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Russland konfisziert vermehrt heimische Unternehmen. Gegenwärtig steht ein Goldunternehmen auf der Kreml-Liste. Angeblich steckt Korruption dahinter.

Moskau – Russland braucht Geld. Erst waren die Einnahmen aus dem Verkauf von Öl- und Gasexporten eingebrochen, dann verkündete die EU, neue Sanktionen gegen Russland vorzubereiten und nun meldete sich auch US-Präsident Donald Trump zu Wort und brachte hohe Strafzölle gegen Russland ins Spiel. Russland wiederum scheint zumindest eine Teilantwort auf das Problem gefunden zu haben: Enteignung.

Putin greift nach Gold-Unternehmen – Korruption bei Juschuralzoloto-Übernahme?

Ein russisches Gericht in der Tschekjabinsk-Region hat die Verstaatlichung eines wichtigen Goldproduzenten angeordnet. Die Anteile am Unternehmen Juschuralzoloto, die dem größten Anteilseigner Konstantin Strukow gehören, gehen in den Besitz des Kremls über. Das berichtete die Moscow Times und bezog sich dabei auf eine Entscheidung vom Bezirksgericht Tscheljabinsk.

Wladimir Putin in Moskau.Wladimir Putin in Moskau (Symbolfoto). Russland enteignet mehr heimische Unternehmen. Aktuell steht ein Goldunternehmen auf der Kreml-Liste. Angeblich steckt Korruption dahinter. © IMAGO / ITAR-TASS

Zuvor hatte die Generalstaatsanwaltschaft Klage bei ebendiesem Gericht eingereicht. Eine Quelle innerhalb der Generalstaatsanwaltschaft hat der staatlichen Nachrichtenagentur TASS entsprechende Informationen übermittelt.

Laut der Klage soll Strukow (seit 2000 Abgeordneter der regionalen gesetzgebenden Versammlung und seit 2017 stellvertretender Vorsitzender) gegen das Verbot der Geschäftsbeteiligung verstoßen haben. Angeblich hat er seine Position als Politiker dafür genutzt, um Vermögenswerte von Juschuralzoloto an sich zu bringen. Die Nachrichtenagentur Interfax berichtete, dass das Bezirksgericht der Klage stattgab und die sofortige Beschlagnahme aller Assets anordnete.

Massen-Enteignungen in Russland? – Vorteile der Enteignung für Putin

Die Enteignung Strukows war bereits Anfang Juli absehbar. Der Ökonom Andrei Jakowlew vom Davis Center der Harvard University kritisierte das Vorgehen des Kremls. „Nach dieser Logik könnte mindestens die Hälfte aller regionalen Unternehmer mit einer Enteignung rechnen“, warnte er. Die russische Regierung verfolge durch die Konfiszierung von Unternehmensvermögen zwei Ziele zugleich.

Erstens können die Betriebe als neue Einkommensquelle für die Kriegskasse des Kremls herhalten. Diese erlitt zuletzt mehrere schwere Einbußen, als das Öl sich plötzlich massiv verbilligte. Zweitens erlangt der Kreml-Diktator Wladimir Putin zusätzliche Kontrolle über die Wirtschaftselite. Das Schicksal mächtiger Geschäftsleute könnte vom „Überleben des Regimes“ abhängig werden. Der Staat gewinnt immer mehr Macht über Unternehmen und deren Vermögen.

Kreml enteignet mehr Unternehmen – und gibt Korruptions-Bekämpfung als Grund an

Mittlerweile ist gar ein Trend zu mehr Verstaatlichungen innerhalb Russlands zu erkennen. Das vom Kreml festgesetzte und eingezogene Vermögen beläuft sich seit 2022 auf einen Wert von 3,9 Billionen Rubel. Der Gesamtwert der konfiszierten Güter verdreifachte sich zwischen Juli 2024 und Juli 2025. Das hatte die Anwaltskanzlei Nektorov, Saveliev & Partners berechnet. In manchen Fällen begründet der Kreml solche Schritte mit Korruptionsbekämpfung.

Wie das aussieht, hatten auch deutsche Unternehmen bereits erfahren. Im Frühjahr 2024 enteignete Putin den deutsch-japanischen Maschinenbauer DMG Mori. Das sollte zunächst temporär passieren, aber der Konzern hatte schon unmittelbar nach der Ankündigung seinen Pessimismus darüber ausgedrückt, dass Russland die entwendeten Assets zurückgeben würde.

Geldsorgen im Kreml – Minister will enteignete Assets verkaufen

Aus Sicht des Kremls dürften die Enteignungen mehr als Sinn ergeben: Wegen eines nachlassenden Ölpreises und der Ankündigung der Opec+, noch mehr Öl fördern zu wollen, musste Russland mit einem deutlichen Minus seine Jahresprognose korrigieren. Im März hat der russische Finanzminister Anton Siluanow jedoch auch schon verkündet, aus dem Verkauf beschlagnahmter Vermögenswerte 1,1 Milliarden Euro erzielen zu wollen.

Das neue enteignete Gold-Unternehmen hatte 2023 Einnahmen in Höhe von 320 Millionen US-Dollar berichtet, die es aus der Produktion von 10,6 metrischen Tonnen Gold erzielt hatte. Allerdings habe es auch Verluste eingesteckt: Diese beliefen sich auf 90 Millionen US-Dollar. Juschuralzoloto behielt sich vor, Widerspruch einzulegen.