»Schöner leben ohne Macker« – T-Shirts mit diesem Aufdruck begrüßen einen im Schaufenster der »Fummelei Chrome«. Beim Eintreten fällt der Blick direkt auf Silberschmuck sowie Schuhe mit und ohne Absatz. Inneneinrichtung und Sortiment sind in Silber und Pink gehalten: Ein metallisch glänzender Vorhang dient als Umkleide, die Regale sind rosa gestrichen. In den gleichen Farbtönen werden vor allem Kleidungsstücke angeboten, vereinzelt stechen Pailletten oder Leo-Muster hervor.
Ende Mai eröffnete der neue Concept-Store in der Nähe des Lindenauer Markts. Für Inhaberin Pia Neumann ist es nicht das erste Geschäft: Bereits seit fünf Jahren führt sie die »Fummelei« auf der Eisenbahnstraße (s. kreuzer10/2020). Nun wurde »die kleine fancy Schwester, die ihr Auge mehr auf Mode wirft«, geboren. Und in der Tat dreht sich in dem futuristisch anmutenden Laden alles um Fashion. Gut überlegt habe Neumann sich das, denn gerade Mode sei schwierig zu verkaufen. »Aber vielleicht brauche ich erst mal nicht das Geld, sondern mich.« Mit dem Laden tue sie etwas für sich selbst, es sei ihre Art, sich auszudrücken, erzählt sie. »Es macht mich glücklich.«
Anders als bei der großen Schwester im Osten geht es hier weniger verspielt zu. Während man dort eher eine gewöhnliche gebrauchte Sporthose kauft, findet man hier im Westen nur veredelte Secondhand-Klamotten und neu gefertigte Kleidungsstücke. Denn Neumann ist es wichtig, auch anderen Designerinnen und Designern eine Plattform zu bieten.
Wie sie ihre Produkte auswählt? »Das, was mich interessiert, ist sehr stark mit Popkultur verbunden.« Für Popstars sei Mode ein Ausdruck der Identität, bei ihr sei das ähnlich. Schon vor der Gründung der ersten Fummelei habe sie ein großes Interesse an Mode, doch als Studentin kaum Geld gehabt. Damals seien Secondhand-Läden die Lösung gewesen – und nun verkauft sie selbst upgecycelte Klamotten.
Der Name ist Programm: »Chrome« manifestiere bereits, was sich dahinter verberge – Exklusivität und Einzigartigkeit. Das Metall reflektiere, blende und werde gesehen. »Mode, die hier angeboten wird, zieht Blicke auf sich«, sagt Neumann. Und tatsächlich, besonders sind die Teile, die hier angeboten werden, schon. Zum Beispiel ein rosa Kleid mit mehreren angenähten Plüschschweinchen. Das ist aber wirklich eines der exzentrischeren Stücke. »Wenn man es ganz stark runterbricht, steht Rosa eigentlich wieder für Feminismus.« So sei die Farbe vor knapp zehn Jahren bei Demos gegen den US-amerikanischen Präsidenten Trump getragen worden.
Man merkt: Das Konzept des Ladens ist wohl überlegt, es steckt viel Arbeit und Liebe fürs Detail dahinter. Neben Fashion-Statements sind ausgewählte Bücher und vereinzelte Dekoartikel zu finden wie Vasen aus dem 3D-Drucker. Wie sich der Concept-Store und seine Farbpalette in Zukunft weiterentwickeln wird? Da möchte sich Neumann noch nicht festlegen. Sie will ein offenes Ohr für die Wünsche ihrer Kundinnen behalten. Doch eins ist sicher: Langweilig wird es hier nicht.
> Fummelei Chrome, Odermannstr. 1, 04177 (Lindenau), Do–Sa 13–19 Uhr, @fummelei_chrome