Berlin/Washington – Es war die große Hoffnung gegen Putins Raketen: Am Montag verkündete US-Präsident Donald Trump, er werde der Ukraine Waffen liefern, die Europäer müssten nur dafür zahlen. Jetzt zeigt sich: Deutschland muss nicht nur blechen – sondern auch noch selbst liefern. Dabei fehlt der Bundeswehr schon jetzt Flugabwehr.
Besonders dringend brauchen die Ukrainer Flugabwehr, um sich gegen den Raketen- und Drohnenterror aus Russland wehren zu können. Der Plan: Die Ukraine bekommt zusätzliche Patriot-Systeme. Deutschland wollte die Kosten von zwei Einheiten (zwei Milliarden Euro) übernehmen. Das hatte Kanzler Friedrich Merz (69, CDU) Trump mehrfach angeboten.
▶︎ Doch jetzt kommt heraus: Deutschland wird nicht nur zahlen. Sondern muss wohl selbst Flugabwehr der Bundeswehr schicken, weil Trump keine eigenen Waffen abgeben will.
Jetzt soll doch Deutschland liefern
Aus Kreisen der Bundesregierung erfuhr BILD: Eigentlich war angedacht, dass die Amerikaner aus ihren eigenen Beständen an die Ukraine liefern und Deutschland die Kosten der Nachbestellung übernimmt. Doch dann hat Trump darauf bestanden, dass die US-Armee von seiner Luftverteidigung nichts abgeben kann. Europa müsse selbst aus seinen Beständen die Flugabwehr auftreiben.
Im Klartext: Dass Deutschland die Waffen für die Ukraine zahlt, reicht nicht. Europa muss auch Lücken in seine Depots reißen und kann lediglich Ersatz bei der amerikanischen Rüstungsindustrie nachbestellen.
Ukrainische Soldaten neben einem Patriot-Abwehrsystem – aufgenommen an einem geheimen Ort in der Ukraine
Foto: Valentyn Ogirenko/REUTERS
Problem: Luftverteidigung ist knapp in Europa. Seit Tagen wird vertraulich verhandelt, wer der Ukraine helfen kann. Kanzler Merz erklärte: „Wir haben in den letzten Tagen die Verabredung getroffen, dass wir vom europäischen Kontinent und aus Europa insgesamt neun Patriot-Systeme an die Ukraine liefern und dass diese Systeme dann aus den USA heraus ersetzt werden. Denn wir müssen ja auch unsere eigene Verteidigungsfähigkeit aufrechterhalten.“
Jetzt zeichnet sich nach BILD-Informationen eine Lösung ab:
▶︎ Die Schweiz rückt auf der Warteliste für Patriot-Systeme weiter nach hinten. Die erste Einheit geht nicht nach Bern, sondern in die Ukraine, Deutschland zahlt. Aber: Dieses System wird immer noch vom US-amerikanischen Rüstungskonzern Raytheon fertiggebaut und soll frühestens in sechs bis acht Monaten fertig sein.
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▶︎ Um Kiew schneller zu helfen, wird nach BILD-Informationen geprüft, ob (mal wieder) Deutschland einspringt. Und eine weitere Patriot-Einheit der Bundeswehr an die Ukraine abgibt. Der Ersatz muss dann bei Raytheon bestellt werden, die Lieferung dauert Jahre.
Bundeswehr hat schon jetzt zu wenig
Allerdings fehlt der Bundeswehr jetzt schon Flugabwehr. Zu Beginn des Ukraine-Krieges verfügte die Truppe über zwölf Patriot-Systeme, um unser Land gegen Luftangriffe zu schützen.
▶︎ Drei Einheiten wurden bereits an die Ukraine abgegeben.
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▶︎ Zwei Systeme sind in Polen im Einsatz, um den Flughafen, über den die Nato alle Waffen für die Ukraine einfliegt, abzusichern.
▶︎ Drei Systeme werden nach BILD-Informationen aus der Bundeswehr gerade mit einem Update ausgestattet, sind derzeit also nicht einsatzbereit.
▶︎ Mindestens ein System wird für die Schulung von Soldaten gebraucht.
Damit stehen für die eigene Luftverteidigung aktuell maximal drei Einheiten zur Verfügung. Wird ein weiteres System abgegeben, wären es noch zwei.
Die Lage wird erst in einigen Jahren wieder besser. Die alte Ampel-Regierung hat acht Patriot-Systeme bestellt. Ende 2026 soll das erste bei der Luftwaffe eintreffen, bis 2029 die restlichen.