Nahaufnahme von Diesel- und Benzinpistolen an einer Tankstelle. Die Kraftstoffkrise hält an und die Kraftstoffkosten steigen

(Bild: Irene Miller / Shutterstock.com)

Mit einem neuen Sanktionspaket sollen die Schlupflöcher bei Diesel-Importen in die EU geschlossen werden. Doch welche Folgen hat das für Verbraucher?

Die Europäische Union hat ein neues, mittlerweile 18. Sanktionspaket gegen Russland wegen dessen Angriffskrieg in der Ukraine auf den Weg gebracht. Im Zentrum steht dabei ein Verbot von Diesel und anderen raffinierten Ölprodukten, die auf Basis von russischem Rohöl in Drittstaaten wie Indien hergestellt wurden.

EU will Sanktionsumgehung bei Diesel unterbinden

Bisher konnten Raffinerien in Ländern wie Indien oder der Türkei russisches Öl importieren, daraus Diesel herstellen und diesen dann nach Europa verkaufen. Auf diese Weise floss trotz Sanktionen weiterhin russisches Öl in Form von Diesel in die EU. Dieses Schlupfloch will die EU nun schließen.

Raffinerien und Händler müssen künftig nachweisen, dass ihre Produkte nicht aus russischem Öl hergestellt wurden. Andernfalls drohen Einreiseverbote für Schiffe und Sanktionen gegen beteiligte Unternehmen. Die EU hofft, Russlands Einnahmen so effektiver zu beschneiden und den Druck aufrechtzuerhalten.

Während die EU entschlossen scheint, die Sanktionen gegen russisches Öl und Diesel durchzusetzen, gibt es durchaus Zweifel an der praktischen Umsetzbarkeit. Ein zentrales Problem ist, dass die EU im Alleingang vorangeht, während sich die USA bisher weigern, eine verschärfte Preisobergrenze für russisches Öl zu unterstützen.

Ohne die Unterstützung der USA, die den globalen Ölhandel durch den Dollar und ihr Finanzsystem dominieren, dürfte es für die EU schwierig werden, den Handel effektiv zu blockieren. So ist es der EU nicht möglich, Russland den Zugang zum Dollar-Clearing zu verweigern. Analysten und Ölhändler bezweifeln daher, dass die neuen Sanktionen die russischen Ölexporte erheblich beeinträchtigen werden.

Auch Russland selbst zeigt sich wenig beeindruckt. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow betonte, man habe bereits eine „Immunität“ gegen Sanktionen entwickelt und sich an die Situation angepasst. Es ist davon auszugehen, dass Moskau nach Wegen suchen wird, die Beschränkungen zu umgehen, etwa durch den Aufbau von Zwischenhändlern und Schattenflotten.

Herausforderungen für Europas Dieselversorgung

Sollte es der EU wider Erwarten gelingen, die Sanktionen erfolgreich durchzusetzen, könnte dies erhebliche Folgen für die Dieselversorgung in Europa haben. Bisher war Diesel, der in Drittländern wie Indien aus russischem Öl hergestellt wurde, eine wichtige Quelle für den europäischen Markt.

Fallen diese Lieferungen weg, drohen Versorgungsengpässe und steigende Preise. Die Dieselmärkte zeigen bereits Anzeichen einer Verknappung. Ohne schnellen Ersatz, etwa durch höhere Produktion in anderen Ländern, könnte sich die Lage verschärfen.

Allerdings ist fraglich, ob alternative Lieferanten kurzfristig einspringen können. Eine Ausweitung der Förderung und Raffination erfordert Zeit und Investitionen. Zudem haben viele Länder selbst mit hoher Nachfrage zu kämpfen.

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Mittelfristig könnte eine höhere Raffinerie-Auslastung in Europa selbst Abhilfe schaffen. Doch auch hier sind die Kapazitäten begrenzt. Der Bau neuer Anlagen ist langwierig, zumal der Trend langfristig in Richtung alternativer Antriebe geht.

Verbraucher könnten Leidtragende sein

Am Ende könnten die Verbraucher die Leidtragenden sein, sollte sich der Dieselmarkt weiter verengen. Höhere Preise an den Zapfsäulen würden Pendler, Logistikunternehmen und die transportabhängige Wirtschaft belasten und die Inflation anheizen.

Wie stark die Auswirkungen ausfallen, hängt davon ab, ob und wie schnell alternative Lieferanten mobilisiert werden können. Auch eine Verhaltensänderung der Verbraucher, etwa ein schnellerer Umstieg auf sparsamere oder elektrische Fahrzeuge, könnte den Druck mindern.