Berlin – Wohnungsnot? Die Lage wird schlimmer statt besser! Neue Zahlen zeigen: Der Wohnungsbau in Deutschland bricht sogar weiter ein.
Branchenanalyst Bulwiengesa und der Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen (BFW) schlagen Alarm.
▶︎ Ihre Auswertung, die BILD exklusiv vorab vorliegt, zeigt: Die Zahl der Baustarts von Wohnprojekten ist zwischen dem Hochstand Ende 2022 und der Jahresmitte 2025 um 85 Prozent gesunken („Development Monitor“)! Investoren halten ihr Geld zurück, Entwickler brechen Projekte ab, Banken knausern bei Finanzierungen.
Mit verheerenden Folgen.
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▶︎ Auch das Baujahr 2025 läuft bislang unterirdisch. Seit Jahresbeginn ist die Fläche geplanter oder im Bau befindlicher Wohnprojekte sogar erneut zurückgegangen – um mehr als fünf Prozent deutschlandweit innerhalb nur eines halben Jahres.
Trotz des riesigen Bedarfs wird nicht mehr, sondern weniger gebaut!
▶︎ Dramatisch ist der Rückgang in kleineren Städten („C- und D-Lagen“) – hier gehen die Neubauflächen um 10 Prozent zurück. In Großstädten sind es sechs Prozent Einbruch.
BFW-Präsident Dirk Salewski (59) zu BILD: „Die Pipeline läuft trocken und da kommt auf absehbare Zeit nicht viel nach. Deutschland schiebt eine Bau-Bugwelle an nicht realisierten Projekten vor sich her.“
Klartext: Dringend benötigte, aber verzögerte oder gar nicht erst begonnene Projekte türmen sich auf. „Was heute nicht geplant und gebaut wird, steht morgen nicht zur Verfügung“, so Salewski.
Zahl neuer Wohnungen rutscht sogar unter 200.000
André Adami (51), Bereichsleiter Wohnen bei Bulwiengesa: „2025 erwarten wir weniger als 200.000 fertiggestellte Neubauwohnungen.“ Spitzenwerte früherer Jahre blieben „auf absehbare Zeit außer Reichweite“.
► Benötigt: jährlich mindestens 320.000 Wohnungen bis 2030 (Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung).
BFW-Präsident Salewski: „Die Brisanz der Lage wird nicht erkannt. Der Bau-Turbo kommt erst im Herbst und wirkt nicht schnell.“ Die Koalition habe versprochen, Gebäude des Energiestandards EH55 wieder förderfähig zu machen. „Passiert ist nichts. Tausende Wohnungen könnten gebaut werden, wenn die Förderfristen verlängert würden.“
„Bauen wieder erschwinglich machen“
Die Union ist alarmiert: Fraktionssprecher für Bauen und Wohnen Jan-Marco Luczak (49, CDU) will einen „Politikwechsel“, kündigt an: „EH55 machen wir vorübergehend förderfähig und schaffen mit dem Gebäudetyp-E die Möglichkeit, rechtssicher von den anerkannten Regeln der Technik abzuweichen.“
Ziel sei es, „Bauen wieder erschwinglich zu machen“ – weg vom „teuren Goldstandard, der das Wohnen unbezahlbar macht. Wir durchbrechen die Spirale aus immer strengeren und kostentreibenden Standards.“
Bundesbauministerin Verena Hubertz (37, SPD) will mit dem Bau-Turbo den Wohnungsbau beschleunigen
Foto: Kay Nietfeld/dpa
Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD) sagt BILD: „Der Wohnungsbau hatte schwere Jahre. Die Vorzeichen drehen sich und das ifo-Institut weist die beste Stimmung im Wohnungsbau seit knapp drei Jahren aus. Jetzt starten wir mit dem Bau-Turbo – und investieren 23,5 Milliarden Euro in sozialen Wohnungsbau bis 2029.“