AUDIO: Olympia – Eine Gefahr für Wohnungslose? (3 Min)
Stand: 18.07.2025 09:16 Uhr
Der Pariser Aktivist Paul Alauzy hat bei seinem Besuch in Hamburg vor den negativen Effekten Olympischer Spiele für die austragende Stadt gewarnt. Sportsenator Andy Grote (SPD) hält dagegen.
Gastgeber Olympischer Spiele zu sein – für Hamburg ein noch relativ weit entfernter Traum, für Paris bereits Vergangenheit. Die französische Hauptstadt war vor knapp einem Jahr bereits zum dritten Mal Olympia-Ausrichter. Hamburg möchte es zum ersten Mal werden.
Die Pläne für eine Bewerbung hat der Senat präsentiert – und auch erste kritische Stimmen sind bereits zu hören: Das Bündnis „NOlympia“ hat sich formiert und betont mögliche negative Effekte: steigende Mieten, Verdrängung von Bürgern aus der Stadt, deutlich zunehmender Tourismus.
Themen, die auch in Paris eine große Rolle gespielt haben und von Paul Alauzy lautstark vertreten wurden. Der französische Aktivist von der Organisation „Ärzte der Welt“ reist derzeit durch Deutschland und sprach im NDR Interview über seine Erfahrungen aus Paris und seine Olympia-Kritik.
Kritiker Alauzy spricht über „soziale Säuberung“
In der französischen Hauptstadt habe es im Vorfeld der Spiele eine „soziale Säuberung“ gegeben: rund 20.000 Menschen – vor allem Obdachlose, Sexarbeiterinnen und Drogenabhängige – seien aus der Stadt vertrieben worden, um den schönen Schein von Olympia nicht zu trüben.
Olympia-Kritiker Paul Alauzy.
„Die Stadt stellt tatsächlich eine Art Paradies dar, aber sie wird zu einer Hölle für viele der am stärksten marginalisierten und ausgegrenzten Menschen“, beschreibt Alauzy seine Erfahrungen aus Frankreich.
Dass es in Hamburg ebenfalls zu massiven Verdrängungen kommen könnte, befürchten auch die Kritiker in der Hansestadt.
Sportsenator Grote: „Hier wird niemand verdrängt“
Sportsenator Andy Grote (SPD) widerspricht im NDR Interview entschieden: „Die Kritiker sollten unsere Stadt besser kennen. Wir haben auch in der Vergangenheit große Sportveranstaltungen hier gehabt. Es wird hier niemand verdrängt, unsere Stadt bewirbt sich so, wie sie ist.“
Ohnehin unterstrich Grote, dass sich die Rahmenbedingungen inzwischen deutlich verändert hätten und Hamburg als möglicher Olympia-Ausrichter 2036, 2040 oder 2044 eine viel bessere Ausgangslage habe als frühere Gastgeber, um Negativeffekte wie Mietsteigerungen oder hohe Kosten zu verhindern. „Unser Konzept ist ganz klar darauf ausgerichtet, diese negativen Effekte zu vermeiden oder so gering wie möglich zu halten“, so Grote.
Kann das gelingen? In Paris seien rund um das olympische Dorf die Mieten nun mehr als 30 Prozent teurer als der Durchschnitt, so Alauzy.
„Die Spiele sind das, was wir daraus machen“
Grote weist darauf hin, dass in Hamburg, anders als in Paris, keine Wohnanlage für Olympia gebaut würde, sondern ohnehin bestehende Pläne genutzt würden.
„Die Spiele sind das, was wir daraus machen. Das bedeutet, dass wir eben kein ganz neues Stadtentwicklungsprojekt brauchen – weder einen Olympiapark mit ganz neuen Sportstätten noch ein olympisches Dorf. Und an diesen Projekten machen sich ja oft das Thema Verdrängung und Mietensteigerung fest. Das wird es alles nicht geben.“
Der DOSB will Olympia nach Deutschland holen. Hamburg ist an einer möglichen Ausrichtung interessiert. Das FAQ zur Olympia- und Paralympics-Bewerbung.
Ob die Hamburgerinnen und Hamburger mehrheitlich für ein Olympia-Bewerbung sind, wird sich bei einem Referendum entscheiden, das wohl im Mai des kommenden Jahres abgehalten werden soll.
Referendum wohl im Mai 2026
Ein derartige Bürgerbeteiligung gab es Paris damals nicht. Olympia-Kritiker Alauzy sieht im deutschen Weg, die Menschen in den Bewerber-Städten einzubinden, einen großen Gewinn und appelliert:
„Ihr Deutschen habt unglaubliches Glück. Denn in München, in Berlin, in Hamburg wird man nach eurer Meinung fragen. Auch wenn die Spiele weit weg, fern oder nicht so wichtig erscheinen, bitte ich euch inständig: Informiert euch. Es ist nicht meine Aufgabe, euch zu sagen, wie ihr abstimmen sollt, aber ihr habt die Macht – also nutzt sie.“
Auf dem Wasser sollen sich fünf kreisrunde, schwimmende Plattformen und Tribünen in Formation der Olympischen Ringe befinden.
Die von der Stadt geplante Arena soll auch vom HSV genutzt werden, da das Volksparkstadion absehbar wirtschaftlich nicht mehr tragbar sei. Doch dafür haben weder die Stadt noch der HSV Belege.