Über 70 Amtsgerichte gibt es in Bayern. Eines davon steht in der Ganghoferstraße in Kaufbeuren im östlichen Allgäu. Das Ensemble ist südöstlich des historischen Zentrums am Rande des Stadtparks zu finden und besteht aus zwei denkmalgeschützten Altbauten aus dem 19. Jahrhundert, zu denen sich im letzten Jahr ein unauffälliger Verbindungsbau gesellt hat – zumindest auf den ersten Blick, denn rückwärtig zeigt dieser eine ganz eigene Identität. Entwurf und Planung stammen von löhle neubauer architekten aus Augsburg, die hierfür mit mse architekten aus Kaufbeuren in einer Arbeitsgemeinschaft zusammenarbeiteten. 

Das Projekt ging auf ein VgV-Verfahren im Jahr 2018 zurück und umfasste neben der Planung des Neubaus auch die Sanierung des Bestands. Dies ermöglichte eine konzeptionelle Umstrukturierung des Programms, die auch formal erkennbar ist. In den beiden Altbauten befinden sich jetzt nur noch die Büros der Mitarbeitenden. Alle öffentlichen Bereiche wurden hingegen in der Erweiterung untergebracht.

Straßenseitig erhält die öffentliche Nutzung dank der dunklen Fassade aus geprägten Metallpaneelen nun auch eine klare Adresse. Nach der Zugangskontrolle erwartet Besucher*innen ein ebenerdiges Foyer mit Sitzgelegenheiten und einem offenen Bürgerbüro. Im Untergeschoss werden unter anderem Prozessakten gelagert.

Auf der Rückseite nutzt die Erweiterung die Topografie des Geländes und entfaltet sich zum Park hin mit einem Split-Level-Trakt. Vom Foyer aus über breite Halbtreppen – beziehungsweise barrierefrei über einen Aufzug – zu erreichen, sind hier auf zwei Ebenen Sitzungssäle und Beratungszimmer angeordnet. Bodentiefe Verglasungen eröffnen Ausblicke auf das nahe Grün. Dabei folgen die Fenster den teils schräg gestellten Außenwänden des Volumens.

Die Erweiterung ist als Stahlbetonkonstruktion ausgeführt. Dank vieler Sichtbetonflächen ist dies im Innenraum deutlich ablesbar. Darüber hinaus wurde die dunkle Farbe der Hülle auch für alle Ausbauten und Möblierungen gewählt. Im Zusammenspiel mit hellen Terrazzoböden ergibt dies eine minimalistische, ja fast schon puristische Atmosphäre. (sb)

Fotos: Brigida González

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