Lithium ist zweifellos einer der gefragtesten Rohstoffe der Welt. Es steckt in den Akkus unserer E-Autos, Smartphones und Laptops. Doch das Leichtmetall wird weltweit knapp. Forschern ist es aber gelungen, den begehrten Stoff in Deutschland aus Thermalwasser zu gewinnen, das in einer Geothermieanlage im baden-württembergischen Bruchsal ohnehin gefördert wird, um Strom und Wärme zu erzeugen.
„Derzeit stammt das Lithium für Batterien vor allem aus Chile, Argentinien, Bolivien und Australien“, sagt Thomas Kölbel, Geologe und Geschäftsführer der Geothermie Bruchsal. Man gewinnt es dort in auf wendigen Verfahren aus Grundwasser, Seen oder im Bergbau. Anschließend wird es in China aufbereitet.
Allerdings herrschen in diesen Ländern nicht unbedingt die gleichen Umweltstandards wie in Europa. So wird etwa kritisiert, dass die Lithiumgewinnung durch das Verdunsten von Solewasser sehr viel Wasser verbraucht. Wasser, das in einigen Produktionsländern knapp ist. Hinzu kommt, dass das ausländische Lithium den steigenden Bedarf vermutlich nur noch bis 2030 decken kann, wie aktuelle Hochrechnungen ergeben.
Dass das Tiefenwasser aus dem Oberrheingraben Lithium enthält, ist zwar seit geraumer Zeit bekannt. Allerdings war unklar, wie es sich nachhaltig gewinnen lässt. Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben zusammen mit dem Energieversorger EnBW sogenannte Adsorbentien verbessert – poröse Stoffe, an die sich die Lithium-Ionen anlagern. EnBW entwickelte und patentierte zudem ein spezielles Verfahren, das weniger Energie, Wasser und Chemikalien benötigt als herkömmliche Methoden und CO2-emissionsfrei vonstattengehen soll.
Lithium in Deutschland gewonnen
„200 Milligramm pro Liter klingen zwar nicht nach viel“, sagt Kölbel. „Da wir aber pro Tag die Wassermenge von 14000 Badewannen fördern, könnten wir zukünftig jährlich Lithium für 20000 Autobatterien liefern.“ Unterschiedlichen Schätzungen zufolge könnte das Lithium aus dem gesamten Oberrheingraben den Bedarf in Deutschland dann zumindest teilweise decken.
Noch zieht in Bruchsal nur eine Pilotanlage das Lithium aus dem Wasser. Bis 2030 soll die Förderung dann in großem Maßstab angelaufen sein. Ein wichtiger Schritt zu Europas Unabhängigkeit im Kampf um das begehrte „weiße Gold“.
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