Fans ganz nah an Iron Maiden im Dezember 1990 bei der No-Prayer-On-The-Road-Tour in der Schleyerhalle. Foto: Kraufmann/Dollenbacher
Wenn Iron Maiden spielen, bebt der Boden – und das in Stuttgart seit 1981! Wir blicken zurück auf neun Auftritte der Metal-Giganten, die am 26. Juli auf dem Wasen spielen.
Schwarze T-Shirts raus, die Pommes-Gabel einpacken und die Luftgitarre stimmen: Fans von Iron Maiden wissen, was zu tun ist, wenn die Metal-Legenden am Samstag, 26. Juli, auf den Cannstatter Wasen kommen. Seit Monaten ist das Konzert ausverkauft. 45.000 Fans werden erwartet. So voll wie vor einem Jahr bei AC/DC soll’s nicht werden, als 90.000 Fans zugelassen waren. „Die Jungs sind vernünftig“, sagt Veranstalter Michael Russ, „die wollen lieber weniger Zuschauer als es zu übertreiben.“
Es ist der bereits zehnte Auftritt der Maiden seit 1981 in Stuttgart. Die vor 50 Jahren in London gegründete Mega-Band hat Generationen von Fans geprägt. In einer schnelllebigen Musikwelt sind die Briten zum Anker für Millionen geworden. Nach fünf Jahrzehnten dürfte eines klar sein: Solange Eddie, das Maskottchen, grinst, werden die Titanen weiter voll und heftig alles geben.
Im August 1981 waren Iron Maiden zum ersten Mal in Stuttgart
Zu ihrem 50-Jahr-Jubiläum tourt die Gruppe gerade durch Europa. Von den 50 Jahren war sie immerhin in 44 Jahren neunmal in Stuttgart, meist in der Schleyerhalle. Der erste Auftritt ist auf den 15. August 1981 datiert. In den Annalen wird als Veranstaltungsort der Wasen angegeben. Damals allerdings waren Iron Maiden, unterwegs mit ihrer „Killer World Tour“, nicht der Headliner, sondern Teil den Golden Night Summerfestival.
1981 ist das Jahr, in dem Bruce Dickinson als Frontmann dazugestoßen ist – mit ihm gelang der ganz große Durchbruch. Mit seiner Opern-starken Stimme, seiner Bühnenakrobatik und seinem Charisma führte er Maiden an die Spitze der Metal-Welt. Songs wie „Run to the Hills“, „Hallowed Be Thy Name“ oder „Fear of the Dark“ sind zu Hymnen geworden. Die Shows wurden immer spektakulärer – mit Pyrotechnik, riesigen Eddie-Figuren und einem Bühnenbild, das an eine große Oper erinnerte.
Fans beim Konzert von Iron Maiden im Dezember 1990 in der Schleyerhalle. Foto: Kraufmann/Dollenbacher 1983 folgte ein Auftritt in der neu gebauten Schleyerhalle
1975 gründete der damals 19-jährige Bassist Steve Harris in einem Vorort von London eine Band, die niemandem gefallen sollte – außer echten Fans. Er ist das einzige Mitglied, das von Anfang an bis heute dabei ist. Harris hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Band ihrem Stil und ihrem Sound in fünf Jahrzehnten treu geblieben ist. Als Iron Maiden am Weihnachtstag 1975 zum ersten Mal auftrat, konnte niemand ahnen, dass hiermit ein neues Kapitel der Rockgeschichte geschrieben wurde. Die Musik war roh, die Auftritte wild – und alles geschah mit einer unbändige Energie. Die ersten Demos, die auf selbst bespielten Kassetten in den Umlauf kamen, sind schnell zum Objekt der Begierden in der Londoner Underground-Szene geworden.
Der zweite Stuttgart-Auftritt fand am 8. Dezember 1983 statt, in der damals gerade neu gebauten Schleyerhalle, die zum häufigen Arbeitsplatz einer der erfolgreichsten Metal-Bands aller Zeiten geworden ist. Am 4. Dezember 1990 kehrte Iron Maiden in die Schleyerhalle zurück. Ein Fan notierte damals: „Ich hatte das erste Mal Platzangst, war trotzdem geil.“
Weitere Auftritte in Stuttgarts größer Halle folgten am 19. April 1993, am 21. September 1999, am 25. Oktober 2003, am 7. Dezember 2006 und am 7. Juni 2011. Über das Konzert 2011 schrieben die Stuttgarter Nachrichten: „Science-Fiction- und Horror-Bilder flackern über die Leinwände. Iron Maiden werden in der Schleyerhalle zurückhaltend aufgenommen – das mag daran liegen, dass das Publikum die Klassiker der Band hören möchte. Dass Iron Maiden sich bei der drückenden Hitze in der Stuttgarter Halle erst in Form spielen müssen, könnte man mutmaßen; dass die Abmischung ihrer Musik die erste Hälfte des Konzertes zu einem sehr bescheidenen Auftritt werden lässt, ist Tatsache.“
Die Pommes-Gabel gehört dazu: Fans beim Konzert von Iron Maiden im Jahr 2022 auf dem Wasen. Foto: LICHTGUT
Im Juli 2022 wird’s noch größer: Auf dem Cannstatter Wasen feiern 45.000 Fans Eddie und seine Band. Man sieht viele Pommes-Gabeln, den Fingerzeig des Publikums, aber keinen Geldautomat. Ausländische Fans wundern sich, dass man nicht mit der Karten bezahlen kann. Metal-Fans sind dankbare Merchandising-Käufer, und sie sind gern auf Trophäenjagd. „Wenn die langen Haare schütter werden und der Zopf ausfranst, dann kann man immer noch mit dem T-Shirt von der Tour 1982 renommieren“, war damals in der Stuttgarter Zeitung zu lesen. Fast jeder trage seine Zuneigung zur Lieblingsband auf dem Shirt.
Diese dürften am 26. Juli nicht anders werden, wenn der Cannstatter Wasen erneut zur Metal-Festung wird und wenn Zehntausende eine Band feiern, deren Musik unsterblich aus Überzeugung ist.