Erst am Ende des Sommers ist klar, was der Sommer-Hit des Jahres war. Nämlich der, der an einem kleben bleiben wird wie Strandsand auf Discounter-Sonnencreme. Wir erinnern uns an (laut Google-Einschätzung) „The Ketchup Song“ 2001, „Mr. Saxobeat“ 2011 oder „Despacito“ 2017. Für 2025 gibt es bisher lediglich hellseherische Listen, auf denen sich aussichtsreiche Kandidaten wie „Love Me Not“ (Ravyn Lenae), „Sally, When The Wine Runs Out“ (Role Model) oder „Best Day of My Life“ von Bunt mit Tom Odell drängeln. Hat das schon jemand gehört außerhalb des Spotify-Universums?
Okay, ein Tipp: Wie wäre es denn mit einem ganz persönlichen Sommer-Hit? Dazu geht man zum Plattenhändler seines Vertrauens, schildert seine Vorlieben und geht garantiert mit einem Ohrwurm nach Hause, den sonst keiner hat. Zum Beispiel klappt das so im ehrwürdigen Optimal Records an der Kolosseumstraße. Der wurde 2024 noch von der damaligen Kulturstaatsministerin Claudia Roth mit ihrem neuen Plattenladenpreis Emil ausgezeichnet –ein Sommer-Hit, den es unter ihrem Nachfolger kaum weiter geben wird. Optimal aber existiert weiter (nun seit 43 Jahren), und das wird wieder mit einem Sommerfest gefeiert, von 24. bis 26. Juli.
Denn der Sommer ist nicht nur die Zeit der Sommer-Hits, sondern auch der Sommerfestivals – und da stehen einige an dieser Tage. Bei Tollwood im Olympiapark geht es nun sogar schon ratzfatz zu Ende mit den Konzerten von Lea (19. Juli) und Jamie Cullum (20. Juli), beide sind bereits ausverkauft, aber nebenan am Olympiasee könnte man noch beim 20. Sommernachtstraum am 19. Juli ein Plätzchen für Max Giesinger, die Psych-Folk-Band Altin Gün und das große Feuerwerk ergattern. Und bald startet hier schon wieder der Musiksommer im Theatron: einen Monat lang Gratis-Konzerte im Muscheltheater am See mit Junit (1.8.), Def Mama Def (2.8.), dem Klassikkonzert des Uni-Orchesters Sinfonietta (3.8.) oder Jamaram (21.8.) und Die weiteren Aussichten (24.8.).
Gute-Laune-Pop gratis: Jamaram spielen beim Free & Easy im Backstage. (Foto: Jamaram)
Die weiteren Aussichten für den Pop-Sommer sind vielversprechend beim Noisehausen-Festival (25./26. Juli) mit Sportfreunde Stiller, und Frank Turner und mehr wie auch bei der Brass Wiesn in Eching mit vier Tagen Blasmusik (im weitesten Sinn) von Wanda bis Pizzera & Jaus (31.7. bis 3.8.). Leichte Sommerkost gibt es bei den Münchner Brunnenhofkonzerten etwa mit Tribute-Abenden für Phil Collins (6.8.), Tina Turner (7.8.), Pink Floyd (8.8.), Queen (13.8) oder als Appetizer für Robbie Williams (23.7.), wobei freilich nur der „King Of Entertainment“ selbst beim großen Open Air im Olympiastadion seine Fans satt machen wird (26.7.). Am selben Tag feiert auch der Kreisjugendring sein Sommerfestival auf dem Königsplatz, das Oben Ohne Open Air mit Edwin Rosen, Levin Liam und vielen weiteren Gen-Z-Stars.
Hauptattraktion bei der Brass-Wiesn in Eching sind Wanda aus Wien, obwohl die bisher kaum als Blasmusikanten aufgefallen sind . (Foto: Stephan Rumpf)
Biergarten, Pommes, ein Kübelpflanzen-Dschungel und die Luftgitarrenmeisterschaft: Sommerzeit ist Free & Easy-Time. Von 24. Juli bis 10. August verschenkt das Backstage wieder den Eintritt zu Dutzenden Konzerten in all seinen Sälen, diesmal etwa zu Deez Nuz (24.7.), Lacrimas Profunders (26.7.), Salo (31.7.) oder „Lomäus Barthaar“, was nicht nur eine schöne Percussion-Mitmach-Lesung für Kinder ist, sondern auch ein tolles Anagramm für Lothar Mathäus (7.8.).
„A Bunch of Birds“ ist das prominent besetzte Projekt von Florian Freund, am 24. Juli im Optimal-Laden. (Foto: Florian Freund)
Womit wir wieder beim Optimal-Plattenladen angelangt wären. Denn beim dortigen Sommerfest gibt es nicht nur 20 Prozent auf alles und 2nd-Hand-Kisten zum Durchwühlen, sondern auch spannende Live-Bands. Neben Florian Schröders Solo-Projekt A Bunch of Birds (unterstützt von Theresa Loibl, Maria Hafner, Micha Acher …, am 24.7.) und dem Hyper-Punk-Pop-Projekt Spinnen von Veronica Burnuthian und Sophie Neudecker (26.7.) lockt da vor allem The Sound of Money. Das ist ein irres Münchner Allstar-Ding von Claudia Kaiser, Albert Pöschl, Tom Wu, Miyaji und anderen Szenehelden, das sich in einem wilden Ritt aus „Landwirtschafts-P-Funk“ bis „Finanzcasino-Gospel-Disco“ der mystischen Macht von Anagrammen widmet. Beispiel: Aus „The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars“ wird „Dr. Dr. Themefart, Frustrating Himself, Posed as Gay Old Nazi SS”. Na, wenn dass nicht nach dem Sommerhit 2025 klingt!