muss ehrlich sagen — Dawson schafft es, in die riesigen Fußabdrücke seines Vorgängers zu treten und liefert eine selbstbewusste Performance ab.

Die Setlist entführt die Zuschauer quer durch fünf Jahrzehnte Bandgeschichte. Dabei scheuen sich Iron Maiden auch nicht, zu zehnminütigen Brechern wie ‘Seventh Son Of A Seventh Son’ zu greifen. Obwohl die Stimmung in den langen instrumentalen Teilen ihren niedrigsten Punkt erreichte, gehören ausführliche Gitarrensoli nun einmal genauso zu Maiden wie Dickinsons Gesang und möchten dementsprechend gefeiert werden. Dies geschieht heute Abend ausführlich, nach über zwei Stunden und drei Zugaben verabschiedet die Band sich und verspricht, bald wiederzukommen.

Setlist Iron Maiden Bremen:

  1. Murders In The Rue Morgue
  2. Wrathchild
  3. Killers
  4. Phantom Of The Opera
  5. The Number Of The Beast
  6. The Clairvoyant
  7. Powerslave
  8. 2 Minutes To Midnight
  9. Rime Of The Ancient Mariner
  10. Run To The Hills
  11. Seventh Son Of A Seventh Son
  12. The Trooper
  13. Hallowed By Thy Name
  14. Iron Maiden
  15. Aces High
  16. Fear Of The Dark
  17. Wasted Years


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