Stand: 17.07.2025 00:01 Uhr
Heute startet das Deichbrand Festival bei Cuxhaven. Doch die Partystimmung wird von bundesweiter Kritik überschattet. Grund ist der Auftritt des US-Rappers Macklemore: Ihm wird Antisemitismus vorgeworfen.
60.000 Besuchende und 120 Künstlerinnen und Künstler werden an diesem Wochenende zur 20. Ausgabe des Deichbrand Festivals erwartet. Am Sonntag soll Macklemore als Headliner auf der Bühne stehen. Doch seit Wochen reist die Kritik an seinem Auftritt nicht ab. Deutliche Vorwürfe kommen nicht nur von Seiten der Politik, sondern auch vom Zentralrat der Juden und dem Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung.
Deswegen wird Macklemore Antisemitismus vorgeworfen
Dem Musiker aus Seattle, der mit bürgerlichem Namen Benjamin Haggerty heißt, wird von mehreren Seiten Antisemitismus vorgeworfen, unter anderem wegen seiner neuesten Songs „Hind’s Hall“ und „Fucked up“. Der Vorwurf: In diesen Liedern werfe er Israel einen Völkermord vor, blende dabei den Terror der Hamas aus. In einem Musikvideo werde überdies eine Parallele zwischen einem historischen Bild eines Jungen aus dem Warschauer Ghetto und dem eines palästinensischen Jungen im Westjordanland gezogen.
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Zentralrat der Juden kritisiert Deichbrand-Festival (2 Min)
Kritik an Macklemore
Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hält den Auftritt des Rappers beim Deichbrand für „unerträglich“. Von Seiten des Zentralrats der Juden kommt ebenfalls starke Kritik. Präsident Josef Schuster spricht von einer brandgefährlichen Propaganda, die von Macklemore ausgeht und kritisiert, dass das Festival ihm dennoch eine Bühne bietet: „Wer solche Künstler einlädt, trägt zur Normalisierung des Hasses gegen Israel und Juden bei.“ Denn der Israel- und Judenhass von Macklemore sei offensichtlich: „Er relativiert die Schoa und verbreitet antijüdische Verschwörungen, wie eine angeblich jüdische Kontrolle über Politik und Medien“, sagt Schuster. Auch die Bildungsstätte Anne Frank spricht von „eindeutig antisemitischen Stereotypen und Narrativen“, die weit hinausgehen würden über „völlig legitime Solidarität“ mit Palästinenserinnen und Palästinensern.
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Landesbeauftragter für Antisemitismus kritisiert Rapper (1 Min)
Festivalleitung setzt auf Schulungen und Awareness
Die Veranstalter des Deichbrand-Festivals haben auf die Vorwürfe reagiert und sich bei der Bildungsstätte Anne Frank Unterstützung geholt. In gemeinsamen Workshops wurde das Festival-Team im Umgang mit israelbezogenem Antisemitismus geschult. Außerdem soll es zu Beginn des Festivals eine Erklärung gegen Antisemitismus geben. Auch Macklemore werde ein ähnlicher Text vorgelegt, den er während seiner Performance vortragen soll. Eine Expertengruppe will den Auftritt genau beobachten. Für den Zentralrat der Juden gehe dieser Schritt jedoch nicht weit genug: „Die Maßnahmen des Festivals können hilfreich sein, sie ändern aber nichts an der brandgefährlichen Propaganda des US-Rappers, der hier eine Bühne bekommt“, sagt Schuster.
Macklemore sollte nicht ausgeladen werden
Trotz der Kritik, die die Bildungsstätte Anne Frank an Macklemore geäußert hat, warnt ihr Leiter, Meron Mendel, vor Auftrittsverboten für Künstler, die sich antisemitisch, rassistisch, sexistisch oder homofeindlich äußern. Das sei nicht mit den Prinzipien einer liberalen Demokratie vereinbar. Zudem könnten Auftrittsverbote auch kontraproduktiv sein. „Die betroffenen Künstler können sich als Opfer einer vermeintlichen Cancel Culture darstellen – das spielt am Ende den Antisemiten in die Hände“, sagt Mendel. Den Auftritt von Macklemore müsste man folglich hinnehmen. „Das ist der Preis, den wir dafür zahlen, dass wir in einer freien Gesellschaft leben dürfen.“
Veranstalter hoffen auf friedliches Festival
Trotz der anhaltenden Debatte betonen die Veranstalter ihre klare Ablehnung von Hass, Diskriminierung und Gewalt. Wie schon in den Vorjahren solle eng mit Behörden und Sicherheitskräften zusammengearbeitet werden, um einen sicheren und diskriminierungsfreien Besuch des Festivals zu garantieren. Die Tickets für das Deichbrand sind fast ausverkauft – fast 120 Acts stehen auf dem Programm, darunter K.I.Z., Deichkind, Kontra K und Timmy Trumpet.
Der Landesbeauftragte für Antisemitismus kritisiert den Headliner. Die Veranstalter halten am umstrittenen Auftritt fest.
Bis Sonntag läuft das Deichbrand – unter anderem treten K.I.Z., Kontra K, Paula Hartmann und Macklemore auf.
Wegen antisemitischer Aussagen ist der Auftritt des US-Rappers Macklemore umstritten. Kritik gibt es aber auch daran, ihn wieder auszuladen.