Zentrale der russischen Zentralbank in Moskau: Zuletzt hatte die Zentralbankgouverneurin aktuelle Kredit- und Kapitalprobleme russischer Privatbanken hgeruntergespielt.
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Drei große und systemrelevante russische Banken warnen vor steigenden faulen Krediten und diskutieren mögliche Rettungsmaßnahmen.
Die Bank VTB etwa habe einen Anstieg notleidender Kredite auf 377 Milliarden Rubel gemeldet, wie die Nachrichtenagentur „Bloomberg“ berichtet.
Die russische Zentralbank bleibt zunächst vorgeblich gelassen und betont, dass das Bankensystem gut kapitalisiert sei.
Drei der größten systemrelevanten russischen Banken schlagen Alarm: Hinter den Kulissen diskutieren mehrere systemrelevante Institute laut „Bloomberg“ über mögliche staatliche Rettungsmaßnahmen – falls die wachsende Zahl fauler Kredite weiter eskaliert.
Drei Banken haben wohl darüber beraten, wie sie im Bedarfsfall bei der Zentralbank eine Rettungsaktion in Aussicht stellen würden. Der Grund: Die Qualität ihrer Kreditbücher sei deutlich schlechter, als offizielle Daten zeigten. Dies gehe aus Dokumenten hervor, die „Bloomberg“ vorlägen.
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Zweitgrößte russische Bank: 377 Milliarden Rubel in faulen Krediten
Sberbank-Chef Herman Gref habe bereits offen von einem schwierigen Jahr 2025 gesprochen und auf die sinkende Qualität von Unternehmenskrediten und den zunehmenden Bedarf an Umschuldungen bei der größten Bank Russlands hingewiesen.
Herman Gref, Vorsitzender der Sberbank, sprach zuletzt von zunehmender Umschuldung bei der Großbank.
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Auch die zweitgrößte Bank des Landes, die VTB, habe steigende Ausfälle gemeldet: Im Mai habe der Anteil notleidender Privatkundenkredite fünf Prozent des Portfolios erreicht – Tendenz steigend. Das entspreche 377 Milliarden Rubel (etwa 4,2 Milliarden Euro), berichtet „Bloomberg“ mit Verweis auf die russische Tageszeitung „Vedomosti“.
Prognosen deuteten darauf hin, dass der Anteil dieser sogenannten faulen Kredite bis 2026 auf sechs bis sieben Prozent steigen könnte – auch wenn das noch unter den Höchstständen der Jahre 2014 bis 2016 liege.
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Zentralbankgouverneurin spielt Lage herunter: Bankensystem „gut kapitalisiert“
Die russische Zentralbank bleibt bislang wohl gelassen: Gouverneurin Elvira Nabiullina habe Anfang Juli betont, dass das Bankensystem „gut kapitalisiert“ sei und über Puffer von acht Billionen Rubel (rund 88 Milliarden Euro) verfüge. Sie habe Sorgen als „völlig unbegründet“ zurückgewiesen.
Elvira Nabiullina, Zentralbankchefin Russlands, auf einem Finanzkongress in St. Petersburg. Sie sagt, das russische Bankensystem sei „gut kapitalisiert“.
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Dennoch hat die Zentralbank laut „Bloomberg“ signalisiert, dass sie den sogenannten makroprudenziellen Kapitalpuffer freigeben könnte: eine Maßnahme, die es den Banken erlauben würde, Verluste abzufedern und vorübergehend mit geringeren Kapitalquoten zu arbeiten.
Hinter den Kulissen bleibe die Lage angespannt: Bankenmanager hätten von wachsender Nervosität bei Kunden und einem Anstieg der Risiken berichtet. Das Gesamtbild sei in den offiziellen Statistiken nicht sichtbar, weil Daten als geheim eingestuft worden seien. Schon 2017 hatte Moskau rund eine Billion Rubel (etwa elf Milliarden Euro) zur Rettung dreier großer Privatbanken aufwenden müssen.
Im selben Jahr habe Russland einen Bankensektor-Konsolidierungsfonds eingerichtet, so „Bloomberg“, um Kreditgebern, die unter dem Druck fauler Kredite gelitten hätten, Kapital zuzuführen und sie zu sanieren.
fp