Blitzermillionär: Esslingen bundesweit auf Platz acht bei Blitzer-Einnahmen Esslingen hat 2024 fast fünf Millionen Euro durch Blitzer verdient. Foto: Roberto Bulgrin

Esslingen ist „Blitzermillionär“. Mit rund 4,9 Millionen Euro Einnahmen aus Tempoverstößen zählt die Stadt zu den Spitzenreitern in Deutschland. Wie kommt es dazu?

Esslingen hat im vergangenen Jahr etwa 4,9 Millionen Euro mit Geschwindigkeits- und Rotlichtverstößen verdient. Damit landet die Mittelalterstadt bundesweit auf dem achten Platz unter den großen Citys, in Baden-Württemberg sogar auf Platz drei. Das geht aus einer Umfrage des Deutschen Anwaltvereins (DAV) hervor. Dieser nennt Städte mit hohen Einnahmen aus Tempoverstößen auch „Blitzermillionäre“.

Wie kommt es dazu? In Esslingen sind nach Informationen der Stadtverwaltung derzeit neun stationäre Anlagen im Einsatz, davon vier entlang der B 10. Darüber hinaus gibt es auch drei semistationäre Anlagen, die an verschiedenen Stellen positioniert werden können – sie werden auch Enforcement-Trailer oder Blitzeranhänger genannt.

OB Klopfer: Ziel ist mehr Sicherheit auf den Straßen

„Unser Ziel ist es nicht, mit den Geschwindigkeitskontrollen möglichst viele Einnahmen zu generieren“, betont der Esslinger Oberbürgermeister Matthias Klopfer. Vielmehr sollen die Geschwindigkeitskontrollen dazu beitragen, Unfälle zu vermeiden und somit die Sicherheit auf Esslingens Straßen zu erhöhen.

Die Blitzer würden gezielt an bestimmten Orten in der Stadt verteilt, im Umfeld von Kindergärten und Schulen oder an Unfallschwerpunkten zum Beispiel. Auch an Stellen, die der Stadt von Bürgerinnen und Bürgern gemeldet werden, wird laut Klopfer kontrolliert. Zudem sollen die Kontrollen durch angepasste Geschwindigkeiten für einen besseren Verkehrsfluss sorgen.

Nicht alle Städte geben Blitzereinnahmen preis

Bundesweit hat der Verein die 140 größten Städte zur Anzahl ihrer stationären und mobilen Blitzer, deren Einsatzzwecken sowie Einnahmen befragt. Davon haben laut DAV 19 Städte die Befragung abgesagt, zwölf wollen ihre Daten nicht veröffentlicht sehen. 41 Städte haben den Fragebogen beantwortet, davon sieben in Baden-Württemberg. Laut DAV gibt es bundesweit 25 „Blitzermillionäre“.

Wieso Esslingen an der Umfrage teilgenommen hat? Die Stadtverwaltung legt laut Oberbürgermeister Matthias Klopfer viel Wert auf Transparenz, weswegen sie dieses Jahr erneut mitgemacht habe. „Anders als viele andere Städte“, betont Klopfer.

Hamburg liegt mit Abstand auf Platz eins

Bundesweit haben die an der Umfrage teilnehmenden Städte im Jahr 2024 durch Blitzer insgesamt 153 Millionen Euro eingenommen. Die Gesamteinnahmen der sieben Städte in Baden-Württemberg belaufen sich auf 39 Millionen Euro. Dieses Geld fließt laut dem DAV in allen befragten Städten in den Haushalt der jeweiligen Stadt oder der Kommune.

Im Landesranking liegt Pforzheim mit Einnahmen von 5,4 Millionen Euro auf Platz eins, gefolgt von Mannheim mit etwa fünf Millionen Euro. Esslingen landet mit den bereits genannten 4,9 Millionen Euro auf dem dritten Platz, dahinter Tübingen mit circa zwei Millionen und Konstanz mit 1,6 Millionen. Bundesweit liegt Hamburg mit Einnahmen von 47 Millionen Euro mit großem Abstand auf Platz eins, gefolgt von Chemnitz (7,3 Millionen) und Frankfurt (6,58 Millionen).

Laut DAV waren insgesamt 482 Messanlagen bei den 41 teilnehmenden Städten im Einsatz, hiervon 317 stationäre und 165 mobile Blitzer. Die Zahl der mobilen und semistationären Blitzer habe sich dabei im Vergleich zu vergangenen Jahren in den meisten Städten erhöht. Zurückzuführen sei dies auf den steigenden Einsatz von sogenannten Enforcement-Trailern, die Autofahrerinnen und Autofahrer immer wieder an neuen Positionen in den Städten überraschen würden.

Blitzer in Esslingen

Einnahmen
Im Jahr 2024 hat die Stadt Esslingen rund sechs Millionen Euro an Bußgeldern aus Verkehrsordnungswidrigkeiten eingenommen – darunter Einnahmen aus Blitzern, aber auch aus Falschparken und ähnlichen Verstößen.

Mehr Sicherheit?
Die Zahl der Verkehrsunfälle im Landkreis Esslingen steigt seit dem Jahr 2020 kontinuierlich an. Das bestätigt der Verkehrsunfallbericht des Polizeipräsidiums Reutlingen für das Jahr 2024. Demnach wurden im vergangenen Jahr insgesamt 14 879 Unfälle registriert – 475 mehr als im Vorjahr. Eine häufige Unfallursache ist überhöhte Geschwindigkeit.