Leipzig – Um 8.35 Uhr ist vom Leipziger Airport der erste Afghanistan-Abschiebeflug der Merz-Regierung gestartet.

Am Freitag gegen 8.25 Uhr rollte der Airbus A330-200 der „Qatar Airways“ (QR7431) in Richtung Startbahn. Nach BILD-Informationen sitzen in dem Flieger 81 afghanische Straftäter, die zuvor aus mehreren Bundesländern nach Leipzig gebracht worden waren. Das Ziel des Charterfluges: Kabul.

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Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (55, CSU) bestätigte gegenüber BILD-Reportern: „Es ist gelungen, einen weiteren Abschiebeflug mit Straftätern nach Afghanistan zu organisieren. Damit beginnen wir, einen weiteren Teil des Politikwechsels aus dem Koalitionsvertrages umzusetzen.“ Abschiebungen nach Afghanistan müssten auch zukünftig „gesichert stattfinden“ können. Der Minister macht deutlich: „Es gibt kein Aufenthaltsrecht für schwere Straftäter in unserem Land.“

Die vom Bundesinnenministerium organisierte Aktion in den frühen Morgenstunden war lange geheim gehalten worden: Zu groß war die Gefahr, dass Gegner der umstrittenen Abschiebung nach Afghanistan den Abflug mit Protestaktionen im Umfeld des Leipziger Airports gefährden könnten.

Ein Großaufgebot der Polizei sicherte die Abschiebung am Leipziger Flughafen am Freitagmorgen ab

Ein Großaufgebot der Polizei sicherte die Abschiebung am Leipziger Flughafen am Freitagmorgen ab

Foto: Michael Strohmeyer

Nur straffällige Männer unter den Abgeschobenen

Nach BILD-Informationen wurden mit dem Geheim-Flug ab Leipzig 81 Männer abgeschoben. Mit an Bord unter anderem: drei verurteilte Straftäter, die zuvor in Dresden (Sachsen) in Abschiebehaft gesessen hatten. Sie waren wegen Diebstahls, Dealerei und Körperverletzung verurteilt worden und hatten ihre Strafen bereits abgebüßt. Die weiteren Insassen des Fluges kamen u. a. aus den Abschiebeeinrichtungen Pforzheim (Baden-Württemberg), Büren (Nordrhein-Westfalen) und Ingelheim (Rheinland-Pfalz).

Scharfe Kritik von Asylaktivisten

Der Verein „Sächsischer Flüchtlingsrat“ hatte zuvor energisch gegen die Abschiebung nach Afghanistan protestiert. „Wer mit den Taliban verhandelt, stärkt ein Regime, welches Frauen komplett ihre Rechte nimmt und neue Fluchtursachen schafft. Dies sorgt für mehr Chaos in einem Land, welches vor dem Abgrund steht“, kritisierte Asylaktivist Dave Schmidtke. Er warnt: „Wir erinnern uns an die Abschiebungen nach Kabul vor einigen Jahren: Zuerst traf es nur Straftäter, doch am Ende mussten alle abgelehnten Afghanen eine Abschiebung in den Krieg fürchten.“

Im Video: Hier startet die Maschine nach Kabul!Teaser-Bild

Quelle: WELT18.07.2025

11.423 ausreisepflichtige Afghanen

Laut Ausländerzentralregister hielten sich zum Stichtag 30. Juni 11.172 ausreisepflichtige afghanische Staatsangehörige in Deutschland auf, darunter 9.462 mit und 1.710 ohne Duldung.

Afghanische Staatsangehörige in DeutschlandAusreisepflichtige mit DuldungVollziehbar AusreisepflichtigeAusreisepflichtige gesamt 31. Dezember 2020 26.346 2.899 29.245 31. Dezember 2021 25.715 2.563 28.278 31. Dezember 2022 21.086 2.964 24.050 31. Dezember 2023 12.384 1.955 14.339 31. Dezember 2024 9.294 1.554 10.848 30. Juni 2025 9.462 1.710 11.172 Quelle: AZR

Darum waren die Abschiebungen gestoppt worden

Über 1000 Afghanen hatte Deutschland zwischen 2016 und 2021 abgeschoben – meist in Sammel-Chartern. Doch im August 2021 wurden Rückführungen nach Kabul gestoppt. Damals übernahm die radikal-islamische Taliban in einem Blitzsturm die Macht.

BILD-Reporter vor Ort: Abschiebeflug nach AfghanistanTeaser-Bild

Quelle: BILD18.07.2025

Der Abschiebestopp blieb fast drei Jahre bestehen. Erst Mitte 2024 kippte Innenministerin Nancy Faeser (SPD) die Linie – unter massivem Druck der Union. Ein Sonderflug, vermittelt vom Emirat Katar, brachte damals 28 Straftäter und Gefährder nach Afghanistan.