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Die DFB-Frauen sind angeschlagen, die Abwehr ein Problem. Im EM-Viertelfinale gegen Frankreich ist Bundestrainer Wück zu einer Not-Lösung gezwungen.
Basel – Die Bühne für einen Klassiker im EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Frankreich ist bereitet, doch die Vorzeichen könnten unterschiedlicher kaum sein. Wenn die DFB-Frauen am Samstagabend im St. Jakob-Park in Basel auf Frankreich treffen (21 Uhr, alle TV-Infos) prallen gemessen am bisherigen Turnierverlauf Welten aufeinander.
Auf der einen Seite steht die französische Offensiv-Maschinerie, die mit der beeindruckenden Serie von elf Länderspielsiegen im Rücken und dem beeindruckenden Gruppensieg in der „Todesgruppe“ mit England und den Niederlanden vor Selbstvertrauen strotzt. Auf der anderen Seite eine deutsche Mannschaft, die nach der historischen 1:4-Demütigung gegen Schweden schwer verwundet ist und als klarer Außenseiter in dieses Viertelfinale geht.
Giulia Gwinn zwischen Himmel und Hölle – Verletzungen, Erfolge und Privates der DFB-KapitäninFotostrecke ansehenDFB-Team hat zwei Hoffnungen gegen Frankreich
Die Hoffnung ist zweierlei: Deutschland ist immer noch die Nation der Turniermannschaften, und gegen Frankreich haben die DFB-Frauen bei EM- oder WM-Endrunden noch nie verloren.
„Wir glauben an uns, wir glauben an unsere Stärken“, sagte der in die Kritik geratene Bundestrainer Christian Wück zuletzt. Auch Klara Bühl unterstrich diese Haltung: „Wir sind weiter davon überzeugt, dass wir ein erfolgreiches Turnier spielen.“
Damit dieses Turnier aber nicht am Samstagabend vorbei ist, muss vor allem die deutsche Defensive über sich hinauswachsen. Sie befindet sich nach dem Ausfall von Kapitänin Giulia Gwinn und der Rotsperre für Carlotta Wamser in einer akuten Krise. Die Lösung für die vakante Rechtsverteidigerposition könnte eine riskante Notoperation werden.
Rechte Seite beim DFB endgültig eine Problemzone
Die erfahrene Innenverteidigerin Kathrin Hendrich wird womöglich auf die Außenbahn rücken müssen. Eine Herkulesaufgabe, denn Frankreich bringt mit Sandy Baltimore und der Delphine Cascarino eine der gefährlichsten Flügelzangen des Turniers an den Start. Das direkte Duell zwischen Hendrich und Baltimore könnte zum entscheidenden Faktor werden.
Möglich aber auch, dass es dazu gar nicht kommt: Wenn Hendrich die gegen Schweden schwache Rebecca Knaak innen ersetzen sollte, könnte etwa Sophia Kleinherne auf rechts rücken. Oder setzt Wück wie in der zweiten Hälfte gegen Schweden auf eine Dreierkette?
Bundestrainer Christian Wück steht vor dem größten Spiel seiner jungen Amtszeit bei den DFB-Frauen. © IMAGO/Laci PerenyiSo könnte Deutschland gegen Frankreich auflaufen:
Berger – Hendrich, Minge, Knaak, Linder – Senß, Nüsken – Brand, Dallmann/Freigang/Däbritz, Bühl – Schüller
Offen ist indes auch mindestens eine Position im Mittelfeld: Kehrt die gegen Schweden rausrotierte Linda Dallmann zurück, behält Laura Freigang ihren Platz, oder entscheidet sich Wück für die Erfahrung von Sara Däbritz?
Däbritz hat bei der Frauen-EM bisher nur sieben Minuten gespielt, wäre aber so etwas wie die Frankreich-Expertin im Team: Sie spielte sechs Jahre lang bei Paris Saint-Germain und Olympique Lyon. In der abgelaufenen Saison gehörten die französischen Nationalspielerinnen Selma Bacha, Amel Majri, Alice Sombath und Kadidiatou Diani zu ihren Teamkolleginnen.