Nach einer mehr als 225 Millionen Kilometer langen Reise durch das All und einem Zwischenstopp in der Sahara hat ein Stück des Planeten Mars die Vereinigten Staaten erreicht, wo es am Mittwoch in New York unter den Hammer kam. Wie das Auktionshaus Sotheby’s meldete, übertraf der rostrote Meteorit mit einem Erlös von etwa 5,3 Millionen Dollar nicht nur alle monetären Erwartungen.
Mit einem Gewicht von rund 25 Kilogramm und der Größe von zwei Basketbällen ist das Stück Mars mit dem Namen NWA 16788 auch das schwerste und größte, das je auf der Erde gefunden wurde. „Bis heute wurden nur knapp 400 Marsmeteoriten entdeckt, die meisten nicht größer als ein Kieselstein. Dieses Exemplar stellt die größte greifbare Verbindung zu einem Planeten her, der die menschliche Phantasie seit Jahrhunderten beschäftigt“, fasste Sotheby’s die Einzigartigkeit von NWA 16788 für die Bieter im Amerikanischen Museum für Naturkunde in Manhattan zusammen.
Kritik an der Auktion
Wie das Auktionshaus wissen ließ, hatte ein Meteoritensammler das einmalige Stück im November 2023 in der Sahara in der Region Agadez von Niger entdeckt. Da der Meteorit kaum Verwitterungsspuren aufwies, gehen die Gutachter davon aus, dass er die Erde erst vor Kurzem erreichte. Sotheby’s hatte ein kleines Stück des Meteoriten in einem Labor in Schanghai prüfen lassen. Die Untersuchung zeigte, dass NWA 16788 die gleiche chemische Zusammensetzung aufwies wie Proben, die bei der Marsmission der „Viking“ im Jahr 1976 genommen wurden. Wie die Funde der Mission der amerikanischen Raumfahrtbehörde (NASA) besteht der Meteorit des Typs Shergottite aus Gesteinen wie Olivin und Gabbro, die auf dem Mars durch langsam abkühlende Magma geformt wurden.
Schon seit dem 19. Jahrhundert faszinieren Meteoriten die Sammler. Ende August 1865 war ein fast fünf Kilogramm schwerer Gesteinsbrocken in der Nähe des indischen Dorfes Sherghati vom Himmel gefallen. Ein britischer Beamter, der den rätselhaften Brocken damals mitnahm, versuchte vergeblich, die Herkunft des sogenannten Shergottite zu bestimmen. Laut dem California Institute of Technology (Caltech) vergingen mehr als 100 Jahre, bevor Wissenschaftler den Mars als Heimat des Meteorits ausmachten. Wie sein Vorgänger aus Indien löste sich das „größte Stück Mars auf der Erde“, das jetzt in Manhattan versteigert wurde, vermutlich bei einem Asteroideneinschlag von der Oberfläche des Planeten und trat durch die Erdatmosphäre anschließend die Reise in die Sahara an. „NWA 16788 stellt eine geologische Zeitkapsel aus einer anderen Welt dar“, schreibt Sotheby’s. Bis heute wurden etwa 400 Meteoriten von der durch Eisenoxid geröteten Oberfläche des Mars auf der Erde entdeckt. Insgesamt lagern in privaten Sammlungen, Museen und Forschungseinrichtungen schätzungsweise 77.000 der Festkörper kosmischen Ursprungs.
In den Wochen vor der Versteigerung war auch Kritik laut geworden. NWA 16788, kurz für Northwest Africa 16788, solle nicht an einen privaten Sammler verkauft werden, sondern an ein Museum gehen, um dort bestaunt und erforscht zu werden. „Es wäre schade, wenn der Meteorit in der Schatzkammer eines Oligarchen verschwindet“, sagte der amerikanische Paläontologe Steve Brusatte dem Sender CNN. In den vergangenen Jahren hatte die italienische Raumfahrtbehörde den rostbraunen Brocken in Rom ausgestellt. Später war er in einer privaten Galerie in der Toskana zu sehen. Wie der Name des Finders bleibt der des Verkäufers ein Rätsel. Auch wohin die vorerst letzte Reise des Marsmeteoriten geht, blieb am Mittwoch ebenso offen wie sein neuer Eigentümer.