»Wilma will mehr« ist eine charmante Tragikomödie mit hinreißender Hauptdarstellerin, gedreht in Leipzig und der Lausitz. Fritzi Haberlandt verkörpert die resolute Wilma, die betrogen und vergessen mit dem Bus nach Wien reist, wo sie neue Freunde und ein neues Leben findet. Der Film von Regisseurin und Autorin Maren-Kea Freese läuft ab 31.7. in den Kinos und feiert Leipzig-Premiere am kommenden Donnerstag im Scheibenholz. Mehr zum Film gibt’s im Augustkreuzer.
»Wilma will mehr«: 24.7. 21:30 Uhr, Filmnächte Scheibenholz, ab 31.7., Passage-Kinos, Regina-Palast, Schauburg
Film der Woche: Eine Frau und ein Mann kämpfen gegen den nächtlichen Einfall der Flut in ihr Zelt. Ein Zeitsprung zurück: Mit dem Bus fahren die zwei – sie heißen Raynor und Moth, sind Ende 50 und seit Jahrzehnten glücklich verheiratet – zum Startpunkt des 1.000 Kilometer langen »Salzpfads«, der rund um Südwestengland führt. Die beiden sind nahezu pleite und wollen ihr Leben nun auf Wanderschaft verbringen. In Rückblenden erfahren wir, dass sie aufgrund eines dubiosen Geschäfts, in das ein Freund sie hineingezogen hat, ihr Haus, Hab und Gut verloren haben. Moth leidet außerdem an einer degenerativen Erkrankung des Nervensystems und die Ärzte geben ihm nur noch wenig Zeit. Während der Reise begegnet das Paar genretypisch den verschiedensten Menschen und wächst an den Herausforderungen, die sich ihm stellen. Basierend auf Raynor Winns autobiografischem Bestseller von 2018 bietet »Der Salzpfad« exakt das, was das Publikum von einer adäquaten Verfilmung erwarten darf: Erkenntnisse über das Leben und die Liebe inmitten grandioser Landschaften, getragen von einem großartigen und uneitlen Darstellerduo. »Akte X«-Ikone Gillian Anderson ist als ebenso liebevolle wie starke Raynor eine Protagonistin nach Maß, während der sonst oft als Fiesling besetzte Jason Isaacs aus den »Harry Potter«-Filmen als Moth zeigt, dass ihm auch eine sympathische Hauptrolle mit Galgenhumor gut zu Gesicht steht. PETER HOCH
»Der Salzpfad«: ab 17.7., Cineplex, Passage-Kinos, Regina- Palast
Die britische Malerin Leonora Carrington (1917–2011) zieht Ende der 1930er Jahre nach Paris. Dort geht sie eine komplizierte Liebesbeziehung mit Max Ernst ein, durch den sie Zugang zum Kreis der Pariser Surrealisten erhält. Sie verweigert sich dem Mythos der Muse und eckt so mit der männerdominierten Kunstszene an, verschafft sich jedoch durch ihre eigene Bildsprache zunehmend Respekt. Wie die meisten Frauen und Künstlerinnen dieser Zeit muss Carrington sich gegen Repressionen behaupten, die sie letztlich in eine spanische Nervenklinik führen, wo sie schwer misshandelt wird. Ihre Selbstbehauptung findet Carrington schließlich in ihren Bildern und in Mexiko, wo sie ab 1951 lebt und arbeitet. Die Aufnahmen dieser Episode sind von sattem Grün und langen Einstellungen geprägt, ihr Stil verschmilzt dort europäischen Surrealismus mit mesoamerikanischer Kultur und »redefiniert eine lange verlorene weibliche Spiritualität«. Carringtons surrealistische Bildsprache wird im Film durch magisch-realistische Elemente und surreale Einschübe übersetzt, was nur teilweise gelingt. Dennoch überzeugen einige literarisch anmutende Dialoge und die atmosphärische Dichte der Inszenierung. Es bleibt die Frage offen, wie drängend die Verfilmung der Buchvorlage von Michaela Carter war. Leonora Carrington verdient jedoch ohne Zweifel eine große (Kino-)Leinwand. GRETA JEBENS
»Leonora im Morgenlicht«: ab 17.7., Passage-Kinos, Schauburg
Weitere Filmtermine der Woche
Der Weedtrain der never ancame
D 2025, 45 min
Eine Kartoffel-Western-Mockumentary über den Untergang der Industriekultur in den quirligen Zeiten der Cannabislegalisierung.
Kinobar Prager Frühling, 17.07. 20:00 (mit Gästen und Gespräch)
Eraserhead
USA 1977, R: David Lynch, D: Jack Nance, Charlotte Stewart, Allen Joseph, 89 min
Der Nobody Henry und seine Freundin Mary bekommen ein Kind. Das ist allerdings ein wahres Monstrum und lässt das Paar einen Albtraum erleben, aus dem es nur ein böses Erwachen geben kann.
Sommerkino auf der Feinkost, 18.07. 21:30 (In Memoriam David Lynch, OmU)
Harry Potter und der Stein der Weisen
USA/GB 2001, R: Chris Columbus, D: Daniel Radcliffe, Rupert Grint, Emma Watson, 152 min
Wie alles begann: Das erste Abenteuer von Harry Potter und seinen neuen Freunden.
Filmnächte Scheibenholz, 18.07. 21:30
Shorts Attack: Cannes Shorts
Das Shorts Attack Kurzfilmprogramm präsentiert in diesem Monat eine Auswahl außergewöhnlicher Kurzfilme aus dem Cannes Wettbewerb 2022.
Kinobar Prager Frühling, 18.07. 20:30 (OmU)
Balomania
DK/E 2024, Dok, R: Sissel Morell Dargis, 133 min
Ein Geheimbund von riesigen Heißluftballonbauern in Brasilien riskiert alles, um ihre illegalen Meisterwerke zu bauen und zu fliegen.
Sommerkino vor der Plagwitzer Markthalle, 24.07. 21:45 (DOK Leipzig Sommerkino, OmeU)
Das Fest
DK 1998, R: Thomas Vinterberg, D: Ulrich Thomsen, Paprika Steen, Thomas Bo Larsen, 101 min
Das Fest zum 60. Geburtstag eines dänischen Hoteliers im großen Kreis gerät zur Familientragödie, als der älteste Sohn Schockierendes über den Jubilar enthüllt.
Sommerkino vor der Plagwitzer Markthalle, 25.07. 21:45 (OmU)
Dirty Dancing
Eine Tochter aus gutem Hause verliebt sich in einem Ferienhotel in den sechziger Jahren in einen Tänzer. Rhythmische Romanze, die inzwischen ebenso Kultstatus genießt wie ihr Soundtrack.
Filmnächte Scheibenholz, 19.07. 21:30
Treppenkino Open Air
Handverlesene Filmcollagen, liebevoll von Schaubühnen-Mitarbeitern und -mitarbeiterinnen zusammengestellt.
Schaubühne Lindenfels, 21.07. 21:45
Sep Ruf – Architekt der Moderne
D 2024, Dok, R: Johann Betz, 96 min
Dokumentarfilm über den 1982 verstorbenen Architekten Franz Joseph »Sep« Ruf, der in seiner Jahrzehnte umspannenden Karriere mehr als 300 Gebäude gebaut hat.
Passage-Kinos, 20.07. 13:00 (EinBLICK)
Vermiglio
I/F/B 2024, R: Maura Delpero, D: Tommaso Ragno, Roberta Rovelli, Martina Scrinzi, 119 min
Vor dem eindrucksvollen Alpenpanorama erzählt Maura Delpero in ihrem preisgekrönten Film eine Familiengeschichte in den 1940ern aus der Perspektive von Frauen.
Passage-Kinos, 20.07. 16:00 (Sonntags-Preview)