Das Geheimnis seines Erfolgs ist, dass er Promis wie ganz normale Menschen behandelt. Und gleichzeitig behandelt er alle, ob sie nun Vorstandschefs chauffieren oder in der Küche Teller spülen, wie Promis. Der Stuttgarter People-Fotograf und Magazin-Herausgeber Christof Sage hat ein Händchen für Menschen und das feierte der 72-Jährige diesen Donnerstagabend gebührend mit prominenten Gästen und Überraschungen.

Der Mann ist ein Phänomen – und eine Legende, wie an diesem Abend erst Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut am Mikrofon rühmt, bevor auch OB Frank Nopper ihm eben diesen Ehrentitel verleiht. 50 Jahre Leidenschaft durch die Linse – was für ein Fifty-Fest! Stuttgarts Society feiert ihren Chronisten.

„Das war mein schwerster Sprung seit zehn Jahren“

Promis macht er menschlich und Menschen prominent: Dass Christof Sage das seltene Jubiläum eines halben Jahrhunderts als großes Kino erleben kann, verdankt er seinem Freund Stephan Hewel, dem Chef der Keller Group in Ditzingen. Mit Hilfe von Sponsoren richtet der Unternehmer ein Fest am Sitz seiner Firma aus – 350 Gäste sind geladen, etwa dreimal so viel, so hört man an diesem Abend munkeln, hätten kommen wollen.

Fallschirmsprung-Weltmeister Klaus Renz schaut sich das Spektakel voller glamourös gekleideter Gäste und einem Fuhrpark aus Sportlimousinen von oben an. Mit dem 79-jährigen Eberhard Gienger springt er aus dem Flugzeug, um, wie er später am Boden wissen lässt, „den schwersten Sprung seit zehn Jahren“ zu absolvieren. Der Wind ist an diesem Abend nicht sein Freund. Viel Platz zum Landen ist nicht. „Ich wollte auf keinen Fall auf einem der Luxusautos aufsetzen, die über eine Million Euro kosten“, sagt er.

König Bansah steht etwa 200.000 Einwohnern im Osten Ghanas vor. In Ludwigshafen betreibt er eine KfZ-Werkstatt und nennt sich der „ärmste König der Welt“. Auf dem Foto mit Bärbel und Christof Sage. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttgart Die Zuschauer zittern mit

Und im Baum landen wollte Renz auch nicht, wo doch so viele Promis aus Stuttgart zugeschaut haben: „Wenn es nicht geklappt hätte, würde mich keiner mehr buchen.“ Doch es klappt, auch wenn er unsanft auf dem Hintern auf hartem Asphalt entlang schlittert.

Beim Fest erfährt Klaus Renz später, dass der Fallschirmkollege und Extremsportler Felix Baumgartner an diesem Tag bei einem Paragliding-Sprung in Italien tödlich verunglückt ist. Wäre er abgesprungen, hätte er davon schon früher erfahren? „Aber ja“, antwortet Renz, „gefährlich sind die Sprünge – aber Autofahrten sind es auch.“ Dass Baumgartner einen Schwächeanfall in der Luft erlitten habe, bezweifelt der Stuttgarter: „Wer weiß das schon, man kann ihn ja nicht dazu befragen.“

Lisa Federle hat großen Respekt vor Wolfgang Grupp

Auch die Nachricht, dass Wolfgang Grupp seinen versuchten Suizid selbst öffentlich gemacht hat, wühlt etliche Gäste auf. Bestseller-Autorin Lisa Federle, die wohl bekannteste Notärztin Deutschlands, hat Respekt vor dem 83-Jährigen: „Großartig“ findet sie es, dass er seine Altersdepression offen angesprochen und dazu aufgerufen habe, in Therapie zu gehen. „Manchmal braucht es Vorbilder, um diesen Schritt zu tun und sich Hilfe so holen“, sagt Lisa Federle.

Ein Who’s is who von Stuttgart lässt den Fotografen hochleben. Gleich drei Vorstandsmitglieder von Porsche sind gekommen, auch der Big Boss von Breuninger und weitere CEOs bedeutender Unternehmen geben sich die Ehre – Politiker von Grün bis CDU sowieso. DJ Alegra Cole legt für die Netzwerker auf. Alle loben das italienische Catering von der Taverna La Vecchia aus Oberbohingen. Simone Schüle hat dabei für die Organisation des Festes gesorgt. Und der frühere Ministerpräsident und EU-Kommissar Günther Oettinger sagt, er kenne nur wenige Menschen, die so positiv eingestellt seien wie Christof Sage. Er sei der „dienstälteste Berufsfotograf von Deutschland und von ever“.

Auch der frühere EU-Kommissar Günther Oettinger und Kabarettist Christoph Sonntag feiern mit. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttgart Tränen kommen, als Sage seine 100-jährige Mutter begrüßt

Viele VIPs sind gekommen – doch als der Jubilar den größten VIP des Abends begrüßt, kommen ihm die Tränen: Es ist seine Mutter, die bald ihren 101. Geburtstag feiert. Liebevoll wird Christof Sage von seinen Fans „Stuttgarts Antwort auf Burt Reynolds“ genannt – nicht nur wegen seiner stets schicken Kleidung und seines markanten Auftretens, sondern auch wegen seines charmanten Selbstbewusstseins und der unerschütterlichen Coolness, mit der er durch die Welt der Prominenz navigiert. Vor seiner Linse hatte er schon alle: von Papst bis zum US-Präsidenten, von der Kanzlerin bis zum Palästinenserführer.

Besitzt er einen Giftschrank?

Verdient Christof Sage viel mehr Geld mit Fotos, die er nicht veröffentlicht, die also nie gedruckt werden? Wie groß ist sein Giftschrank? Schweigegeld kassiere er nicht, weist der 72-Jährige diese Vermutung zurück. Natürlich gebe es Kollegen, die versuchten, Kohle mit solchen Sachen zu verdienen. „Das ist Paparazzi-Gehabe und hat nichts mit dem diskreten Beruf des Fotojournalisten zu tun“, findet aber der Stuttgarter. Nur an diesem Abend fotografiert der Fotograf natürlich nicht selbst – doch sein letztes Foto hat Christof Sage bestimmt noch nicht gemacht.