Wolfgang Grupp gilt als einer der bekanntesten Unternehmer Deutschlands. Vor einer Woche kam er ins Krankenhaus. Nun hat der frühere Trigema-Chef einen Brief an die Belegschaft geschrieben.

Nach mehreren Tagen hat sich Wolfgang Grupp in einem persönlichen Brief an die Belegschaft seines früheren Unternehmens gewendet. In dem Schreiben, das „Bild“ vorliegt und das demnach „mit ausdrücklicher Zustimmung der Familie“ veröffentlicht wurde, schreibt der 83-Jährige: „Ich bin im 84. Lebensjahr und leide an sogenannten Altersdepressionen. Da macht man sich auch Gedanken darüber, ob man überhaupt noch gebraucht wird. Ich habe deswegen auch versucht, mein Leben zu beenden.“

Grupp blickt in seinem Schreiben auch auf sein berufliches Lebenswerk zurück: „Ich habe versucht, mein ganzes Leben in den Dienst von Trigema und den Kampf für die Interessen der Wirtschaft und des Mittelstands in Deutschland zu stellen.“ Dabei sei ihm bewusst, dass er „oft unbequem“ gewesen sei. Dennoch zeige er sich dankbar für das, was er erreichen und erleben durfte.

Der Unternehmer betont, wie stolz er auf seine Familie ist: „Mein großer Dank gilt meiner Frau Elisabeth und meinen Kindern Bonita und Wolfgang sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Firma Trigema.“ Seinen Kindern spricht er das Vertrauen aus, die Firma weiterzuführen: „Ich bin mir sicher, dass meine Kinder Trigema verantwortungsvoll in eine erfolgreiche und sichere Zukunft führen werden.“

Er bittet Belegschaft, Kunden und das Umfeld des Unternehmens, seine Nachfolger zu unterstützen: „Unsere Mitarbeiter, Kunden und unser ganzes Umfeld bitte ich darum, ihnen ihr Vertrauen zu schenken. Darauf sollen meine Kinder sich nun konzentrieren können.“ Abschließend äußert sich Grupp auch zu seinem persönlichen Schicksal: „Ich bedauere sehr, was geschehen ist, und würde es gerne ungeschehen machen.“

„Mein großer Dank gilt allen, die sich um mich kümmern“

Die Polizei hatte vor einer Woche einen Einsatz in Burladingen bestätigt – dem Wohnort Grupps. Demnach wurde ein verletzter Mensch aus einer Privatwohnung mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht. Die Polizei wollte keine Details nennen. Beamte seien vor Ort gewesen und hätten keine Fremdbeteiligung und keine Straftat festgestellt. Es gebe daher auch keinen Anlass für Ermittlungen.

Das Unternehmen hatte den Gesundheitszustand von Grupp senior nur einmal kurz nach Bekanntwerden des Krankenhausaufenthalts kommentiert. Es gehe ihm altersentsprechend gut, hieß es. Weitere Angaben machte eine Sprecherin seitdem nicht – und verwies darauf, dass man zu gegebener Zeit wieder kommunizieren werde.

Nun bedankt sich Grupp selbst für die zahlreichen Genesungswünsche. Sein Gesundheitszustand sei den Umständen entsprechend gut. Besonderen Dank richtet er an das medizinische Personal: „Mein großer Dank gilt allen Ärzten, Rettungs- und Pflegekräften, die sich um mich kümmern.“

Grupp führte Trigema mehr als 50 Jahre

Der Textilunternehmer Wolfgang Grupp wurde 1942 in Burladingen geboren. Die Stadt liegt auf der Schwäbischen Alb (Zollernalbkreis) und hat etwas mehr als 12.000 Einwohner.

1969 übernahm Grupp die von seinem Großvater gegründete Firma. Trigema ist ein Hersteller von Wäsche, Freizeit- und Sportbekleidung und wirbt damit, zu 100 Prozent „Made in Germany“ anzubieten. 2023 lag der Produktionsumsatz bei 129,3 Millionen Euro, die Mitarbeiterzahl bei gut 1140.

Anfang 2024 räumte Grupp den Chefposten und gab die Geschäftsführung an seinen Sohn Wolfgang Grupp junior und seine Tochter Bonita ab. Grupp senior gilt als einer der profiliertesten und schillerndsten deutschen Kaufleute. Der frühere alleinige Trigema-Inhaber wurde unter anderem durch Fernsehspots mit einem Schimpansen bekannt.

Haben Sie suizidale Gedanken, oder haben Sie diese bei einem Angehörigen/Bekannten festgestellt? Hilfe bietet die Telefonseelsorge: Anonyme Beratung erhält man rund um die Uhr unter den kostenlosen Nummern 0800 / 111 0 111 und 0800 / 111 0 222.

Auch eine Beratung über das Internet ist möglich unter http://www.telefonseelsorge.de. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

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