Es gibt Stars, die geraten tatsächlich in Vergessenheit. Obwohl sie 200 Millionen Tonträger verkauft haben, weltweit Hits hatten und ihr Song-Repertoire in 15 verschiedenen Sprachen trällern konnten. Connie Francis (eigentlich Concetta Rosa Maria Franconero), war so jemand.

Wie ihr Manager Ron Roberts mitteilte, starb die Sängerin, die auch in Deutschland viele Hits hatte, am Mittwoch im Alter von 87 Jahren. „Mit schwerem Herzen und tiefer Traurigkeit teile ich euch mit, dass meine liebe Freundin Connie Francis gestern Abend gestorben ist“, schrieb Roberts auf Facebook.

Francis wurde am 12. Dezember 1938 in Newark im US-Bundesstaat New Jersey als Tochter italienischer Einwanderer geboren. Während der Schulzeit und auch nach Abschluss der Schule sang sie regelmäßig auf Nachbarschaftsfesten und bei Talentwettbewerben und trat zwischen 1951 und 1955 im Kinderprogramm des US-Senders NBC auf.

Während dieser Zeit legte sie sich auch den international einfacher auszusprechenden Namen Connie Francis zu. Ab Mitte der 1950er Jahre versuchte sie als Sängerin Fuß zu fassen, machte Aufnahmen für mehrere Plattenfirmen, ohne jedoch einen eigenen Stil zu entwickeln oder einen Hit zu landen.

Berühmt über Nacht

Erst ganz allmählich wurde sie wahrgenommen. Der Erfolg blieb dennoch aus. Francis hatte schon überlegt, auf Ärztin umzusatteln und hatte den Studienplatz an der New York University auch schon in der Tasche. Auf Drängen ihres Vaters, wie Francis in ihrer Autobiografie berichtet, nahm sie jedoch im Oktober 1957 doch noch den Song „Who’s Sorry Now?“ auf. Ein allerletzter Versuch gewissermaßen. Im Januar 1958 fand die Single den Weg auf die Plattenteller der populären Show American Bandstand – und Francis wurde über Nacht zum Weltstar. Bis Mitte 1958 verkaufte sich die Platte über eine Million Mal.

In den folgenden Jahren landete Francis Hits wie „Stupid Cupid“, „My Happiness“, „Lipstick On Your Collar“ oder „Frankie“. Francis war zunächst auf schmissige Rock ’n’ Roll-Nummern bedacht, sang aber auch schnulzige Engtanz-Songs und schaffte schließlich aus der Teenager-Schiene hinaus den Sprung zum beständigeren und konservativeren Erwachsenen-Entertainment.

In der Rock ’n’ Roll-Zeit der 50er und 60er Jahre, in der Sänger wie Elvis Presley, Chuck Berry oder Jerry Lee Lewis das konservative Publikum in den USA und darüber hinaus auf die Barrikaden trieben, war Francis musikalisch einer der braveren Acts. Auch ihr Look passte dazu: bunte Petticoats, aber nicht zu schreiende Farben und immer bis mindestens übers Knie gehend und die Haare immer streng in Form, wie mit der Schablone frisiert. Somit entsprach Francis einem idealen Schwiegertochter-Bild: jung und vital, aber nicht zu rebellisch.

Internationaler Erfolg

Auch international wurde man auf Francis aufmerksam. In Deutschland wurde sie besonders populär durch ihren deutschen Gesang mit teils hartem amerikanischem Akzent. 1960 sang Francis das Lied „Everybody’s Somebody’s Fool“. Die deutsche Version „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“ wurde zur erfolgreichsten deutschen Single des Jahres.

Francis sang im Lauf ihrer Karriere neben Deutsch und Englisch auch Französisch, Griechisch, Hebräisch, Italienisch, Jiddisch, Japanisch, Portugiesisch und Spanisch sowie in sieben weiteren Sprachen. Weitere Hits in deutscher Sprache waren für Francis der Slowfox „Barcarole in der Nacht“ (1963) sowie die eingedeutschte Version ihres Hits „Someone Else’s Boy“, der als „Schöner fremder Mann“ 1964 in der BRD zum Hit wurde. Als Schauspielerin wirkte sie in Filmen wie „Dazu gehören zwei“ und „Mein Schiff fährt zu dir“ mit.

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Nach großen internationalen Erfolgen zog sich Francis Anfang der 1970er Jahre weitgehend aus dem Musikgeschäft zurück und verfolgte nur noch sporadisch Song-Projekte. Die 70er wurden zu einem Jahrzehnt der Tragödien für Francis.

Im November 1974 wurde sie nach einem Konzert in New York in ihrem Motelzimmer vergewaltigt. Bei seiner Flucht warf der Täter eine schwere Matratze auf Francis, unter der sie beinahe erstickte. Francis verklagte die Betreiberkette des Motels auf Schadenersatz, nachdem klar wurde, dass der Vergewaltiger nur in ihr Zimmer eindringen konnte, weil das Türschloss beschädigt war.

Die US-Schlagersängerin Connie Francis (Archivbild)

© imago/ZUMA Press

Die Sängerin erstritt 2,5 Millionen US-Dollar und gründete mit dem Geld eine Opferhilfe. 1977 ließ sich Francis die Nase operieren und verlor infolgedessen ihre Stimme. Es folgten Stimmunterricht und weitere medizinische Eingriffe. Trotzdem kehrte die Sängerin 1978 bereits ins Studio zurück, um neue Platten zu produzieren.

Comeback in Deutschland

Obgleich sie an die Erfolge der 50er und 60er nicht mehr anknüpfen könnte, verschwand Francis jedoch in den 80ern und auch in den 90ern nie mehr ganz aus dem internationalen Musikgeschäft.

1992 schaffte Francis auch ein Comeback in Deutschland: Frühere Hits von ihr wurden zu einem Tanzmedley zusammengefasst, mit modernen Beats unterlegt und kamen als „Jive Connie“ an die Spitze der deutschen Charts. Francis nahm in den 50ern, 60ern und auch in den 90ern noch einmal mehrere Songs mit dem Deutsch-Rock ’n’ Roller Peter Kraus auf. Francis ging auf Tour, trat im Fernsehen auf und spielte Shows in Las Vegas.

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2017 brachte sie ihre Memoiren mit dem Titel „Who’s Sorry Now?“ heraus und beendete infolgedessen ihre Karriere, da sie sich gesundheitlich nicht länger in der Lage sah, auf Bühnen zu stehen. Francis hatte sich im Laufe ihrer Karriere auch poltisch engagiert. So unterstützte sie 1968 Richard Nixon im Wahlkampf, nahm sogar einen Song für ihn auf. 1980 holte Ronald Reagan Francis in eine Task Force gegen Gewaltverbrechen.

Als Sängerin „erfolgreich“ – in der Liebe „versagt“

Francis war viermal verheiratet und Mutter eines Sohnes. Alle Ehen zerbrachen jedoch. In einem Interview mit der „Bild am Sonntag“ sagte Francis: „Ich war weltweit als Sängerin erfolgreich, aber in der Liebe habe ich versagt. Irgendwas passiert, wenn man heiratet. Ich weiß auch nicht, was es ist. Aber meine Männer haben sich alle nach der Hochzeit verändert.“

Besonders tragisch endete ihre Romanze zu dem jungen Sänger Bobby Darin. Beide hatten sich 1956 kennengelernt, planten, zu heiraten. Francis Vater verbot jedoch die Beziehung der beiden, bedrohte Darin in einem Fernsehstudio gar mit einer Waffe, worauf die Beziehung zerbrach. In späten Interviews bezeichnete Francis Bobby Darin immer wieder als die Liebe ihres Lebens.

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Kürzlich hatte Francis noch einmal weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt: Ihr 60er-Jahre-Hit „Pretty Little Baby“ wurde auf TikTok millionenfach geklickt. Francis zeigte sich damals sehr gerührt vom Interesse der neuen Generation. Connie Francis ist am Mittwoch im Alter von 87 Jahren in Florida verstorben.