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Die Windenergie lieferte im ersten Halbjahr weniger Strom als im Vorjahreszeitraum. Zur Kompensation wurde vermehrt Erdgas genutzt – und Braunkohle.
Berlin – Das erste Halbjahr des Jahres 2025 ist schon wieder vorbei und es zeigt sich: Erneut waren die Erneuerbaren Energien die mit Abstand wichtigste Stromquelle in Deutschland. Wie der Bundesverband für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) mitteilt, kam 54 Prozent des Stroms im ersten Halbjahr aus erneuerbaren Quellen. Das war allerdings etwas weniger als im Vorjahr, als 57 Prozent aus Erneuerbaren stammte. Denn es wehte in den ersten sechs Monaten des Jahres weniger Wind als in Vergleichsjahren – stattdessen musste die Stromproduktion aus Erdgas anziehen. Und auch die Kohle bleibt enorm wichtig.
Mehr Strom aus Solar, weniger aus Wind und Wasser: Stromerzeugung bleibt volatil
„Die Stromproduktion durch Windenergieanlagen auf See sank um 17 Prozent, während die Windenergie an Land ein Minus von 18 Prozent verzeichnete. Insgesamt wurden durch Windkraftanlagen im ersten Halbjahr 61 Mrd. kWh Strom (2024: 74 kWh) erzeugt, gut 13 Mrd. kWh weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres“, teilt der BDEW mit. Auch die Wasserkraft musste Einbußen hinnehmen, nachdem Niederschläge ausgeblieben sind.
Wesentlich mehr Strom wurde hingegen aus Solaranlagen produziert: „Im Juni 2025 stammten nach vorläufigen Berechnungen zum allerersten Mal innerhalb eines Monats mehr als 12 Mrd. kWh Strom aus Photovoltaikanlagen. Insgesamt legte die Stromerzeugung aus Photovoltaik um 23 Prozent zu.“
Das Minus in der Wind- und Wasserkraft wurde in großen Teilen durch Erdgas kompensiert, wie Zahlen von Energy Charts zeigen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg die Erdgasproduktion um 18 Prozent an. Aber auch die Braunkohle verzeichnete einen leichten Zuwachs von zwei Prozent. Die Steinkohle stieg indes um 40 Prozent an. Dies verdeutlicht, wie wichtig regulierbare Kraftwerke in Zukunft sein werden, um witterungsbedingte Ausfälle bei den Erneuerbaren abzufedern.
Deutschland braucht mehr Gaskraftwerke: Reiche-Ministerium wartet auf Brüssel
Das betont auch der BDEW: „Strom aus Erneuerbaren ist die Grundlage unserer Versorgung“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Da sie wetterbedingten Schwankungen unterliegen und mit Blick auf zukünftig planmäßig aus dem Markt gehende Kohlekraftwerke brauchen wir darüber hinaus dringend die Grundlage, auf der die Unternehmen entsprechende Entscheidungen für die erforderlichen Investitionen in H2-ready- und Gas-Kraftwerke treffen können. Mit deren gesicherter Leistung sowie Speichern ist eine stabile Stromversorgung möglich.“
Kohlekraftwerk Boxberg: Deutschland will bis 2038 aus der Kohle aussteigen © Florian Gaertner
Doch bei der Ausschreibung dieser so wichtigen neuen Gaskraftwerke geht es nicht voran. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hat zwar den Bau neuer Kraftwerke angekündigt – sie befürwortet „mindestens 20 Gigawatt“ an neuer Leistung. Das entspricht dem Bau von ungefähr 40 neuen Anlagen. Entstehen sollen sie nach dem Wunsch von Reiche vor allem in Süddeutschland, wo es weniger Windenergie gibt.
Vor der Sommerpause wurde die Ausschreibung für diese Gaskraftwerke allerdings nicht begonnen. Zunächst muss die EU die Subventionen der Bundesregierung nämlich genehmigen. Solange dies nicht geschieht, werden die – sehr teuren – Anlagen nicht gebaut werden. Und das gefährdet den Kohleausstieg.
Überall in der EU wird die Kohle abgeschaltet: Deutschland muss dranbleiben
Denn während andere EU-Länder sich nach und nach von der Kohle verabschieden, muss Deutschland sich weiter auf den klimaschädlichen Energieträger verlassen. Allein 2025 werden nach Angaben des Portals Beyond Fossil Fuels Irland, die Slowakei und Spanien den Kohleausstieg vollbringen. 2026 soll Griechenland das letzte Kohlekraftwerk abschalten. Noch vor 2030 wollen auch Frankreich, Finnland, Ungarn, Dänemark, Italien, die Niederlande und Mazedonien mit der Kohle Schluss machen.
Aufgrund der Entscheidung, bis 2022 die Atomkraft abzudrehen, muss Deutschland länger bei der Kohle bleiben. Die Braunkohle bleibt, Stand heute, der drittwichtigste Stromerzeuger im Land. Im ersten Halbjahr des Jahres 2025 waren Braun- und Steinkohle zusammen sogar noch wichtiger als die Solarenergie und gleichauf mit der Windkraft.